Interview mit Walter Stockinger (Fronius)
"Es sollte immer um die Sache gehen, an die man glaubt."

Vom Lehrling zum Bereichsleiter: Walter Stockinger von Fronius berichtet im Interview von seiner besonderen Karriere. | Foto: Fronius
  • Vom Lehrling zum Bereichsleiter: Walter Stockinger von Fronius berichtet im Interview von seiner besonderen Karriere.
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Walter Stockinger ging den außergewöhnlichen Karriereweg vom Lehrling bis zum Bereichsleiter bei dem Technologieunternehmen Fronius.

THALHEIM. Die Führungskraft berichtet im Interview mit unserem Lehrlingsredakteur Thomas Rafetseder über seine berufliche Laufbahn, gemeinsame Zukunftsvisionen, den Wechselrichtermarkt und die Lehrlingsausbildung – mit wertvollen Tipps für all jene, die gerade eine Lehre begonnen haben oder noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind.

Was ist deine Position bei Fronius und wie lange arbeitest du schon beim Unternehmen?
Ich bin seit 1. Juli 2021 Bereichsleiter für den Bereich „Technical Product Management“ für die Business Unit „Solar Energy“. Gestartet habe ich bei Fronius im September 1990.

Worum kümmert sich der Bereich „Technical Product Management“?
Im technischen Produktmanagement kümmern wir uns übergreifend um das Produkt-Portfolio der Business Unit „Solar Energy“ und verantworten die kontinuierliche Weiterentwicklung von bereits am Markt verfügbaren Fronius Produkten bis zu ihrer Abkündigung. Der Schwerpunkt liegt dabei speziell auf den stark wachsenden Softwarefunktionalitäten.

Wie bist du damals zu Fronius gekommen?
Ich war in der HTL Leonding für Elektrotechnik im Ausbildungszweig Nachrichtentechnik. Nach der 2. Klasse HTL habe ich ein Praktikum bei Fronius gestartet – damals noch mit dem Gedanken, die Schule weiterzuführen. Jedoch war ich von der Arbeit so begeistert, dass ich mich kurzfristig entschieden habe, meine schulische Laufbahn zu stoppen und eine Lehre zu starten. Das kam für meine Familie sehr überraschend, aber ich war fest davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist. Die Lehre war also eher eine Herzens- und Bauchentscheidung, als vorausgeplant.

Wie hast du deine Lehre erlebt?
Als Lehrling bei Fronius kann man viele verschiedene Fachabteilungen kennenlernen: vom Trafowickeln und dem Biegen von Blech über das Stanzen, Drehen und Fräsen bis hin zu den elektrotechnischen Bereichen wie dem Assembly, der Elektronikfertigung und der Entwicklung. Mein Lehrberuf war Elektromechaniker für Schwachstrom, wodurch mein Ausbildungsschwerpunkt in den elektrotechnischen Bereichen angesiedelt war.

Wie sah deine berufliche Laufbahn nach der Lehre aus?
Nach dem Bundesheer kam ich zu Fronius zurück ins Assembly, wo ich später als Prüfer für Batterieladesysteme und auch bei der Fertigung der ersten Solarwechselrichter eingesetzt wurde. Nachdem damals alles noch sehr klein strukturiert war, wurden diese Produkte unter anderem auch dort repariert. Nachdem dieser Bereich ständig größer wurde, spezialisierte ich mich mehr und mehr auf die Geräte – und die Elektronikreparatur der neu getakteten Ladesysteme und Solar Wechselrichter.
Anfang 1999 bekam ich die Möglichkeit, ein eigenes Service Center für die Themen Reparatur und Technical Support im Geschäftsfeld „Energie und Umwelt“ aufzubauen. Dies beinhaltete zugleich auch die technische Hotline für unsere Kunden, wodurch man sehr engen Kundenkontakt hatte. Nachdem die Märkte, im Speziellen die Solarbranche, stark gewachsen sind, habe ich nach und nach zusätzliche Kolleginnen und Kollegen zur Unterstützung benötigt. So habe ich eine Führungsfunktion übernommen. 2006 gab es dann eine Umstrukturierung der gesamten Fronius Servicebereiche, was mich dazu gebracht hat, in die Forschung und Entwicklung zu wechseln. Dort wurde ich als Projektleiter für die ersten trafolosen Wechselrichter von Fronius eingesetzt.
Nach einem weiteren Marktwachstum ist das Produktportfolio größer geworden, weshalb man sich entschieden hat, Produktlinien zu installieren. Ich habe die Position des Produktlinienleiters für Residential Wechselrichter übernommen. Meine Aufgabe war es alle Projekte für Wechselrichter für den Privathaushalt in diesem Bereich zu entwickeln. Ich wurde in weiterer Folge Führungskraft für die Projektleiter in diesem Segment.
Anfang 2017 kam es wieder zu einer größeren Umstrukturierung und der Entscheidung, dass jeweils zwei Personen eine Business Unit leiten: eine die marktnahen Organisationsbereiche, die andere die technischen Bereiche der Forschung und Entwicklung. Somit übernahm ich 2017 die Business Unit Leitung „Solar Energy RnD“, welche ich bis Juni 2021 ausführte.
Vor einigen Monaten habe ich mich für einen Wechsel entschieden und baue aktuell den Bereich „Technical Product Mgmt.“ auf.

Dass du ins Management wechselst, war damals also nicht beabsichtigt?
Nein, die Frage „Warum Management?“ lässt sich nicht direkt beantworten. Für mich stand immer im Zentrum, das Beste für den Kunden und für Fronius herauszuholen, im Speziellen auch für unser Ziel 24 Stunden Sonne: für eine bessere und saubere Energiezukunft einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Ins Management zu wechseln, ist mir daher eher „passiert“, als die Folge von einem gesetzten Plan oder einer bewussten Entscheidung in diese Richtung.

Wie denkst du wird sich der Wechselrichter- bzw. Photovoltaik-Markt in den nächsten Jahren verändern?
Photovoltaik ist eines der wesentlichen Elemente für eine saubere, erneuerbare Energiezukunft und wird einen sehr großen Teil zur Energieversorgung beitragen. Dabei geht es immer mehr darum, in Systemen zu denken und die Integration der Photovoltaik ins gesamte „Energie-Universum“ voranzutreiben. Eine Energiewende wird nur gelingen, wenn wir die Komplexität und die Zusammenhänge der gesamten Energieversorgung verstehen. Dabei geht es nicht nur um Strom, sondern auch um die anderen Energiesektoren wie Wärme, Mobilität und so weiter. Daher ist die Sektorintegration ein wesentliches Element unserer Strategie.
Die Märkte werden überdurchschnittlich stark wachsen, die Anforderungen komplexer und der Schwerpunkt wird auf Sicherheitsstandards liegen. Energieversorgung gehört in den Bereich der kritischen Infrastruktur und die Erneuerbaren müssen die sichere Versorgung bestmöglich unterstützen.
Ich gehe davon aus, dass alleine der Green Deal der Europäischen Union ein enormes Wachstum und viele Möglichkeiten für neue Innovationen bieten wird. Hierfür sind wir bei Fronius super positioniert und gerüstet.

Was kannst du jungen Leuten mitgeben, die gerade am Anfang ihres Berufslebens stehen?
Wichtig ist, dass alles, was man macht, Spaß und Freude bereitet und man die Sinnhaftigkeit dahinter sieht. Dazu gehört natürlich auch ein Maß an Eigenmotivation und Engagement, etwas bewegen und vorantreiben zu wollen. Es wird nicht immer alles genau so sein, wie man es selber möchte, ab und zu heißt es durchbeißen und großes Durchhaltevermögen beweisen.
Es sollte immer um die Sache gehen, an die man glaubt. Eigeninteressen sollte man hinter das Gemeinwohl und gemeinsame Ergebnisse stellen. Einsatz und Engagement werden am Ende des Tages belohnt und an das muss man fest glauben. Auch in schwierigen Situationen und Zeiten.
Sei stets fair zu deinen Kolleginnen und Kollegen und mache dir bewusst es geht nur miteinander und niemals alleine. Wir sind aufeinander angewiesen und jeder trägt einen wichtigen Beitrag zu einem tollen Gesamtergebnis bei und sei es noch so klein. Diese Wertschätzung sollten wir uns jeden Tag gegenseitig entgegenbringen. Und dies empfehle ich nicht nur jungen Leuten, die eine Lehre beginnen wollen, sondern uns allen in der gesamten Gesellschaft.

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