Lehrberuf Klavierbau
Mit Geschick, Gespür und Gehör zum Traumberuf
Musik, Leidenschaft und Talent aus dem Klavierhaus Schimpelsberger.
Wels (cg). Filip Mareček ist 17 Jahre alt, stammt aus Tschechien und lernte ein Jahr lang deutsch, ehe er in Wels seine Lehre als Klavierbauer begann. Alexandra Heidl ist 20 Jahre alt und startete ihre Ausbildung nach der mit Auszeichnung bestandenen Matura.
Das Ausland als große Chance
Filip Mareček aus Brünn spielt wie seine Eltern Klavier, der Bruder Cello. Filips Vater war Chef der Philharmonie seiner Heimatstadt, bevor er zum Generaldirektor der Tschechischen Philharmonie in Prag ernannt wurde. Auf der Suche nach einem Klavier für seinen Sohn entstand vor vielen Jahren der Kontakt zum späteren Lehrbetrieb.
„Ich mag es, etwas mit den Händen zu schaffen und ich mag Musik. Deshalb habe ich für mich den idealen Beruf gefunden.“
Filip schnupperte in den Beruf hinein, lernte ein Jahr lang deutsch und startete im Vorjahr seine Lehre als Klavierbauer in Wels. „In Tschechien kann man den Beruf nicht im gleichen Umfang erlernen wie hier in Österreich. Es gibt diese Kombination aus Klavierstimmen und Klavierbau nicht. Das ist eine sehr große Chance für mich“, so der schüchterne 17-Jährige. Er wohnt im Kolpingheim, fühlt sich in seinem Zimmer sehr wohl und freut sich, wenn nach den Ferien auch wieder Essen angeboten wird. Hier Anschluss zu finden ist laut Filip schwer. Da er kein Fortgeher ist und jedes Wochenende nach Hause fährt, um die Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen, vermisst er das aber nicht. In Wels verbringt er seine Freizeit hauptsächlich vor dem Computer. Manchmal fährt er mit dem Scooter in die Innenstadt oder liest Fantasy-Bücher à la Herr der Ringe. Im September beginnt mit der Berufsschule in Wien sein zweites Lehrjahr. Er möchte noch möglichst viel lernen, seine Ausbildung in Wels bzw. im Ausland fortführen und hat dabei ein klares Ziel vor Augen: „Es besteht für mich die große Möglichkeit, mit dem hier erlernten Know-how eine eigene Firma in Tschechien zu gründen.“
Lehre nach der Matura
Alexandra Heidl hat ihre Matura im Stiftsgymnasium Schlierbach mit Auszeichnung bestanden. Danach kam sie nach Wels und begann ihre Klavierbau-Lehre. Auch hier entstand der Kontakt zum Lehrbetrieb über das eigene Hobby. Die junge Pettenbacherin hat mit acht Jahren mit dem Klavierspiel begonnen.
„Allgemeinbildung schadet nie. Deshalb würde ich mich jederzeit wieder so entscheiden.“
Das Instrument stammt aus dem Klavierhaus Schimpelsberger. „Beim Stimmen kam es zu Gesprächen mit den ehemaligen Lehrlingen. Sie haben das Interesse an diesem Beruf bei mir geweckt. Während der siebten Klasse habe ich im Betrieb geschnuppert und danach stand fest, dass ich nach der Matura diese Lehre machen möchte“, würde Alexandra Heidl sich jederzeit wieder so entscheiden. Sie schließt zwar heuer – gemeinsam mit nur fünf weiteren Lehrlingen aus ganz Österreich, ihre Lehre ab, hat aber danach noch lange nicht ausgelernt, wie sie selbst sagt. „Ich freue mich darauf, noch viel Neues zu erfahren und im Außendienst direkt mit den Kunden zu arbeiten.“ Um ein Instrument mit 88 Tönen und rund 230 – 240 Saiten stimmen zu können bedarf es neben eines feines Gehörs vor allem Übung.
Starte 2020 durch
Das Klavierhaus Schimpelsberger wurde 1985 gegründet und ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Hier findet man neue und gebrauchte Flügel und Pianinos bzw. E-Pianos der Partner Fazioli, Kawai, Shigeru Kawai, Steingraeber & Söhne, Schimmel oder Yamaha. Gewartet und gestimmt werden natürlich alle Marken, "und da ist vielleicht auch mal ein Steinway, Bösendorfer oder Bechstein dabei", wie die Lehrlinge beim Gespräch verraten. Seit der Übersiedlung 1997 von Marchtrenk nach Wels haben Jugendliche die Möglichkeit, sich im renommierten Welser Unternehmen zum Klavierbauer ausbilden zu lassen. Ab September 2020 wird wieder ein neuer Lehrling aufgenommen. Wer handwerkliches Geschick, musikalisches Gespür und ein feines Gehör hat sollte sich die Berufs- und Brancheninformationen zum Lehrberuf Klavierbau genauer ansehen und sein Bewerbungsschreiben abschicken.
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