Die Stadt mit Statut
Von der Kleinstadt zur Mittelstadt
Inflation in der Nachkriegszeit und der Ankauf der Elektrizitätswerke beschäftigten die Stadt.
WELS (sw). Die Stadt Wels hat in den vergangenen einhundert Jahren verschiedene Veränderungen erlebt. Im Jahr 1938 wuchsen durch die Eingemeindung von Lichtenegg, Pernau und Puchberg sowie durch das Entstehen des Stadtteils Vogelweide das Gemeindegebiet und seine Einwohnerzahlen gewaltig. Im selben Jahr hätte auch schon Thalheim angeschlossen werden sollen, dies scheiterte jedoch an dem Widerstand des damaligen Thalheimer Bürgermeisters. Die Stadt diente mitsamt seinem Flughafen, der Stützpunkt für ein ganzes Fluggeschwader war, als wichtige militärische Basis im Zweiten Weltkrieg. Auch die dunklen Seiten der damaligen Zeit waren nicht weit von Wels entfernt: So hatte das KZ Mauthausen eine Nebenstelle in Gunskirchen. Nach Kriegsende gab es in der Stadt bis 1948 Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Bedarfsgütern. Erst unter Bürgermeister Oskar Koss erfolgte ein Aufschwung. Seinem Nachfolger Leopold Spitzer gelang es, einen der sehnlichsten Wünsche von Wels zu erfüllen: Die Erhebung zur Stadt mit eigenem Statut. Ab diesem Zeitpunkt übernahmen der Bürgermeister und das neu eingerichtete Magistrat Zuständigkeiten der Bezirkshauptmannschaft. "Die Erhebung zur Statutarstadt 1964 war der Punkt, wo Wels sich auf den Weg gemacht hat, von der Kleinstadt zur Mittelstadt zu wachsen", so Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer. Auch Vizebürgermeister Kroiß ist von der Bedeutung dieses historischen Augenblicks überzeugt: "Wels hat die Chance als Statutarstadt genutzt und sich seit 1964 in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Sport und Soziales hervorragend entwickelt. Die Herausforderung der Zukunft wird sein, dass die Politik weiterhin dafür Sorge trägt, dass man sich in Wels gut aufgehoben fühlt."
Welser Messe
Unzertrennbar mit der Geschichte der Stadt ist auch die der Welser Messe. Schon 1878 wurde das erste Volksfest abgehalten. Durch die wirtschaftliche Abhängigkeit von Handel und Landwirtschaft erschien eine Ausstellung von Landmaschinen zum damaligen Zeitpunkt sinnvoll. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges erfolgte eine zehnjährige Pause – im Krieg und in der Wirtschaftskrise danach war kein Platz für Feste. Das Volksfest etablierte sich wieder bis zum Jahr 1938. In diesem zelebrierten die Nazis Fahnen schwenkend das Fest, danach war aber Schluss: Die Männer wurden für den Krieg gebraucht. Erst 1948 initiierten Interessierte wieder ein Volksfest, das weitreichenden Erfolg erzielte. Durch das Wirtschaftswunder ging es weiter steil bergauf. 1952 wurde die Messe erstmals offiziell Messe genannt. Damals verzeichnete sie einen Rekord von 840.000 Besuchern. Auch heute noch ist die Messe eng mit der Stadt verbunden – ohne sie wäre Wels möglicherweise immer noch eine Kleinstadt.
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