LKH Weiz
Pflegepersonal an den Grenzen der Belastbarkeit
Das Pflegepersonal aus dem LKH Weiz gibt einen Einblick in ihre enormen Herausforderungen.
Egal, ob ein Beinbruch, eine Geburt oder die Behandlung von schweren Krankheiten – ohne unsere Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger gibt es keinen sorgenfreien Alltag. War ihr Job schon immer überlebensnotwendig und herausfordernd, so ist er seit Corona noch schwieriger geworden. Die WOCHE hat im LKH Weiz nachfragt, wie es den Mitarbeitern in dieser Situation geht.
Umbau ist notwendig
Seit langem wird über den Umbau im LKH Weiz diskutiert. Covid-19 und andere Infektionskrankheiten erfordern eine neue Form des Zugangs ins Krankenhaus – deshalb wurde der Gleisdorfer Architekt Peter Lidl beauftragt, vor dem Eingangsbereich eine neue Anmeldestation mit Wartebereich und einen neuen Infektionsbereich zu planen. Der Bau soll binnen eines halben Jahres fertiggestellt werden.
"Die große Herausforderung in dieser Aufgabe besteht darin, dass das Krankenhaus voll einsatzfähig bleiben und der Zugang zu jeder Zeit möglich sein muss. Durch den neuen Rettungszugang auf der Südwestseite und den neuen barrierefreien Zugang auf der Südostseite wird in der Zukunft der Patientenzugang vom Besucherzugang getrennt sein", erläutert der Architekt.
Stimmung im LKH
"Unseren Mitarbeitern geht's nach dieser langen Zeit nicht mehr gut. Die Belastung ist enorm", erzählt Direktorin Susanna Reisinger. "Das Krankenhaus war im Vorjahr besonders gefordert, wir konnten zwar einige Arbeitsabläufe optimieren und Personal aufstocken – trotzdem muss täglich neu auf die entstehenden Herausforderungen reagiert werden, denn das Krankenhaus ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten für so eine Situation nicht ausgerichtet. Wir mussten viele Improvisationen umsetzen und sind damit sehr unglücklich. Die schöne Eingangshalle ist zur Triagezone geworden. Wer das Krankenhaus von vorher kennt, ist oft entsetzt", so Reisinger.
Viele Herausforderungen
Die Schwere der Erkrankungen, die Isolierung der Patienten von ihren Angehörigen und das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung für die Dauer eines Zwölf-Stunden-Dienstes sind oft mit Kopfweh, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche verbunden. "Die Mitarbeiter haben auch schon Druckstellen an Nase und Ohren", weiß Intensivschwester Silvia Allmer-Peyha.
"Man hat das Gefühl, in zwei Welten zu leben. Eine Welt ist die der Arbeit, mit der Herausforderung und der Tragik dieser Pandemie. Die andere Welt ist der ganz normale Alltag, in dem wir manchmal das Gefühl bekommen, als wäre der Virus nicht existent", so Allmer-Peyha.
Durch die große Belastung kommt das Zwischenmenschliche bei den Mitarbeitern im LKH momentan zu kurz. "Eine gemeinsame Mittagspause ist aufgrund der Abstandsregel nicht möglich. Auch die Informationsweitergabe ist sehr schwierig, da es keine Team-Besprechungen in der Gruppe geben kann", so die leitende Ambulanzpflege Gabriele Holzerbauer.
Appell an die Bevölkerung
"Auch wenn Teile der Bevölkerung Covid nur oft aus den Medien mitbekommen, gibt es sehr viele Verdachtsfälle und Covid-positive Patienten. Nehmen Sie die Situation ernst und halten Sie die Vorgaben der Regierung ein. Corona ist nicht ,die leichte Form einer Grippe', es hat schwerwiegende Auswirkung auf den gesamten Körper. Lassen Sie sich testen und vor allem gehen Sie zur Impfung. Nur so können wir wieder an ein normales Leben denken, Urlaub machen und Freunde treffen", so die Direktorin.
Laut LKH Weiz ist die Lage noch immer sehr angespannt. Die Intensivstation ist eine reine Covid-Station und seit mehreren Wochen voll. Auch die Betten sind voll ausgelastet. "Leider müssen laufend geplante chirurgische Eingriffe verschoben werden. Das Verständnis der Bevölkerung ist diesbezüglich sehr groß, wir hoffen, dies im Frühjahr aufholen zu können", so Reisinger.
"Der Zusammenhalt in den Teams ist enorm groß, jeder stützt jeden. Das Pflegepersonal bemüht sich trotz großer Beanspruchung um Menschlichkeit und gibt ihr Bestes. Wir sehen jetzt, dass die knappe Personalbesetzung schon vor Covid nun zum Problem geworden ist. Ich hoffe, die Politik und die Verantwortlichen ziehen die richtigen Lehren daraus", sagt Holzerbauer.
Dankeschön
Das LKH Weiz bedankt sich bei den vielen Firmen, die ihnen den Arbeitsalltag in dieser Zeit mit Geschenken in verschiedenster Form verschönert haben, ganz herzlich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.