Pensionierter Lehrer Wolfgang Kölblinger
Ebertstalzeller recycelt Plastik in Vietnam
EBERSTALZELL, VIETNAM. Der Lehrer Wolfgang Kölblinger hat bis zu seiner Pensionierung in Eberstalzell gelebt und unterrichtet. Schon 2013 fiel das Engagement des Pädagogen für Physik und Chemie auf, unter dem die NMS Eberstalzell für den Österreichischen Klimaschutzpreis Junior nominiert war. Gemeinsam mit ihrem Lehrer entwickelten die Schüler die "Sunnschissl", mit der sie Brot und Pizza backen konnten. Für diesen und einen weiteren Solar-Prototypen, den "Sulitracker", gewann die Schule 2015 dann die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung. Wolfgang Kölblinger zog nach seiner Pensionierung, ebenfalls im Jahr 2015, mit seiner Frau nach Vietnam, zurück in ihre Heimat. Sein Erfindergeist und sein pädagogisches Engagement kennen auch in der Ferne keine Grenzen.
Die beiden leben in Tan An, eine Stadt etwa 40 Kilometer südlich von Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt), wo seine Frau früher als Lehrerin gearbeitet hat. "So war es naheliegend, zusammen Englisch zu unterrichten. Wir haben ein Haus gebaut, mit einem Klassenzimmer im oberen Stock, wo wir zur Zeit 90 Schüler Englisch-Konversation unterrichten", erzählt Kölblinger, und ergänzt, "ein Schüler zahlt für eine Doppelstunde nur einen Euro, ein Grund für viele Eltern, die Entfernung von fünf Kilometern vom Stadtzentrum in Kauf zu nehmen." Die Bevölkerung sei sehr interessiert an Österreich und habe großen Gesprächsbedarf. "Wenn Gäste aus Österreich da sind, bauen wir sie immer in den Unterricht ein, nach Jahrzehnten der Isolation gibt es für Vietnamesen viel Interesse am globalen Geschehen teilzunehmen", erklärt der pensionierte Lehrer.
Recycling für alle
Von Anfang an versuchte er, für seine neuen Nachbarn nützlich zu sein, indem er aus Styropormüll Komposter beziehungsweise Hochbeete baute. Das Projekt wurde in Folge von der österreichischen Botschaft ausgezeichnet. Da die Müllabfuhr in Vietnam fast gratis ist, kehrten aber viele Menschen wieder zur althergebrachten Entsorgungsform zurück. PET, Metalldosen, Plastikflaschen und Co. werden vorbildlich gesammelt und wiederverwertet, "nur Styropor und Plastikfolien, wegen des geringen Gewichts und der großen Kontaminationsfläche, landen bestenfalls auf der Deponie", so Kölblinger. Er begann, anstatt zu belehren, Wege zu finden, auch diesen Materialien noch einen Wert zu geben. "Mittlerweile bin ich mit mehreren Umweltgruppen aus Saigon und Da Nang vernetzt, sowie zwei Entwicklungshelfern, die Recyclingeinrichtungen aufbauen. Zwei Ingenieure fertigen mir Geräte nach meinen Plänen an und die Schlosser und Tischler der Stadt kennen schon meine Sonderwünsche. Vielen Freunden aus Österreich verdanke ich unumgängliche Beratung."
Youtube-Kanal erzählt vom Projekt
Wenn von diesen "Recycling-Erfindungen" etwas gelingt, veröffentlicht der Schöpfer davon ein Video auf seinem Youtube-Kanal "Pacific Beauty", den er damals für die NMS Eberstalzell gegründet und jetzt umbenannt hat. Ziel des ganzen Projekts ist, das Wiederverwerten von Plastik auf das Wesentliche zu reduzieren, sodass es jeder, überall und nur mit Sonnenenergie durchführen kann. Im Moment produziert Kölblinger Stäbe aus Plastikmüll, der im Rahmen von Flurreinigungsaktionen, zum Beispiel an Strandabschnitten südlich von Saigon, gesammelt wird.
"Aus PE, PP und PET kann man Stäbe machen, die vielseitig verwendbar sind, zum Beispiel für Zäune, Überdachungen, Ställe, Regale und vieles mehr. Sie halten im tropischen Klima bei feucht salziger Meeresluft länger als Eisen und Holz, sind biegefest, druckfest und verschraubbar. Statt Teflon-Werkzeug verwenden wir nasses Holz, die Form besteht ebenfalls aus Holz, das mit Öl oder Fett vollgesogen ist, Druck erzeugen wir mit Schraubzwingen und/oder Wagenhebern. Ein Extruder ist nicht nötig. Anstatt einen Industrieprozess zu imitieren, machen wir aus dem Kunststoff-Recycling ein Handwerk für jedermann. Im Kampf gegen Plastikmüll und für Recycling entwickelt der unermüdliche Erfinder sein Projekt ständig weiter.
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