Betti Planks Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio

Foto: Ewald Roth Karate Austria
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Betti Plank ist eine mögliche Karateka, die sich für die Olympischen Spiele 2020 qualifizieren könnte.

ejh. Betti Plank zählt zu den besten Karateka`s der Welt. Trotz eines Bänderrisses Anfang 2018 und einer Mittelhandknochenfraktur Ende Juli 2018, holte sich die 26-Jährige im Oktober 2018 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Madrid. Die Wahllinzerin und gebürtige Vorarlbergerin erzählte im Interview über die WM und über ihren Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wo Karate das erste Mal als olympische Disziplin ausgetragen wird.

HOFBAUER: Du hattest dich in diesem Jahr zweimal stärker verletzt und trotzdem warst du bei der WM sehr erfolgreich. Wie war die Vorbereitungszeit?
PLANK:
Mein ganzer Plan wurde durcheinander gebracht. Wir hatten inklusive Physiotherapie nur drei Monate Zeit, um uns auf die WM vorzubereiten. Den geplanten Urlaub haben wir gestrichen und den totalen Fokus auf das Training gerichtet. Dabei bekam ich bei der Physiotherapie extreme Unterstützung vom Linzer und Vorarlberger Olympiazentrum. Die Zeit war sehr intensiv. Umso glücklicher war ich, dass die WM so gut geklappt hat. Ich hatte zuvor ja drei Wettkämpfe, die nicht so gelaufen sind wie ich mir das erhofft hatte. Dementsprechend war mein Selbstvertrauen. Deshalb begann für mich die WM mit gemischten Gefühlen, ging aber am Ende gut aus.

HOFBAUER: Wie war für dich das Finale der Karate-Weltmeisterschaft?
PLANK:
Es ist immer cool, wenn man im Finale ist oder um eine Medaille kämpfen kann bzw. darf. Es gibt nur eine Matte auf die die Scheinwerfer gerichtet sind, nicht wie bei den Vorrunden, wo auf mehreren Plätzen gleichzeitig gekämpft wird. Das ganze Publikum ist nur auf dich fokussiert. Die Halle war voll, 15.000 Zuschauer waren da, das ist schon ein besonderes Erlebnis und was ganz Spezielles. Sicher, es ist ein Unterschied ob du um den ersten oder um den dritten Platz kämpfst, denn beim Kampf um die Bronzene bekommt nur einer die Medaille.

HOFBAUER: Du hast bei der WM in Linz 2016 auch um Bronze gekämpft und gewonnen. Was war bei dieser WM anders?
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Richtig. Damals bin ich mit gemischten Gefühlen aus dem Kampf rausgegangen, da ich durch eine Schiedsrichterentscheidung gewonnen habe. Ich wollte mir klar den Sieg holen. Das war damals nicht der Fall. Jetzt, in Madrid konnte ich durch eine Fußtechnik klar gewinnen. Das war für mich eine enorme Erleichterung. Denn ich wusste, ich habe es geschafft.

HOFBAUER: Man hat gesehen, dass du deinem Trainer Juan Luis Benitez Cárdens angesprungen bist. Was ist dir durch den Kopf gegangen, als dir klar wurde, ich bin Dritte?
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Die Anspannung fiel Stück für Stück ab, es war ein schönes Gefühl, vor allem, dass ich auch Luis umarmen konnte. Ich glaube, es war auch das erste Mal, dass ich ihn angesprungen bin. Es war für uns beide ein sehr schöner Augenblick. Denn er hängt sich auch total rein. Ich glaube, dass war so ein Moment, der nur uns beiden gehörte.

HOFBAUER: Weist du noch, was die ersten Worte waren, die du mit Luis augetauscht hast?
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(Lacht) Ich glaube, ich habe gar nichts gesagt, sondern ihm nur ins Ohr geheult und geschrien.

HOFBAUER: Was hast du direkt nach der WM gemacht?
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Mit dem Team vor Ort sind wir natürlich danach auf die Partie gegangen. Zu Hause in Linz, merkte ich erstmal, wir kaputt und müde ich war. Die ganze Anspannung fiel von mir ab. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt so viel geschlafen hatte. Ich musste alles verarbeiten, was die komplette WM-Woche über passiert war. Das braucht einfach seine Zeit. Ich bekam in Linz und vom Welser Verein, Karate-Do Wels, jeweils einen Empfang, die alle beide sehr schön waren. Danach fuhr ich nach Vorarlberg. Wo mir nochmals ein Empfang vom Verein in Mäder beschert wurde. Das sind besondere Momente, bei denen ich mit Freunden, ehemaligen Kollegen und Trainer sowie mit meinem aktuellen Trainer und mit meiner Familie nochmals auf meinen Erfolg anstoßen konnte.

HOFBAUER: 2020 ist Karate das erste Mal olympisch. Merkt ihr in der Karateszene bereits etwas davon, dass sich gewisse Dinge, sei es Aufmerksamkeit, Unterstützung etc...., verändert haben oder ist noch alles beim Alten?
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Wir merken in jedem Fall, dass eine riesengroße Veränderung gerade stattfindet. Extrem werden wir vom ÖOC (Österreichisches Olympisches Comité) unterstützt. Es ist auch ständig von Tokio 2020 die Rede. Es ist etwas Besonderes, wenn man die Möglichkeit und die Chance hat, sich für die olympischen Spiele zu qualifizieren.

HOFBAUER: Sind dir bereits die olympischen Bewertungskriterien für Karate bekannt?
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Das Punktesystem bleibt von einem- bis drei Punkte, je nach Technik, gleich. Nur die Gewichtsklassen haben sich verändert. Derzeit haben wir bei Männer und Frauen fünf Gewichtsklassen. Bei den Olympischen Spielen gibt es nur noch drei. Das wird eine große Herausforderung, denn ich bin derzeit in der Niedrigsten (50 kg) und muss mich in der nächsthöheren Klasse (- 55 kg) beweisen. Die dritte Gewichtsklasse bis 61 kg bleibt und die vierte fällt mit der fünften zusammen.

HOFBAUER: Das heißt, dass viele um die wenigen Plätze kämpfen?
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Genau, die Teilnehmerplätze sind sehr rar. Soviel ich weiß, ich hoffe ich sage jetzt nichts falsches, dürfen 30 Sportler weltweit starten, also zehn je Gewichtsklasse. Fix dabei sind die Japanerinnen, da sie aus dem Ausrichterland kommen. Damit ich starten kann, muss ich in meiner ursprünglichen Gewichtsklasse erste oder zweite der Weltrangliste sein. Bis 55 kg dürfen die ersten beiden von der Weltrangliste starten. Es gibt zwei Wildcards, die noch vergeben werden und nur einen einzigen Wettkampf in Paris. Dieser ist kurz vor Tokio, bei dem noch alle starten, die derzeit nicht qualifiziert sind. Die ersten drei aus den jeweiligen drei Gewichtsklassen dürfen dann noch mitfahren.

HOFBAUER: Derzeit bist du in der Kategorie Femal Kumite -50 kg, Fünfte der Weltrangliste. Wie gut stehen deiner Meinung nach die Chancen, dass du in Tokio 2020 vertreten sein wirst?
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Für jeden ist es ein harter Kampf. Ich muss bei jedem Wettkampf starten. Jedes Event ist für mich und für mein Team eine Weltmeisterschaft. Es gilt Punkte zu zählen. Im September fing die Quali an, das heißt, auch meine drei Wettkämpfe, in denen ich kein gutes Resultat erbrachte, zählen dazu. Wobei die Punkte aus diesem Jahr halbiert werden. Komplett zählen nur die Punkte die ein Jahr vor Tokio gemacht werden. Wichtig für mich war aber die WM, da es die letzte vor den olympischen Spielen war und daher die Punkte nicht halbiert werden.

HOFBAUER: Hast du vor einem Wettkampf Rituale?
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(Lacht) Ich habe viele Rituale und viele Ticks. Ich rede zum Beispiel mit mir selber und suche mir die Tops, die ich unter dem Gi (Karateanzug) trage, nach Farben aus. Wenn ich Feuer brauche, ist die Farbe rot, muss ich ruhig bleiben, ist das Top blau usw.. Ich verwende auch gerne Öle oder Sprays vor einem Wettkampf. Mehr verrate ich jetzt aber nicht (lacht).

HOFBAUER: Glaubst du, dass Karate sich aufgrund der Olympiateilnahme verändern wird?
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Ich konnte bisher nur Positives spüren. Ich finde, dass der Sport dadurch aufgewertet wurde und natürlich ist der finanzielle Aspekt ein anderer. Karate ist im Wettkampfsport sehr leistungsorientiert. Es tut sich auf einmal sehr viel. Bei Wettkämpfen sind Nationen vertreten, die zuvor noch nie da waren. Jedes Land will schließlich einen oder mehrere Sportler 2020 nach Tokio aussenden. Sobald Chancen erkennbar sind, wird in eine Olympiasportart investiert. Die Teilnehmerzahl ist bei den einzelnen Wettkämpfen viel höher und das Niveau ist viel stärker geworden.

HOFBAUER: Abschließend, wie viele Wettkämpfe wirst du in etwa nächstes Jahr bestreiten?
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Genau weiß ich das jetzt nicht aber es werden sicher an die zehn bis 15 Wettkämpfe sein, bei denen ich teilnehmen werde. Ein Höhepunkt findet im März 2019 mit der Europameisterschaft in Spanien statt. Dort kann ich mich für die European Games (die europäischen Olympischen Spiele) qualifizieren, die für Tokio 2020 wiederum sehr wichtig sind. Im Grunde genommen, zählt jeder Wettkampf.

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