Kulturpolitik

Funkenflug IV

Wenn ich über fliegende Funken nachdenke, über Genieblitze und das Feuer der Inspiration, dann auch deshalb, weil der Begriff Volkskultur sehr unscharf geworden ist. Das Volk. Also: die Leute. Auch das ist heute ein unscharfer Begriff. Sagen wir erst einmal vorsichtig: jene, die nicht prominent sind.

Nun kann man etwas wissen, etwas können, das manchmal gerne von Leuten ausgenutzt wird. Unter jenen, die nicht prominent sind, befinden sich viele, die sehr begabt sind. Aber das reicht noch nicht. Talent muß geübt und in die Praxis gebracht werden. Das verlangt nach Gelegenheit, Rahmenbedingungen und Anerkennung.

Wir erleben immer wieder, daß Menschen in guten Positionen sowas gerne verwerten und dann so aussehen lassen, als hätten sie selbst Wunder getan. Das ist einer der Gründe, warum ich mich ganz gerne mit Menschen befasse, die nicht prominent sind, aber was können. (Ich nenne sie „primäre Kräfte“.) Sie wissen so gut wie ich, manche Leuten sind nur fürs Berühmtsein berühmt; auch im Kleinen. Dorfhonoratioren, Lokalgrößen, regionale Gschaftlhuber…

Primäre Kräfte
Aber bleiben wir mit dem Augenmerk bei jenen, die etwas können, die was draufhaben, die sich zu einem Thema große Kompetenz erarbeiten. Ich hab das gerade auf zwei spezielle Arten im Blick.

Beide sind Ausdruck einer authentischen Volkskultur in folgendem Sinn: Sie wurzeln im Handwerk, sind von keinem Regional- oder Tourismusmanagement gekapert worden, sind keinem großen Eventmanagement unterworfen, sind also keine inszenierten Formen der Volkskultur.

Ich meine einerseits das kunsthandwerkliche Verarbeiten von Wolle, Garnen, Textilien, ich meine andrerseits ein Stück Volkskultur in der technischen Welt. Das verweist nun auf ein Projekt mit dem Namen „Funkenflug“. Nachdem ich mit Fotograf Richard Mayr eine sehr erfreuliche Zusammenarbeit in unserem Projekt „Wegmarken“ hatte, mochten wir neuen Ideen nachgehen.

Hatten wir eben erst an einem sehr tiefgründigen alten Bereich unserer Volkskultur gearbeitet (Klein- und Flurdenkmäkler, Bildstöcke, Wegkreuze…), ist die neue Erkundung inhaltlich weiter gesteckt. Wir gehen prozeßhaft vor, Schritt für Schritt. Ich bringe anfangs meist schon meine „Fotos von der Werkbank“ ein. Mit Mayr wird dann der Profi-Fotograf aktiv, der uns visuell eine ganz andere Ebene erschließt.

So finden Sie im Projekt „Funkenflug“ zum Beispiel derzeit schon zwei höchst unterschiedliche Leute in den Volkskultur-Zusammenhang gestellt. Mechaniker Roman Hold und Kunsthandwerkerin Andrea Habeler. Zu den meisten der Funkenflug-Beiträge werden noch weitere Notizen und Bilder folgen.

+) Funkenflug (Eine Erkundung)
+) Wegmarken (Ein kulturelles Zeichensystem