Omadienst: Von einer Fremden zur "Ersatzoma"

Die Leihomas übernehmen die Rolle der Spielkameradin. In der Region wird laufend nach ihnen gesucht. | Foto: Katholischer Familienverband OÖ
  • Die Leihomas übernehmen die Rolle der Spielkameradin. In der Region wird laufend nach ihnen gesucht.
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BEZIRK. Die Welserin Rita Wenger ist seit dreieinhalb Jahren eine von 36 sogenannten Leihomas, die in Wels und Wels-Land aktiv sind. Über eine Vermittlung, den Omadienst des Katholischen Familienverbandes, werden sie mit Eltern in Kontakt gebracht, die sich meist aus beruflichen Gründen nicht rund um die Uhr um ihren Nachwuchs kümmern können. Die Leihomas springen dann ein. "Ich wurde selbst darauf aufmerksam, als ich lange im Krankenstand war und dementsprechend viel Zeit hatte, um Postwurfsendungen durchzublättern. Damals war absehbar, dass ich bald in Pension gehen würde. Ich hatte immer schon den Wunsch, dann etwas mit Kindern zu machen, weil ich selber keine habe", erzählt Wenger. Heute ist sie die Leihoma für zwei Familien und betreut dort einen dreijährigen Buben und zwei Mädchen im Alter von zwei und sechs Jahren. Oft gehe es bei den Familien nur um einen Nachmittag, an dem die Betreuung für die Kinder fehlt. Die Leihomas können die Kleinen vom Kindergarten oder der Schule abholen, eine Kleinigkeit zu essen machen, bei den Hausaufgaben helfen oder das tun, worin Omas am besten sind: vorlesen und mit den Kindern spielen. "Die Leihoma kommt nicht ins Haus, um zu kochen, putzen oder zu bügeln. Wir sind keine Haushälterinnen. Das Wohlergehen und die Betreuung des Kindes stehen im Vordergrund", hält Wenger fest, die seit zwei Jahren auch die regionale Zweigstelle des Omadienstes leitet.

Ein Teil der Familie

Ein Vorteil gegenüber Krabbelstuben oder Horten sei es, dass die Kinder von den Leihomas in ihrer gewohnten Umgebung, wo sich auch ihre Spielsachen befinden, betreut werden. So sei es für Oma und Kind schnell möglich, Vertrauen und einen Bezug zueinander aufzubauen. "Viele Kinder sagen zu ihrer Leihoma auch Oma und selbst dann, wenn die Kinder der Notwendigkeit einer Betreuung bereits entwachsen sind, wird der Kontakt meist noch Jahre später aufrecht erhalten. Die Leihomas nehmen wie ein richtiges Familienmitglied an den Geburtstagsfeiern teil", erzählt Wenger. Sie wurde selbst von einer ihrer Familien schon mehrmals zur Bescherung am 24. Dezember eingeladen. "Für alleinstehende Frauen ist es natürlich herrlich, wenn sie gefragt werden, wann sie wieder kommen und der Kontakt auch später nicht abreißt", weiß die 59-Jährige. Wieviel Zeit mit den "Leihenkeln" verbracht wird, macht man sich individuell aus. Im Schnitt habe eine Leih-#+oma eine, maximal zwei Familien, bei denen sie ein- bis zweimal pro Woche für ein paar Stunden aushilft. Wer Leihoma werden möchte, muss ein vorgeschriebenes Basisseminar absolvieren, bei dem es grundsätzliche Informationen zum Ablauf gibt. Zudem wird jeder Frau ans Herz gelegt, im Vorfeld einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen. Die Leihomas sind beim Katholischen Familienverband versichert und bekommen von den Familien eine Aufwandsentschädigung zwischen fünf und acht Euro pro Stunde. Eines ist für Rita Wenger aber gewiss: "Wegen des Geldes macht es niemand von uns."

Zur Sache
• Der Omadienst wurde 1974 in Wien gegründet, in Oberösterreich besteht er seit 1997.

• Die Serviceeinrichtung des Katholischen Familienverbandes vermittelt zwischen Familien, die eine Kinderbetreuung benötigen, und reifen Frauen, die eine Liebe zu Kindern, freie Kapazitäten und Lust auf eine spannende Herausforderung haben.

• Oberösterreichweit gibt es 388 aktive Leihomas, davon 36 in Wels und Wels-Land.

• Interessierte Frauen können sich bei Koordinatorin Rita Wenger (0699 8121 6627) von der Zweigstelle Wels für nähere Informationen melden.

• Zu Beginn der Tätigkeit stehen ein neunstündiger Basiskurs und ein Kindernotfallkurs auf dem Programm.

• Bedingungen für die Eltern: Bezahlung einer Aufwandsentschädigung und eines Fahrtkostenzuschusses, keine Erwartung einer Haushaltshilfe.

• Mehr Infos: omadienst.info

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