St. Ruprecht
Martina Brandl und ihre Malwerkstatt

Foto: Hermine Arnold
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Wir leben in einer Gemeinde mit vielen wunderbaren Menschen. Mit ihrer Persönlichkeit und ihren besonderen Talenten berühren sie unsere Herzen auf besondere Weise. In schwierigen Zeiten wie diesen ist es ein Geschenk, sich Zeit nehmen zu können, um regionale Persönlichkeiten zu entdecken und genauer hinzuhören, was sie uns sagen möchten.

Heute darf ich endlich Martina Brandl in ihrer Malwerkstatt besuchen. Wie auch Melitta Winkler, die ich bereits portraitieren durfte, ist Martina Brandl eine Profi-Künstlerin in Wollsdorf, die ich in nur wenigen hundert Metern von mir zu Hause fußläufig erreiche. Es ist interessant: Wollsdorf hat ca. 500 Einwohner und ich wohne eigentlich mitten im Zentrum der Wollsdorfer Malereikompetenz!

Malwerkstatt mit historischem Flaire

Beim Eintritt in Martinas Reich begrüßt mich ein wohliges Duftgemisch aus Farbgeruch, Blüten und Gewürzen. Die Malwerkstatt ist in einem eigenständigen Seitengebäude untergebracht und gliedert sich in einen großzügigen Raum mit Sitz- und Arbeitsbereich, von dem man einen Blick in die Küche werfen kann und in einen weiterführenden Raum, in dem sich die Arbeitsplätze von Martinas MalereischülerInnen befinden. Von dort ist auch eine Nische zugängig, in dem Arbeits- und Malzubehör fein säuberlich aufbewahrt sind.

Foto: Hermine Arnold

Besonders beeindruckend in diesem Raum präsentiert sich stolz der gut erhaltene Überrest einer Felswand am hinteren Ende des Raumes. Die Steine hinterlassen einen Hauch von geheimnisvoller Vergangenheit und man spürt die historische Bedeutung des Gebäudes. Martina erzählt, dass sich hier eine riesige Landwirtschaft im Besitz des österreichischen Hochadelsgeschlechtes der Wurmbrand-Stuppach befunden hat, die früher auch einmal im Besitz des Schlosses Stadl waren. Die Malwerkstatt ist als Teil des ehemaligen riesigen T-förmigen Gebäudes erhalten geblieben.

Buchhaltung und Malerei sind kein Widerspruch

Martina hat schon als Hauptschülerin zuhause gern gemalt. Sie lächelt, als sie vom ersten Motiv, dem „Lavendelbuschen“ ihrer Mutter erzählt hat, der sie in ihren Anfängen ganz schön herausgefordert hat. Die Malerei und Musik außerhalb des Mainstreams, das sind die Dinge, die Martina schon immer Freude bereitet haben. Kunst und Kultur und den Kopf in den Wolken, das hat sie als Jugendliche in der Schulzeit aber leider auch zur Außenseiterin gemacht. – Bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Lehrerin Brigitte Eder mit coolen Schulprojekten eine neue Ära eingeläutet hat. Gemeinsam mehr und Besonderes zu schaffen, anstatt sich die Unterschiedlichkeiten zur Ausgrenzung zunutze zu machen, das ist es, was sich auch in Martinas Arbeit mit ihren jetzigen MalschülerInnen widerspiegelt.

Foto: Hermine Arnold

Eigentlich wollte Martina die Kunstgewerbeschule besuchen, aber ihre Eltern wollten einen sicheren Brotberuf für Martina. Sie haben gut erkannt, dass Martina auch ein Händchen für Zahlen und Business hat. Nun kann sie beide Welten, die der Kunst und die der Zahlen in ihrem kleinen Malwerkstatt-Unternehmen perfekt vereinen.

Nach 2 Jahren Oberstufengymnasium im musischen Zweig stieg Martina in die Lehre zum Einzelhandelskaufmann beim Interspar im Citypark ein. Der Wechsel in die Druckerei der SPAR Zentrale brachte ihr viele Einblicke und Handwerkszeug für Gestaltung, Layout und Druck. – Kompetenzen, die ihr nun bei ihrer Homepage-, Katalog- und Drucksortengestaltung zugutekommen. Die letzte Station in der SPAR Zentrale war in die Buchhaltung, bevor sie in eine 2-Frauen-Buchhaltungskanzlei eingetreten ist, wo sie noch immer ihr Zahlen-Standbein hat.

Alles was ich gelernt habe, brauche ich heute, um mein kleines Unternehmen zu führen, freut sich Martina.

Wie kam es zur eigenen Malwerkstatt?

Martina wohnt hier nun schon seit 20 Jahren mit ihrer Familie und die Malerei begleitet sie schon seit mehr als 30 Jahre ihres Lebens. Eines Tages hat ihr ein guter Freund empfohlen: „Martina mach was draus!“.

Kurzerhand erarbeitete Martina einen Businessplan für Malworkshops, basierend auf einer Prognoserechnung für 2 Jahre, und präsentierte sie ihrem Mann, der auch selbständig ist. Beide waren sich schnell einig, dass das die Sternstunde für die Malwerkstatt in Wollsdorf sein sollte.

Foto: Hermine Arnold

Gestartet hat Martina mit einem Kinderkurs in den Ferien, zu dem sich unfassbare 30 Kinder gemeldet haben, die dann in 2 getrennten Gruppen unterrichtet wurden. Mittlerweile hat sich Martina auf den Unterricht mit Erwachsenen spezialisiert. Die Grazer Gruppe besteht schon von Anfang an,  aufgrund der Ausstellung im MiR neu dazugekommen sind WorkshopteilnehmerInnen aus dem regionalen Umfeld sowie zwei Damen aus Kärnten. 

Die Ausstellung im MIR ist ein voller Erfolg

Martina ist sehr dankbar, dass sie im MIR (Museum im Rathaus) in Gleisdorf ausstellen und ihre Ausstellungszeit wegen Ausfalls der nachfolgenden Künstlerin sogar um 1 Monat bis zum 26. März 2022 verlängern darf. Coronabedingt gab es nur eine online-Vernissage, aber mittlerweile haben mehr als 300 Interessierte die Ausstellung persönlich besucht. Die Rückmeldungen sind sehr wertschätzend und auch sehr motivierend.

Foto: Hermine Arnold

Die Bilder-Preise bewegen sich im höheren Segment, das ist der Verwendung von hochwertigen echten Pigmenten und Materialien und der qualitativ hochwertigen Arbeit geschuldet. Zur Vorstellung für Laien: ein kleines Döschen der Pigmente dieser Kategorie mit 10 Gramm (1 Esslöffel voll) kostet zwischen € 30 und € 40. Das macht die Bilder nicht nur lichtecht sondern sogar „wintergartenfest“. 

Heart of Gold und Kleiner Prinz

Martina beschäftigt sich mit tief gefühlten Prozessen von Aufbruch und notwendigen Veränderungen des Lebens und verleiht ihren Gefühlen bildlichen Ausdruck durch die Intuitive Prozessmalerei.

Beim Durchblättern des Ausstellungskataloges „Personale“ fällt mir das blau-gold gehaltene Bild „Heart of Gold“ auf. Beim Diskutieren des Bildes wird klar, dass Martina die Auseinandersetzung mit der Farbe blau und türkis liebt.

Türkis ist meine Farbe, türkis gibt es in vielen Schattierungen, es beginnt mit dem Indigo und geht bis zum Kupferblau.

Den Titel für das Bild hat Martina von Neil Young ausgeborgt, der sie bei der Bildentstehung inspiriert hat.

Der kleine Prinz | Foto: Hermine Arnold

Beim Bild „Kleiner Prinz“ erzählt Martina, dass sie das Buch „Der Kleine Prinz“ unzählige Male gelesen und am liebsten in Englischer Sprache gelesen hat.

Die englische Sprache ist so schön, sie umfasst mit 30 Millionen Wörter viel mehr als die deutsche Sprache. Deshalb sind die Englischsprechenden in der Lage, Dinge besonders schön auszudrücken. Für „die Erwachsenen“ gibt es im Englischen den Begriff „the Grown-Ups“, die Ausgewachsenen.

Das lässt die Hoffnung zu, dass wir uns unsere Kindlichkeit und Kreativität auch im „ausgewachsenen Zustand“ erhalten können. Auf dem Bild sieht man übrigens den Prinzen und zwei angedeutete spitze Ohren lassen die Anwesenheit des Fuchses vermuten.

Die internationale Künstlerin und Dozentin Gabriele Musebrink hat sich mit den Bildern von Martina auseinandergesetzt und kommentiert die Arbeit von Martina Brandl im Ausstellungskatalog:

Die Schönheit unseres Seins wird beschrieben durch die erfahrenen Schründe, denen Respekt gezollt wird. Die Haltung ist ein achtsamer Umgang mit dem Leben. Das Leben wird ein Übungsweg des Loslassens.

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
NEDI Regionalportrait
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