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100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit

Erwin Niederwieser blickt in seinem Buch zurück auf ein Jahrhundert Arbeiterkammer Tirol. | Foto: Hassl
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Im Mai 1921 hat die Tiroler Arbeiterkammer in der Innsbrucker Hofburg mit ihrer Arbeit begonnen.  Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Erwin Niederwieser aus Völs beschreibt den Werdegang in seinem Buch.

Der erste Präsident der Arbeiterkammer, Nationalrat Wilhelm Scheibein, hatte sich seit dem Beschluss des Arbeiterkammergesetzes in der Konstituierenden Nationalversammlung im Parlament in Wien am 26. Februar 1920 um Räume für die neue Arbeiterkammer bemüht. Ausgerechnet der Gründer des Tiroler Bauernbundes und damalige Landeshauptmann Josef Schraffl hat durch ein Machtwort zwei Büros und einen kleinen Saal in der arg ramponierten Hofburg dafür freigemacht.

Die äußeren Umstände

... waren katastrophal, doch die Arbeiterschaft war von großer Hoffnung erfüllt. Hoffnung, endlich auch einen gerechten Anteil an Einfluß und Lebensstandard zu bekommen. Hoffnung, dass Frauen jetzt wählen dürfen und dass jede Stimme gleich zählt, egal ob Arbeiter oder Fabrikant, dass es in der Krankheit eine medizinische Versorgung gibt, dass 8 Stunden tägliche Arbeit von Montag bis Samstag genug sind, dass Kinderarbeit verboten ist, dass es nicht nur Handelskammern, sondern auch Arbeiterkammern und Betriebsräte gibt. In den ersten Jahren der jungen Republik wurden viele dieser Forderungen erfüllt, vor allem Dank des damaligen Sozialministers und Gewerkschafters Ferdinand Hanusch, dessen Leistung in Anbetracht der folgenden 100 Jahre geradezu als überirdisch zu bezeichnen ist.

Ausreichend Staat

Es waren seither im wahrsten Sinn des Wortes 100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit, um ausreichend Staat statt nur Privat, um die Gleichberechtigung der Geschlechter auch in der Arbeitswelt, um Bildung unabhängig von Beruf und sozialem Stand der Eltern, um gute Ware für gutes Geld, eine gediegene Lehrlingsausbildung, gut geschulte Betriebsräte, Entgeltfortzahlung bei Krankheit, eine erschwingliche Wohnung und vieles mehr. Vor allem aber ging es um Arbeit und eine Politik der öffentlichen Hand, die Arbeit für alle schafft. Die letzten 100 Jahre haben bewiesen, dass es in dieser Hinsicht in den politischen Programmen und bei den politischen Parteien große Unterschiede gibt.

Politische Bildung

Dies alles beschreibt Erwin Niederwieser in seinem Buch "100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit", heruntergebrochen auf das Bundesland Tirol und doch eingebettet in den größeren österreichischen und europäischen Rahmen. In gewissem Sinn ein Stück politische Bildung, spannend erzählt und geeignet, auch überall hineinzulesen oder anhand von Bildern und ihren Unterschriften den tieferen Sinn zu erkennen, wie die Dinge in der Gesellschaft zusammenhängen.

Der Anhang

... enthält erstmals die Liste jener 685 Frauen und Männer, die seit 1921 als Kammerräte in Vollversammlung und Ausschüssen der Arbeiterkammer tätig waren, die 10 Direktoren und die Biografien der bisherigen 9 Präsidenten. Dazu über hundert Fotos und Grafiken aus allen Jahrzehnten und allen Bezirken.
Alte und bisher unveröffentlichte Fotos sind geradezu ein Markenzeichen dieses Buches. Sie stammen aus dem AK Projekt „Erlebte Geschichte“, welches auf Initiative des Autors Mitte der 80er Jahre von der Tiroler Arbeiterkammer finanziert und von einem Team der Universität Innsbruck durchgeführt wurde. Die rund 850 Fotos, die dabei gesammelt wurden, werden im Verlauf des Jahre 2021 dem Ferdinandeum übergeben und in digitaler Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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