Peter Anich Uraufführung in Oberperfuss

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Anlässlich der bevorstehenden Uraufführung von PETER ANICH in Oberperfuss, hatten wir die Gelegenheit, mit Spielleiterin Johanna Obojes-Rubatscher ein Interview zu führen.

Hallo Johanna, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst. 2016 ist für Oberperfuss und die Volksbühne ein besonderes Jahr. Nämlich der 250. Todestag von unserem “großen Sohn“ Peter Anich. Was vielleicht einige nicht wissen, ist, dass du nicht nur Spielleiterin bist, sondern auch schon in der Vergangenheit Theaterstücke bearbeitet (Frau Holle 1996) und selbst geschrieben hast (Die Witwerpension 2003). Die Märchen Rumpelstilzchen (1999), König Drosselbart (2005) und Schneeweißchen und Rosenrot (2013) wurden von dir vollständig als Theaterstücke geschrieben. Dabei hast du dich an die Urtexte aus dem Jahr 1857 gehalten. Es freut uns, dass du dich heuer bereit erklärt hast, ein Stück über das Leben von Peter Anich zu schreiben.

Wir befinden uns im Anich-Hueber-Museum in Oberperfuss zwischen Himmels- und Erdgloben, großen Vermessungsgeräten, unterschiedlichsten Sonnenuhren und Bussolen, alle von Peter Anich (1723 – 1766) gefertigt.

Johanna, was hat dich persönlich am Leben von Peter Anich fasziniert?

Johanna: Peter Anich hat sich einer Sache voll und ganz hingegeben, hat sein Leben seinen Ideen und deren Umsetzung untergeordnet. Ein fantastischer Mann, es war für mich ein Herzenswunsch dieses Stück zu schreiben.

Schießt dir da gleich eine überzeugende Grundidee durch den Kopf?

Johanna: Das Leben von Peter Anich soll aus seiner Zeit heraus verstanden werden. Das bedeutet, zu versuchen, sich in diese Zeit hinein zu versetzen.

Sehr viel weiß man ja nicht über das private Leben von Peter Anich. War die schmale Quellenlage eher Lust oder Last für deine Arbeit? Freiraum oder Mangel?

Johanna: So möchte ich es nicht sagen. Peter Anich wurde sehr gut erforscht. Leider weiß man über sein Leben VOR dem Studium bei Professor Ignaz von Weinhart nichts, das ist schade! Andererseits bedeutet dies eine gewisse künstlerische Freiheit für das Stück.

Worauf hast du beim Erarbeiten des Stückes “Peter Anich“ besonders geachtet?

Johanna: Den größten Wert legte ich auf die möglichst wahrheitsgetreue und teilweise sogar zitierte Wiedergabe der bekannten Fakten. WIE diese sich als Dialog einarbeiten lassen, ist eine spannende Aufgabe. Ob es sich tatsächlich so abgespielt haben könnte, wird wohl kaum jemand verifizieren können. Aber das ist ja nicht der Sinn eines Theaterstückes, sondern es geht darum, die Zuseherinnen und Zuseher auf den ganz besonderen Menschen Peter Anich aufmerksam zu machen.

Was glaubst du, können die Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Theaterstück mitnehmen?

Johanna: Ich hoffe, dass diejenigen, denen die Bedeutung unseres Kartographen in der damaligen Zeit nicht mehr bewusst ist, mit (hoffentlich!) Staunen feststellen, welch großartiger Mann in Oberperfuss gelebt hat, wie er sich voller Demut und Treue zum Vaterland in dessen Dienst gestellt hat und letztlich sogar sein Leben dafür büßte.

Welchen Herausforderungen musstest du dich als Autorin stellen?

Johanna: Die größte Herausforderung war, die unzählbaren Ideen, die so im Kopf herumschwirren, zu bündeln. Ich habe einige Nächte - und das seit längerer Zeit - gegrübelt, wie die Handlung ablaufen könnte und welche Figuren dargestellt werden sollen, um den Stoff zu verdichten ohne das Publikum mit zu viel Inhalt zu überfordern.

Viele Leser fragen sich, wann du die Zeit findest, auch noch ein Theaterstück zu schreiben. Dein Tag hat ja auch nur 24 Stunden. Wie bringst du das unter?

Johanna: Ja, das war die andere Herausforderung! Bei meinem Beruf bleibt keine freie Zeit. Ich musste regelrecht "Urlaub" nehmen, sonst hätte ich es nicht geschafft. Das bedeutete während der Schreibphase konzentriertes Arbeiten am Computer, im Vorfeld verbrachte ich viel Zeit mit dem eingehenden Studium der Literatur. Obwohl ich schon fast 10 Jahre als Kustodin das Anich-Hueber-Museum leite und Führungen anbiete, musste ich mein Wissen vertiefen, was auch nicht zum Schaden nachfolgender Führungen ist! Hochinteressante und lehrreiche Fachgespräche konnte ich mit Univ-Prof. Dr. Armin Denoth vom Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck führen. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet!

Entsteht die Idee für eine Inszenierung einfach so in deinem Kopf, oder brauchst du da gewisse Anregungen?

Johanna: Klar, braucht man Anregungen, die können aber von ganz anderer Seite kommen. Ich besuche regelmäßig Aufführungen im Tiroler Landestheater, hier kann man viel lernen! Letztlich entspringt die Inszenierung meiner Phantasie. Ich stelle mir vor, wie etwas spannend umgesetzt werden könnte. Theater darf alles sein, nur nicht langweilig!

Johanna, was macht für dich eine gelungene Inszenierung aus?

Johanna: Wenn es gelingt, das Publikum in der Zeit der Vorführung in das jeweilige Theaterstück zu entführen, wenn man es mitreißen und für diese ein, zwei Stunden den Alltag vergessen lassen kann, dann ist für mich die Inszenierung geglückt.

Wie wichtig sind für dich die Zuschauererwartungen?

Johanna: Zum Teil schon wichtig. Es nützt ja nichts, wenn am Interesse des Publikums vorbeigespielt wird. Allerdings dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer auch ein bisschen überrascht oder sogar gefordert werden.

Die Volksbühne Oberperfuss schafft es, immer wieder auf kleinstem Raum überdurchschnittliche und erfolgreiche Produktionen umzusetzen. Was macht dieses Team so außergewöhnlich?

Johanna: Wir haben ungewöhnlich viele Menschen in unserem Team, die sich mit Leib und Seele dem Theater verschrieben haben, und das sind nicht nur die Schauspieler! Die Ansprüche, eine Aufführung so perfekt wie möglich auf die Bühne zu bringen, sind hoch. Die Voraussetzung dafür ist, eine Gruppe von Menschen zu sein, die sich grundsätzlich gut verstehen und zielorientiert arbeiten.

Nervös?

Johanna: Hm. Möglich, dass sich dieses Gefühl vor der Premiere einstellt....

Danke für das Gespräch und viel Erfolg.

Das Gespräch führte Harald Lechner für die Volksbühne Oberperfuss. Alle Infos auch unter www.volksbuehne-oberperfuss.atoder auf facebook/volksbühne oberperfuss. Foto: Gabi Lorenz.

Aufführungstermine:

Samstag 05.November 20.00 Uhr Uraufführung

Samstag 12.November 20.00 Uhr
Sonntag 13.November 18.00 Uhr

Freitag 18.November 20.00 Uhr
Samstag 19.November 20.00 Uhr
Sonntag 20.November 18.00 Uhr

Freitag 25.November 20.00 Uhr
Samstag 26.November 20.00 Uhr

Wo: Peter-Anich-Haus, Oberperfuss auf Karte anzeigen
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