Evaluierungsbericht
Kritik an der "Energiestadt Wels"
Die Stadt Wels hat laut Eigeneinschätzung die meisten gesteckten Ziele als "Energiestadt" erreicht. Kritik kommt von Grünen und SPÖ.
WELS. "Wir haben in den vergangenen Jahren vieles geschafft", verkündete Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) bei der Präsentation des Energiestadtberichts. Wels setze sich kontinuierlich für eine effiziente Nutzung von Energie, für den Klimaschutz, erneuerbare Energien und umweltverträgliche Mobilität ein. Der Gemeinderat hatte sich das 2013 selbst als Vorgabe gesetzt. Nun wurde der Stand der Dinge überprüft. Dafür sollten 32 Maßnahmen umgesetzt werden. 18 seien das in Lesart des Berichts.
Katalog übererfüllt
Als Erfolg gilt vor allem der Ausbau der Fernwärme im Stadtgebiet. Beim Strom sei es gelungen, durch die Erneuerung des Wasserkraftwerks Traunleiten rund 85.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen. Auch der Anteil an erneuerbarer Energie am gesamten Stromangebot mit 100 Prozent und die erhöhte Zahl der Photovoltaikanlagen werden dazugezählt.
Bei der "Mobilität" werden die Fuhrparkerneuerung der Stadt, E-Scooter-Verleih, E-Carsharing sowie der Radwegausbau angeführt.
Im Bereich "Nachhaltigkeit" werden verschiedene Projekte mit Fokus auf „reparieren statt wegwerfen“ sowie bei bewusstseinsbildenden Maßnahmen das Welios, die Energiesparmesse, die Aktionen „Sauberes Wels“ und plastikfreie Stadt sowie der Umweltschutzpreis aufgelistet. Im Bereich Organisation sei vor allem die breite Einbindung der Umweltschutzbeauftragten Birgitt Wendt hervorzuheben. Und bei der "Ernährung" sei die Umstellung auf gesündere Speisungen in städtischen Einrichtungen gelungen.
Darüber hinaus seien Projekte angegangen worden, die nicht im Katalog standen – wie der
Ersatz von Erdgas durch Fernwärme, Aktionen zum Umstieg auf LED-Beleuchtung, die erste Fahrrad-Modellregion in Österreich im Großraum Wels und mehr.
Harsche Kritik
Von Umweltreferentin Silvia Huber (SPÖ) kommt verhaltenes Lob: „Es ist einiges im Umwelt- und Klimabereich weitergegangen." Sie pocht jedoch auf die Implementierung einer Klimaschutzleitstelle "mit entsprechender personeller und finanzieller Ausstattung". Dann "ist sicher noch mehr möglich.“ Diese Forderung wird aus der eigenen Partei unterstützt. Von SPÖ-Spitzenkandidatin Petra Wimmer kommt jedoch auch harsche Kritik: „Leider hat die blau-türkise Stadtkoalition den von der SPÖ eingeschlagenen Weg verlassen."
Rabl habe als Personalreferent die Dienststelle Umweltschutz aufgelöst und auf eine Personaleinheit reduziert sowie als Finanzreferent die Mittel massiv eingeschränkt. Prestigeprojekte wie das Pflanzen von Bäumen und die Erweiterung von Parkanlagen seien zwar zu begrüßen, würden aber vom tatsächlichen Handlungsbedarf ablenken. "Klimaschutz müsse wieder einen höheren Stellenwert haben", so Wimmer. Vorschläge sind neben der Klimaleitstelle mehr erneuerbare Energie, eine Photovoltaik- und Sanierungs-Offensive, Eindämmung der Bodenversiegelung und Förderung der Fassaden- und Dachbegrünung.
"Nebelgranaten"
Vernichtende Kritik kommt von den Grünen: „Was hier vorgelegt wurde, ist lediglich eine Auflistung von Maßnahmen, die seither getroffen wurden. Und selbst die wurden zum Großteil nicht von der Stadt, sondern von anderen Playern, wie zum Beispiel der ewwag, erbracht“, so der Grüne Fraktionsobmann Walter Teubl. Er spricht von "Nebelgranaten".
Wie die SPÖ monieren die Grünen, dass Wels seine Vorreiterrolle als Energiestadt verspielt habe. – sogar ganz im Gegenteil: "Der ökologische Fußabdruck wurde nicht wie geplant gesenkt, sondern ist eher noch größer geworden. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs ist ständig im Steigen begriffen. Und die Flächenversiegelung schreitet in rasendem Tempo voran“, so Gemeinderätin Stefanie Rumersdorfer.
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