Nicht alle Toten exhumiert
Tausende Leichen in KZ-Massengräbern im Bezirk vermutet

Dieser Gedenkstein in dem Waldstück bei Edt bei Lambach erinnert heute an die Nazi-Opfer. Doch nicht alle scheinen geborgen worden zu sein. | Foto: MKÖ
  • Dieser Gedenkstein in dem Waldstück bei Edt bei Lambach erinnert heute an die Nazi-Opfer. Doch nicht alle scheinen geborgen worden zu sein.
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Paukenschlag rund um das Konzentrationslager (KZ) Gunskirchen: 40 Jahre nach Bergung von 1.127 Opfern in einem Waldstück in Edt bei Lambach könnten noch Tausende vor Ort unentdeckt sein.

GUNSKIRCHEN, EDT, WIEN. Große Aufregung lösen historische Untersuchungen zu den Gräueln im KZ Gunskirchen aus: "Die Dokumente weisen daraufhin, dass hunderte, wenn nicht tausende der Opfer noch unentdeckt im Waldboden liegen", sagt Robert Eiter vom Mauthausen Komitee im Gespräch mit der BezirksRundschau. Der Vorwurf: Die Exhumierung der Ermordeten im Jahr 1979 durch das Innenministerium sei eher schlampig verlaufen.
 

Hintergrund:

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs bauten die Nationalsozialisten zwischen Gunskirchen und Edt bei Lambach ein Außenlager des KZ Mauthausen auf. Rund 20.000 vor allem ungarische Juden wurden hierher getrieben. Sie starben massenhaft an Unterkühlung, Schwäche oder durch die Hand der Wächter. Bis zu 200 Menschen sollen pro Tag umgekommen sein.

Zwei unentdeckte Massengräber

Das Innenministerium ließ 1979 1.127 Tote aus Massengräbern bergen und in der Gedenkstätte Mauthausen beisetzen. Doch laut Recherchen der Historikerin Angelika Schlackl wurden nicht alle  Überreste ausgegraben: Auf der Liste des Schwarzen Kreuzes stehen insgesamt 5.175 Opfer, so Schlackl im ORF. Sie sei zudem auf Hinweise gestoßen, wonach sich beim KZ Gunskirchen nicht fünf, sondern sieben Massengräber befunden hätten.

„Doppelte Verantwortung“

"Damit ist das Waldstück als Friedhof mit allen rechtlichen und vor allem religiösen Folgen und Verpflichtungen zu sehen", so Eiter. Er fordert jetzt das Innenministerium zum Handeln auf. "Der Grund muss durch die Republik erworben und entsprechend ausgewiesen werden", sagt er. Nach den Versäumnissen 1979 sei "die Republik jetzt doppelt in der Verantwortung". Aus dem Innenministerium wurde Interesse an einer Aufklärung und Prüfung der Hinweise signalisiert.
Bei den Grundbesitzern vor Ort herrscht dagegen Unmut über die neuen Erkenntnisse.

UPDATE: Diplomatische Lösung

Auch der Bürgermeister von Edt zeigt sich jetzt aber offen für eine diplomatische Lösung: "Wenn da wirklich noch etwas sein sollte, dann sollte die Totenruhe beachtet werden, dafür hätten auch die Grundstückseigentümer, mit denen ich geredet habe, Verständnis", so Maximilian Riedlbauer (ÖVP) gegenüber der BezirksRundschau. "Vorausetzung ist aber auch, dass diese nicht geschädigt werden, sondern der Staat dann die Ablöse übernimmt." Grundsätzlich sei mit dem Waldstück "ein dunkles Kapitel" verbunden, dem würdig gedacht werden müsse, "in der heutigen Zeit ist das wichtiger denn je."

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