Vom Manager zum Tischler: "Ich musste etwas tun"
Michael Olinger kletterte die Karriereleiter weit nach oben. Heute absolviert er eine Tischler-Lehre.
BEZIRK. Michael Olinger ist 46 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Der gelernte Elektroingenieur durchlief in seinem Berufsleben schon viele Stationen. Nach der HTL Matura in Wels im Jahr 1990 war er zunächst Projekt- und Baustellenleiter, später im Keyaccount tätig und hatte zuletzt eine Führungsposition im Vertrieb eines Elektrotechnikunternehmens inne. "Mein Berufsleben war durch Reisetätigkeiten geprägt. Mein Lebensmittelpunkt war in der Schweiz, während meine Familie zuhause in Österreich war", erzählt Olinger. 2008 zwang ihn ein Burnout dazu, eine gesundheitliche Pause einzulegen. Nach dem Wiedereinstieg folgte 2015 der nächste Rückschlag. "Zu Weihnachten habe ich gemerkt, dass gesundheitlich etwas nicht passt. Der Erfolgsdruck wurde mir zuviel. Zusätzlich habe ich keine Lust mehr verspürt, meinen Job weiter auszuüben. Ich dachte mir, ich habe aber noch 20 Arbeitsjahre vor mir, so kann es nicht weitergehen", schildert Olinger.
Ein gravierender Einschnitt
Schnell wurde klar, dass ein anderer Job hermusste. Einfach nur die Firma zu wechseln war Olinger aber zu wenig. Der geschickte Handwerker war zu dieser Zeit gerade mit dem Bau des eigenen Hauses beschäftigt. Dort erledigte Olinger begonnen beim Betonieren, Schalen und Eisenbinden bis hin zum Holzausbau vieles selbst. "Ich habe gemerkt, dass mir das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz großen Spaß macht", sagt er. Der Wechsel vom erfolgreichen Manager zum Tischler wäre nicht nur finanziell ein gravierender Einschnitt für die Familie gewesen, sondern auch gesellschaftlich. Michael Olingers Frau stärkte ihrem Mann jedoch den Rücken bei dieser Entscheidung. Nach der Kündigung im Jänner 2016 begann Olinger im Mai die Doppellehre Tischler/Techniker bei der Tischlerei Pangerl in Steinerkirchen. Auf den Drei-Mann-Betrieb wurde er durch Aqua, das Programm zur arbeitsplatznahen Qualifizierung des AMS, aufmerksam. Heute hat Olinger die Hälfte seiner Lehrzeit hinter sich und bereut es, wie er sagt, keine Minute: "Ich bin mit Freude dabei, habe nette Kollegen und eine interessante Arbeit. Ich rieche und berühre den Werkstoff Holz gerne und bin jedes Mal stolz, wenn ein Projekt fertiggestellt ist."
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