Krieg und Pandemie belasten
Keine Verschnaufpause für die Jugendlichen

Die vergangenen zwei Jahre forderten ihren Tribut. Die psychischen Störungen bei Jugendlichen sind massiv angestiegen. | Foto: AndrewLozovyi/panthermedia
  • Die vergangenen zwei Jahre forderten ihren Tribut. Die psychischen Störungen bei Jugendlichen sind massiv angestiegen.
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Die psychische Gesundheit der Jugend leidet unter der Pandemie. Der Krieg schürt nun neue Ängste.

WELS, WELS-LAND. Kaum soziale Kontakte, die Pandemie und ein Krieg vor der Haustür: Der Jugend wird einfach keine Verschnaufpause gegönnt. Dass die vergangenen zwei Jahre für viele psychisch eine Herausforderung waren, ist längst kein Geheimnis mehr: „Die Einschränkungen waren für die Entwicklung der zwischen Zehn- und 20-Jährigen überhaupt nicht günstig“, betont die Welser Psychologin Denise Grausam und ergänzt: „Es hat einen massiven Anstieg an Behandlungen und Beratungen bei psychischen Störungen gegeben.“

Depressionen, Sucht und Co.

Fragt man bei den sozialen Einrichtungen in der Stadt Wels nach, kommt ein ähnliches Fazit: „Wir arbeiten eng mit den Psychiatrien und Tageskliniken zusammen, hier ist der Bedarf am meisten gestiegen“, so Birgit Steinhuber-Zauner von der Sozialen Initiative Wels, einer durch das Sozialministeriumservice geförderten Maßnahme. Das JugendService in Wels bestätigt ebenfalls einen Anstieg. Der Tribut: Depressionen, Suizidgedanken, Ess- und Schlafstörungen, Onlinesucht et cetera.

Rückgang der Krisenfälle

„Viele Jugendliche leiden auch an massiven sozialen Ängsten und ziehen sich stark zurück“, so Steinhuber-Zauner. Zudem seien einige orientierungslos und wüssten oft nicht, „wie es in ihrem privaten oder beruflichen Leben weitergehen kann“. „Außerdem zeigt sich, dass auch Eltern immer häufiger anrufen oder vorbeikommen, um sich zu psychosozialen Themen beraten zu lassen“, sagt Robert Sluga, Leiter des JugendService Wels. Trotzdem gebe es bereits erste Besserungen: „Die Lockerungen der Maßnahmen, vermehrte Kontaktmöglichkeiten sowie regelmäßiger Schulbesuch wirken sich positiv aus“, so Psychologin Grausam. „In meiner Praxis habe ich bereits einen Rückgang der Krisenfälle bemerkt.“

„Die nächste Krise“

Jedoch bahnen sich mit dem Ukrainekrieg neue Sorgen und Ängste an: „Die fallenden Corona-Regeln sollten eigentlich eine Erleichterung bringen und jetzt steht ohne Pause schon die nächste Krise bevor“, sagt Grausam. „Es ist anzunehmen, dass dieses Thema nicht spurlos an den Jugendlichen vorbeigeht und die Ereignisse Angst und ein Gefühl von Hilflosigkeit auslösen“, sekundiert Robert Sluga. In der Sozialen Initiative in Wels haben die Mitarbeiter im Jugendcoaching Kontakt mit vielen Nationen, und hier seien auch bereits die ersten Fragen zum Thema Krieg aufgetaucht: „Vor allem bei Jugendlichen, die bereits eine Flucht erlebt haben, kann eine solche Situation zu einer Retraumatisierung führen“, so Steinhuber-Zauner.

Um hier Abstand zu gewinnen, sei es hilfreich, den Medienkonsum zu reduzieren und sich nicht „von katastrophalen Zukunftsbildern“ mitreißen zu lassen. Außerdem könne es sich positiv auswirken, wenn „Jugendliche selbst aktiv werden“ und „an Friedensmärschen teilnehmen oder Sachspenden sammeln“. Wer sich belastet fühlt oder über seine Sorgen und Ängste sprechen möchte, könne sich jederzeit anonym und vertraulich an die sozialen Einrichtungen wenden. „Auf jeden Fall sollte man darauf achten, dass man Dinge tut, die einen ablenken und gut tun, so wie mit Vertrauenspersonen zu reden“, rät die Psychologin.

Infos & Kontakt

• JugendService Wels
Vogelweiderstraße 5, 4600 Wels
Tel.: 0664/600 72–159 24
E-Mail: jugendservice-wels@ooe.gv.at
Website: jugendservice.at

• Soziale Initiative Wels
Traungasse 16, 4600 Wels
Tel.: 0800/252 230
E-Mail: office@sozialein-initiative.at
Website: soziale-initiative.at, weneedyou.at

• Telefonseelsorge
Notruf: 142
Tel.: 0732/731 313
E-Mail:telefonseelsorge@dioezese-linz.at
Website: telefonseelsorge.at

• Tandem
Dr.- Koss-Straße 2, 4600 Wels
Tel.: 07242/671 63
E-Mail: info@tandem.or.at
Website: tandem.or.at

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