REGIONALPORTRAIT
Dominik Reiter und sein Lupinenmehl

Dominik Reiter, der innovative Nebenerwerbslandwirt aus Wollsdorf | Foto: Dominik Reiter
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  • Dominik Reiter, der innovative Nebenerwerbslandwirt aus Wollsdorf
  • Foto: Dominik Reiter
  • hochgeladen von Hermine Arnold

Obwohl mein Interviewpartner und ich im gleichen Ortsteil wohnen, haben wir das heutige Interview Dank der technischen Möglichkeiten über ein “zoom-Meeting” ganz corona conform durchgeführt.

Ich freue mich schon sehr auf unser Gespräch, denn ich möchte gerne mehr über den Nebenerwerbsbauern Dominik Reiter aus Wollsdorf erfahren. Er ist einer jener jungen Menschen, die innovative neue Wege beschreiten - mit frischen Ideen für ehrliche regionale Produkte.

Über das eiweißreiche Lupinenmehl aus Wollsdorf bin ich auf Dominik gestoßen. Ich verwende Lupinenmehl schon lange für eine glutenfreie Ernährung. Ich freue mich, dass es ab sofort eine regionale Lupinenmehl-Quelle gibt. - Persönlicher Kontakt zum Hersteller inklusive!

Spannende Kindheit und Jugend
Dominik Reiter hat schon als Kind auf der Vollerwerbslandwirtschaft seines Opas beim Acker- und Obstbau mitgeholfen und dabei die Liebe für die Landwirtschaft entdeckt. Nach der Hauptschule besuchte Dominik im 9. Schuljahr die landwirtschaftliche Schule in Raumberg. Aber im Alter von 14 Jahren war ihm dann die endgültige Entscheidung, die Landwirtschaft des Großvaters zu übernehmen, zu früh.

Deshalb entschloss er sich ausbildungsmäßig für die Handelsschule in Weiz, die er 2011 abgeschlossen hat. Danach ging es bei der Firma Matzhold ins Büro. Berufsbegleitend hat Dominik die Matura an der HAK Grazbachgasse in Graz 2016 nachgeholt. Nachdem es mit der FH für Marketing in Graz nicht geklappt hat, wollte Dominik an die Uni. Aber gleich in den ersten 5 Minuten nach Vorlesungsstart hat ihm sein Bauchgefühl gesagt, dass das wohl nicht seine Bestimmung ist. Trotzdem hat Dominik das erste Semester abgeschlossen.

Der Opa wäre stolz
Zum Glück hat Dominik während seines Studiums bei der Obstbaumschule Bloder in Wolfgruben im Büro und im Obstbau mitgearbeitet. Das hat ihn wieder an seine Kindheit und den Obstbau seines Opas erinnert und in ihm wieder die Liebe zur Landwirtschaft entflammen lassen.
Danach folgte die Ausbildung zum Obstbaufacharbeiter und das Kolleg für den Betriebsleiterlehrgang in Silberberg. Und vor kurzem hat Dominik den Meisterkurs für Obstbau und Obstverarbeitung in Niederösterreich begonnen. Diese Ausbildung dauert 3 Jahre lang.
Beruflich konnte Dominik in Deutschland in einem großen Betrieb mit 180 ha Obstbau und 120 ha Ackerbau Erfahrung im Anbau, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Tafelobst, Mostobst, Zwetschken, Mirabellen und Weichseln sammeln und sich Wissen über neue Erntesysteme aneignen. Danach ging es wieder zurück zur Obstbaumschule Bloder und seit Mai 2020 arbeitet Dominik in Vollzeit bei der Firma Rondo in Albersdorf im Verkauf für Obst- und Gemüseverpackungen.

Ende 2019 hat Dominik den Betrieb / die landwirtschaftlichen Flächen von seinem Papa und seinem Onkel gepachtet. Insgesamt sind das 6,7 ha Felder, 1,3 ha Wald und heuer sollen dann noch 1,5 ha Obstbaufläche dazukommen. Die zu bearbeitenden Flächen liegen nicht weit von einander entfernt in Wollsdorf, Dietmannsdorf und St. Ruprecht.

Wie man das alles unter einen Hut bekommen kann? Mit Begeisterung und voller Überzeugung!

Seiner Bestimmung folgen
Dominik ist glücklich, wenn er von seiner Nebenerwerbslandwirtschaft erzählt und welche Ziele er dort verfolgt. Er möchte Neues ausprobieren und andere Wege gehen, sich von klassischen Produkten, Herangehensweisen und auch Wertvorstellungen lösen. Besonders wichtig ist ihm die regionale Wertschöpfung, die direkte Vermarktung, der direkte Kontakt mit den hier lebenden Menschen und eine ehrliche Kommunikation.

Dominik brennt für Ausgefallenes. Er möchte Produkte selbst herstellen und veredeln. In seinem Obstgarten möchte er sich gerne auf alte Sorten spezialisieren. So soll es im Herbst eine neue Felsenbirnenanlage geben. Felsenbirnen haben ein ähnliches Wachstum wie Aronia, aber die Früchte sind süßer und nicht so bitter wie Aronia. In Polen und Tschechien gibt es schon sehr viele Experimente in diese Richtung.

Hat man heute eine Perspektive als junger Landwirt?
Es kommt immer darauf an, für welchen Weg man sich entscheidet. Dominik möchte veredeln und seine Produkte soweit als möglich direkt vertreiben. Das Klassische wollte er nicht. Wenn man einen neuen Weg gehen kann und die direkte Beziehung zum Produkt niemals verliert, ergeben sich viele Chancen. Natürlich ist diese Arbeitsweise immer mit Fleiß und Aufwand verbunden, aber man bekommt von den Konsumenten (also den Menschen mit denen man direkt über sein Produkt in Verbindung steht), auch wahnsinnig viel zurück. Dominik liebt einfach, was er tut.

Einblicke in Dominik Reiters Innovationslabor
Dominiks erste Leitprodukte sind das „Fichterl“, ein Erfrischungsgetränk, und das eiweißreiche Lupinenmehl. So nebenbei beschäftigt sich Dominik auch mit den exotischen Indianerbananen und viele seiner Ideen warten noch in seiner „Ideen-Pipeline“.

1. Das „Fichterl“
Dominik hat neben dem Mut für Neues aber zum Glück auch die Unterstützung seiner Eltern, denn neue Wege zu gehen bedeutet auch immer Risiko einzugehen. Und wenn es eng wird, stehen die Eltern mit Rat und vor allem auch Tat zur Seite. – Wie zum Beispiel letztes Jahr, als er bei der Firma Rondo zu arbeiten begonnen hat und sein neu kreiertes Erfrischungsgetränk namens „Fichterl“ aus der Taufe gehoben hat. Natürlich unterstützt ihn auch Freundin Kerstin beim Experimentieren.

Das „Fichterl“ ist ein kohlensäurehältiges Erfrischungsgetränk aus Fichtenwipfel-Sirup. Auch da hat der leider schon verstorbene Opa seine Spuren hinterlassen. Denn der hat früher mit Dominik den Fichtenwipfel-Saft gegen den Husten hergestellt. Im „Fichterl“ kommt der prächtige Duft von frischen harzigen Fichtenzweigen ganz toll zur Geltung. Im Vorjahr hat Dominik davon zum Probieren 1000 Flaschen hergestellt und sie regional z. B. über das Gasthaus Wollsdorferhof, über ADEG in St. Ruprecht und Feinkost Bleykolm in Weiz sowie über ausgewählte Hofläden angeboten. – Sehr erfolgreich, denn die „Fichterl“ sind ausverkauft. Heuer soll es damit weitergehen.

2. Das Lupinenmehl
Wie ist es eigentlich zu der Entscheidung über den Anbau von Lupinen gekommen? Dominik lächelt und erzählt, dass er eigentlich immer am Ideen spinnen ist. Im Garten seiner Schwester hat er die schön blühenden Zierlupinen gesehen, die aber ungenießbar sind. Im folgenden Gespräch hat sich ergeben, dass es auch Kulturlupinen gibt, die echte Proteinbomben sind. Lupinen enthalten alle acht Aminosäuren und die Lupinen-Samen haben im Gegensatz zu anderen Hülsenfrüchten nur wenig Purine.

Die getrockneten Lupinen werden geröstet, was ihnen einen nussigen Charakter verleiht, und anschließend zu Mehl verarbeitet. Das Mehl hat eine wunderschöne gelbe Farbe. Es eignet sich für Eiweißshakes und ist wegen seines Eiweißgehaltes und seiner Glutenfreiheit sehr beliebt für die Verarbeitung zu Brot, Gebäck, Spätzle, Kuchen und vielem mehr.

Nach Abklärung mit Saatgutspezialisten musste Dominik noch eine spezielle Mühle für das Mahlen von Lupinen finden. Nach ausgiebiger Suche wurde Dominik dann in Oberösterreich fündig. Alsdann wurde 150 kg Saatgut beschafft und im März 2020 auf ca. 1 ha Grund ausgebracht. Geerntet wurde dann im August mit dem Mähdrescher. Bei Alwera wurde die Lupinenernte gereinigt und in Big Pack abgefüllt, mit dem LKW zur Mühle in OÖ gebracht. Dort werden die Lupinen in einem speziellen Verarbeitungsprozess geröstet, gemahlen und verpackt.

Derzeit ist das Lupinenmehl noch ein Insiderprodukt und es wäre sehr wichtig, intensiver in die Vermarktung zu gehen. Leider ist aufgrund der Corona-Situation der direkte Kontakt mit vielversprechenden Abnehmern schwierig, aber einige Hofläden haben schon Interesse bekundet.
Und eines darf ich auch schon verraten: in Kooperation mit dem Moarhofhechtl aus Passail werden gerade Dominiks Lupinen-Nudeln erprobt. Diese Woche wird verkostet. Mmmmhhh, da wäre ich auch gern dabei!

Der Wunsch für die Zukunft?
Dominik wünscht sich, dass er seine Ziele, die er mit Engagement und Überzeugung verfolgt, erreichen kann und seine Projekte Freude und Begeisterung bei den Konsumenten auslösen. Denn ihre Freude erzeugt bei ihm Gegenfreude. Sie bedeutet für ihn Wertschätzung und Anerkennung seiner ehrlichen Arbeit.

Und er liebt es auch, Auskunft über seine Arbeit und seine Produkte zu geben und mit den Leuten in Kontakt zu treten. Denn eine transparente Lebensmittelerzeugung ist für Dominik das Wichtigste.

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
www.nedi.at

Buchtipp mit tollen Lupinenmehlrezepten:
Genial glutenfrei backen - ISBN 978-3981772012

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