"Lehre mit Matura ist zu stark"

Gerhard Haminger (l.) und Harald Michlmair (r.) mit Lehrlingen des Steinhauser Industrieanlagenbau-Unternehmens Kremsmüller. | Foto: Hollig
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WELS/BEZIRK. Wenn es um das Thema Lehre geht, sind sich viele Experten einig: Die körperliche Arbeit wird weniger. "Das Handwerk hat sich stark verändert, hin zu digitalen Abläufen. Den klassischen Lagerarbeiter gibt es nicht mehr. Früher hat er Kraft gebraucht, heute fährt er mit dem Stapler durch die Gegend und hat ein Hochregallager mit EDV-Ausstattung", führt WKO-Leiter Manfred Spiesberger aus. "Ein KFZ-Techniker hatte früher noch richtige Handarbeit zu leisten. Heute steckt man den Diagnosestecker an und den Rest macht der Computer", stimmt AMS-Leiter Othmar Kraml ein. Dem Facharbeiter geben beide dennoch eine große Zukunft. Nur mit genügend Lehrlingen kann die Wirtschaft dem Fachkräftemangel entgegenwirken. "Aber der Zuzug zu den AHS ist weiterhin sehr stark, weil man glaubt, dass man mit Matura besser dran ist. Der Facharbeiter wird aber besser bezahlt als der Maturant, wenn der keine weitere Ausbildung macht", sagt Spiesberger. Die Wertigkeit der Lehre müsse wieder höher werden. Das bekräftigt auch Gerhard Haminger, Leiter der Kremsmüller-Schweißakademie und ein "Urgestein" unter den Lehrlingsausbildnern. "In den Köpfen der Eltern und der Gesellschaft ist ein Lehrbub ein Versager, weil er keine Schule geschafft hat." Es gibt zwar das Modell der Lehre mit Matura, Hamingers Einschätzung zufolge schließt diese aber nur einer von 100 Lehrlingen ab. "Die Lehre mit Matura ist zu stark", sagt Kremsmüller-Personalmanagerin Eva Oberhuber. Für Haminger sind Jugendliche heutzutage nicht mehr so belastbar wie noch vor einigen Jahren. "Durch Maschinen ist alles einfacher geworden. Aber sie sind bei Stress schnell überlastet." Auch der Gesetzgeber mache es den Unternehmen schwerer, gute Facharbeiter auszubilden. "Die Lehrlinge sind zu gut geschützt. Natürlich gab es in der Industrie Ausbildner, welche die Lehrlinge ausgenutzt und geschunden haben. Aber dass sie erst ab 17 Jahren eine Flex in die Hand nehmen dürfen, ist zu spät", beklagt Haminger.

Auf Polyschüler setzen

Zudem wünscht er sich das Modell zurück, bei dem Schüler des Polytechnikums ein halbes Jahr lang einmal pro Woche in ihrem Wunschberuf schnuppern durften. "Da sie über die Schule versichert waren, durften sie da auch selbst Hand anlegen. Wir konnten den Schüler dann übernehmen." Dadurch war er zu Beginn des ersten Lehrjahres den anderen meilenweit voraus. "Jetzt macht der Schüler eine etwa zweiwöchige Schnupperlehre in verschiedensten Firmen und wir dürfen ihn nichts tun lassen, weil er nicht versichert ist." Kremsmüllers HR-Leiter Harald Michlmair hat aber auch über eine positive Entwicklung der Lehre zu berichten: "Es gibt Verbünde mit anderen Unternehmen und ein gutes Netzwerk unter den Lehrlingsausbildnern. So kommen sogar Rochaden zustande und Lehrlinge lernen in anderen Betrieben viel Neues kennen."

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