Bundespräsidentenwahl
Was reden Sie da?
Ein Gleisdorfer Bürger, der Kaiserin Zita via Social Media eben als „Kaiserliche Hoheit“ hervorhob und Franz Josef zu loben weiß, bezichtigt Österreichs amtierenden Bundespräsidenten, er sei kein „Bundespräsident für alle Österreicher und zwar gleichermaßen für Männer und Frauen“, überdies ein „nicht beim Volk seiender und über den Dingen stehender“ Mann.
Das ist interessant, weil sich die Frage nach den Kriterien des Kritikers stellt. Franz Josef und Zita sind kaum zu übertreffen, wenn man politische Persönlichkeiten sucht, die das Gegenteil von Volksnähe verkörpern, wobei man jenem Kaiser – soweit ich weiß – keine einzige politische Handlung von historischer Relevanz und Nutzen für Österreich nachsagen kann
Ist das Bezichtigen des Bundespräsidenten überhaupt Kritik? Ist es Kritik, wenn jemand über Andersdenkende Tiraden ins Web wuchtet? Nein, natürlich nicht! Kritik bedeutet: vergleichen. Wenn mir daher an Österreichs Präsidenten etwas mißfällt, sollte ich meine Gründe nennen, statt bloß ein Urteil rauszuhauen, also Ressentiments zu verbreiten.
Genau! Auch in der öffentlichen Debatte kann man für ordentliche Verfahren sorgen; oder sich zu einem Lakai der Menschenverachtung machen. Wie aber soll das gehen, dieses Ordnen? Dazu reichen drei Punkte:
1) Ich nenne ein konkretes Zitat meines Opponenten.
2) Ich nenne die Quelle des Zitates, damit meine Aussage überprüft werden kann.
3) Ich nennen meinen Einwand.
So können Zitat und Einwand verglichen werden und es steht mir frei, daraus meine eigenen Schlüsse zu ziehen. War das jetzt so schwierig? Natürlich nicht! Aber wollen muß man. Oder man bleibt auf dem Boulevard, sudert herum, macht alle runter, die anders denken, als man selbst.
Bassena-Tratsch und Sudern mögen einem Spannungsabfuhr bieten. Doch sie machen einen als Bürgerin, als Bürger, sehr klein. Gezänk und Geschwätz als Beitrag zur Demokratie? Lustig! Immerhin müssen wir stets neu verhandeln, was wir für Fakten halten, was für Fiktion und was für Lüge.
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