Gleisdorf
Monika Lafer macht Kunstgeschichte für uns lebendig

Das Multitalent Monika Lafer beim wunderbaren Storytelling über die Künstlerbrüder Kurtz | Foto: Hermine Arnold
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  • Das Multitalent Monika Lafer beim wunderbaren Storytelling über die Künstlerbrüder Kurtz
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Gestern gab es Storytelling von Monika Lafer vom Feinsten für die Besucherinnen und Besucher des ForumKLOSTER. Sie demonstrierte anschaulich und pointiert, wie unglaublich spannend und lebendig Kunstgeschichte sein kein. Die multitalentierte Gleisdorferin Monika Lafer, die wir als etablierte Künstlerin kennen, hat schon vor 2 Jahren mit ihrer Bucherscheinung zur Biografie des Gleisdorfer Künstlers Camillo Kurtz klargestellt, dass sie auch eine hervorragende Kunsthistorikerin ist. Ihr neuestes Buch behandelt das Leben und Wirken zweier weiterer Vertreter der Künstlerfamilie Kurtz: der beiden konträren Brüder und Künstlercharaktere Arthur Kurz und Augustin Kurtz-Gallenstein. Das gut lesbare Buch beinhaltet neben den Biografien der Künstler und Analyse der Hauptwerke zudem ihre Werkverzeichnisse. Das neue Buch ist ab sofort bei der Buchhandlung Plautz erhältlich.

Foto: Hermine Arnold

Die wunderbare Buchpräsentation wurde von Hannelore Farnleitner-Ramminger (Geige) und Ulrike Dusleag (Klavier) musikalisch umrahmt.

Hannelore Farnleitner-Ramminger (Geige) und Ulrike Dusleag (Klavier) | Foto: Hermine Arnold
  • Hannelore Farnleitner-Ramminger (Geige) und Ulrike Dusleag (Klavier)
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GLEISDORF. Vizebürgermeisterin Katharina Schellnegger, die wie Monika Lafer Kunstgeschichte studiert hat, erklärt dem Publikum eingangs:

„Die Geschichte ist unser gemeinsames Fundament. Manche Menschen haben Kunstwerke hinterlassen, die wie Fenster in die Geschichte sind. Manche Fenster sind klar und durchsichtig und manche nicht. Dafür braucht es Detektivinnen wie die Monika Lafer, die diese Schichten abtragen und die Geschichten, die dahinter zum Vorschein kommen für uns übersetzen. Ihre Aufgabe ist die umfassende Suche wie zum Beispiel in Archiven, auf Dachböden und in Einträgen von Tagebüchern. Monika Lafer ist eine charakterstarke Geschichtenerzählerin und wunderbare Kunsthistorikerin. Monika Lafer erfüllt ein Klischee der kunsthistorischen Kollegen nicht: sie schreibt keine Texte, die niemand versteht und auch keiner braucht.“

v.l.n.r. Vizerbürgermeisterin Katharina Schellnegger, Dr. Monika Lafer, Kulturreferent Dr. Karl Bauer | Foto: Hermine Arnold
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Monika Lafer über das konträre Künstler-Brüderpaar

Die neueste Bucherscheinung aus dem Verlag Sublilium Schaffer zeichnet die beiden Künstler Arthur Kurtz und Augustin Kurtz-Gallenstein im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne: Der akademische Maler Augustin Kurtz-Gallenstein, introvertiert und streng katholisch, wählte mit 44 Jahren das Stift Admont zu seinem permanenten Lebensmittelpunkt. Sein extrovertierter Bruder Arthur Kurtz, Maler, Schriftsteller und Philosoph, bewegte sich als Künstlerfürst in hocharistokratischen Kreisen. Sein kometenhafter Aufstieg hat viele Neider auf den Plan gebracht, die nach und nach seinen Ruf nachhaltig geschädigt haben und für sein Verschwinden aus der Kunstwelt verantwortlich zeichnen.

Erwähnenswert ist Arthur Kurtz‘ philosophische Publikation des „Lenkbaren Naturkraft-Zentralapparates“ zur Sicherung des dauerhaften Weltfriedens. Der Gleisdorfer Kulturreferent Karl Bauer, der auch die Laudatio für Monika Lafer hielt, meint dazu: „Arthur Kurtz war ein Vordenker für den Frieden, und es ist gerade heute eine wünschenswerte Vorstellung, dass, wenn man das Wetter beeinflussen könnte, damit auch Kriege beenden könnte.“


Monika Lafer und ihre unglaubliche Schaffenskraft

Ein weiteres Buch von Monika Lafer mit Werkverzeichnissen von Camillo Kurtz ist als Ergänzung zu seiner Biografie bereits in Planung, ebenso wie eine eigene MiR-Ausstellung im April 2023 mit Werken der gesamten Kurtz-Künstlerfamilie.


Monika Lafer im persönlichen Interview

Wir haben im Vorfeld der Buchpräsentation ein Interview mit der Künstlerin und Kunsthistorikerin Monika Lafer geführt, das wir an dieser Stelle wiedergeben, um das Gesamtbild der vielseitigen Künstlerin und Kunsthistorikerin Monika Lafer zu zeichnen.

1. Wie bist du zur Malerei gekommen?
Die Zeichnung und Malerei war immer Teil meines Lebens. Doch im elterlichen Haus war dieses Talent unerwünscht, denn Malerei ist eine „schmutzige Kunst“ und benötigt außerdem viel Platz. Deswegen konnte ich mich erst mit etwa 18 Jahren erstmals die Ölmalerei versuchen. Nach dem Motto „lern was gscheits“ – ging es auf zur Akademie für Physiotherapie. Danach war ich rund 15 Jahre als Physiotherapeutin tätig, habe aber nie mein persönliches Ziel aus den Augen verloren und nebenbei die zweite (Ortweinschule) und dritte (Uni Graz) Ausbildung absolviert.

2. Du bist eine vielseitige Künstlerin und Kunsthistorikerin – schlagen da zwei Herzen in deiner Brust?
Kunstgeschichte und Bildende Kunst sind für mich eine Einheit. Zwei Herzen war eher damals ein Thema, als ich Physiotherapie und Kunst parallel praktiziert hab. Und es war klar, dass ich nicht als Physiotherapeutin in Pension gehe.

3. Du bist auch Mutter – wie schaffst du das alles unter einen Hut zu bringen?

Foto: Hermine Arnold

Ja, ich bin wahrscheinlich im Modus einer indischen Gottheit mit mehreren Paaren Armen unterwegs. Denn mein Mann Werner und ich haben keinen Babysitter oder Oma/ Opa für unseren Zwergen. Also: als introvertierter Mensch drehen sich meine Themen sowieso permanent im Kopf herum – Bilder, Texte, To-Do-Listen,… - das macht es einfacher, um bei einem Zeitfenster viel erledigen zu können. Und: Werner unterstützt mich nach Kräften, sonst ginge da gar nix.

Das Atelier ist im selben Haus, das spart Zeit. Ich versuche auch, unseren Junior Gregor wo möglich mitzunehmen. Ein Beispiel ist das Atelier: Etwa 50% hier sind mit seinen Spielsachen geflutet, er spielt, ich male. Und natürlich nicht in Öl, weil die Bindemittel giftig sind. Erst wenn er größer ist und andere Interessen hat, als mich ins Atelier zu begleiten.

4. Welches waren deine prägendsten Erfahrungen als Künstlerin?
Da gab es viele: Zum einen, dass man mit Kunst/ in diesem Fall Karikatur/ tatsächlich was bewirken kann (ich habe mich bei einem ehemaligen Arbeitgeber so geäußert, weil ich es lösungsorientierter fand als mit der Herde mitzumaulen). Zum anderen, dass Kunst und Kunstmarkt etwas völlig Unterschiedliches ist – und wenn man sich in seinem Werdegang auf den Markt hin trimmen lässt, kann das ziemlich schädlich für einen selbst sein. Das habe ich mit mir nicht machen lassen. Aber im Laufe der Ausbildung ist es nicht so einfach, seine wirklichen Stärken zu entwickeln. Mir kam entgegen, dass ich die Ausbildung mit Ende 20 gemacht hab, da hatte ich schon etwas Lebenserfahrung.

Und natürlich gab es Situationen, in denen man dann sofort und auf der Stelle weiß, DAS ist es! Nämlich in meinem Fall, das Beschäftigen mit der Natur: Freilichtmalerei, stundenlang alleine unterwegs sein, Lernen und Verstehen dessen, was man vorfindet, Freude an all dem haben. Und dann im Atelier etwas daraus weiterentwickeln. Das Theater der Vernissagen brauch ich in Wirklichkeit nicht, aber ich mache es so gut ich kann als Teil des Business: Denn man will seine Werke auch präsentieren und verkaufen.
Aber am liebsten bin ich allein in der Natur (gut, meist mit Familie, das ist auch gut so) und nicht im quirligen Treiben einer Stadt oder Gesellschaft.

5. Du hattest 2019 eine Ausstellung in Lausanne, 2021 in Udine. Gibt es weitere Ausstellungs-Pläne außerhalb Österreichs?
Momentan habe ich den Focus noch auf dem Kurtz-Projekt, die internationalen Ausstellungen sind möglicherweise 2024 wieder ein Thema. Und ich muss endlich italienisch lernen – denn in Italien habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht.

6. Möchtest du etwas über die internationale Galerie erzählen, die einige Werke von dir im Repertoire hat?
Der Galerist in Udine hat die Hälfte der ausgestellten Bilder verkauft. Er ist irre lieb und ehrlich und hat echt was drauf, da konnte ich mich bei seiner Eröffungsrede überzeugen. Soweit verstehe ich italienisch, dass ich weiß, dass er fundiert und kurz alle Werke kunsthistorisch verortet hat und die Presseleute entsprechend versorgt hat. Guter Mann, der Luca!

7. Worum geht es in der Kunstausstellung „Leiner Art Lounge“, in der auch Bilder von dir ausgestellt werden?
Abseits gewohnter Ausstellungssituationen in Galerien, in denen Kunst auf weißen Wänden präsentiert wird, werden Kunstwerke steirischer, zeitgenössischer Künstler für Kunden und Interessierte direkt in Wohnsituationen präsentiert. Der Künstlerbund möchte mit dieser Kooperation Kunst „direkt“ zu den Menschen nach Hause bringen und wünscht allen Besuchern stimmungsvolle Momente.

Ich bin Mitglied im Künstlerbund und habe dort einfach mitgemacht – da geht es ums Ausprobieren. Bringt sowas irgendwas? Keine Ahnung, we will see…..

Das vor 2 Jahren erschienene Werk der Kunsthistorikerin Monika Lafer über Camillo Kurtz | Foto: Hermine Arnold
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8. Was hat dich dazu bewegt, die Künstler des Kurtz-Clans (zuerst Camillo in der Masterarbeit und jetzt Arthur und Augustin in der Diss) als Kunsthistorikerin ins Visier zu nehmen?
Ich wollte was zur Regionalforschung beitragen – und in Gleisdorf gab es drei akademische Künstler dieser Zeit: Schaggl, Tuttner, Kurtz. Kurtz hat mich in seiner Vielseitigkeit und Biografie am meisten angesprochen – das war mein Ausgangspunkt. Und er war perfekt als Thema für meine Masterarbeit geeignet. Und da er zwei Onkels hatte, wovon einer in einer 28seitigen Publikation (Kurtz-Gallenstein) in den 1950ern aufgearbeitet worden war, und der andere (Arthur Kurtz) gar nicht, wollte ich da weitermachen. Meine Doktormutter Margit Stadlober hat mich überzeugt, das als Dissertation anzugehen – denn ich wollte eigentlich nach dem Master mit der Universität nichts mehr zu tun haben. Und es hat mich gereizt, herauszufinden, was mit Arthur Kurtz passiert ist.

9. Kannst du etwas über die zwei Künstler im Spannungsfeld zwischen Tradition und Aufbruch mit ein paar Sätzen verraten?
Nun, sie haben um 1900 gelebt, eine spannende Zeit mit vielen Umbrüchen und Krisen. Jeder der beiden ist es auf seine Weise angegangen – einer hat sich freiwillig völlig zurückgezogen, der andere hat sich unfreiwillig abseits der Society versucht über Wasser zu halten. Vor allem Arthurs Biografie ist sehr spannend (Maler, Schriftsteller, Philosoph) und wurde von mir in fitzeligster Kleinarbeit erstmals aufgearbeitet.

10. Für wen ist das Buch empfehlenswert?
Für historisch und kunsthistorisch Interessierte und für jene, die einen Bezug zur Familie Kurtz haben.

11. Du bist eine Künstlerin mit Profil. Was treibt dich an, was engt dich ein, was nervt dich?
Was treibt mich an? Eine Obsession vermutlich – ich werde zur Belastung für mein Umfeld, wenn ich zwei Tage nix Künstlerisches mache.

Und als Kunsthistorikerin will ich einfach einen Beitrag leisten, der was bringt – also Forschung, die Freude und Erhellung bringt. Kein Vernissagetext in Form eines Epos, denn das nervt mich unglaublich. Oder als kunsthistorischer Jubelknecht Texte für Leute schreiben, die ich nicht überzeugend finde.

Einengend finde ich kleinkariertes Denken („Das schaffst du nie!“ und ein halbes Jahr später: „Ich hab es ja immer schon gewusst, wenn das wer kann, dann du“), ist verzichtbar.
Man möge es mir in ein Sackerl reden und vor die Tür stellen.

12. Was wünscht du dir für die Zukunft?
Freude an allem, was zu tun ist. Als Mutter, Künstlerin, Ehefrau, Kunsthistorikerin und Mensch.

Buchinfo

Foto: Hermine Arnold

„Arthur Kurtz (1860–1917) und Augustin Kurtz-Gallenstein (1856–1916). Zwei Künstler im Spannungsfeld zwischen Tradition und Aufbruch“.
Sublilium Schaffer Verlag
ISBN 978-3-9505008-5-1
19 x 27 cm, 288 Seiten
Fadenheftung mit Pappeinband
43 Schwarz-Weiß- und 480 Farb-Abbildungen
Gebundener Ladenpreis: € 39,–

Kontakt Monika Lafer

https://www.monika-lafer.at/

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
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