Holz: Baustoff der Zukunft und Klimaschutz-Kernstück

Michael Flach und sein Team entwickeln intelligente Tragsysteme und führen Forschungsarbeiten rundum das Thema Holz durch.
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"Ich glaube, Holz ist für uns alle faszinierend. Holz ist unser kultureller Lebensbegleiter seit der Geschichte der Menschheit", weiß Univ.-Prof. DDipl.-Ing. Michael Flach. Beschäftigt man sich näher mit dem Material, scheint das Potenzial unerschöpflich. Das "Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften" der Universität Innsbruck hat dem Holzbau einen eigenen Lehrstuhl gewidmet und setzt sich intensiv mit dem Material auseinander.

Kernstück des Klimaschutzes

Dass der Klimawandel unbarmherzig voranschreitet, spüren wir in Tirol heuer ganz besonders. Die Tourismusbranche jammert, weil zu wenig Schnee auf den Pisten liegt, die Gletscher schmelzen uns ebenfalls weg und auch die Almenwirtschaft steht in Zukunft vor einer neuen Herausforderung, wenn sich die Baumgrenze um hunderte Meter nach oben verschiebt. "Wir haben die Dringlichkeit erkannt, haben auch Möglichkeiten entwickelt, aber setzen es nicht um. Es dauert zu lange, die Zeit läuft uns langsam davon." Dabei liegt die Lösung direkt vor der Haustür.

Umdenken unerlässlich

Für Michael Flach ist der Klimaschutz und ein ressourcenschonender Umgang mit den Materialien eine Herzensangelegenheit. Kernstück des Klimaschutzes muss der dabei der Wald und das Holz sein. Schon jetzt gehen gewisse Baustoffe zur Neige, Wasser und Sand führen uns bereits vor Problemen. Ein Umdenken ist daher unerlässlich, dabei spielt das Holz eine Schlüsselrolle. Hier gilt: "Nur so viel verwenden, wie wir auch nachpflanzen können." Ein nachhaltiger Einsatz ist vorrangig. "Wir müssen das Holz so einsetzen, sodass es langlebig ist - das heißt vorwiegend im geschützten Innenbereich."

Bauen mit System

Holz kann in vielen Bereichen eingesetzt werden. Die Tragfähigkeit des Materials ist nicht zu unterschätzen, so kann Holz mit Stahl sehr gut mithalten. "Die Stärken von Holz liegen vor allem in der Vielseitigkeit, als hochwertigen Dämmstoff sowie für die Innenraumausstattung und Wohngesundheit".
Doch wie sieht es finanziell aus? Die kurzfristigen Mehrkosten halten sich in Grenzen. Man rechnet mit 5-10% zusätzlicher Kostenlast, wenn man auf Holz umsteigt. Auf langfristiger Sicht kann das nur die einzig richtige Lösung sein, denn der Klimawandel und dessen Folgekosten würden uns weitaus teurer kommen.
Die Forschungsarbeit der Studentinnen und Studenten leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Wie können Bauprojekte schneller und ressourcenschonender umgesetzt werden? Eine Lösung sind die dazu eigens entwickelten Verbindungsmittel, die den Bereich der Systembauweise vorantreiben sollen. Zusammen mit vorgefertigten Wandsystemen, kann der Bau von Gebäuden beschleunigt werden. Zwar ist dazu eine komplexere Vorausplanung notwendig, doch lassen sich solche Systeme beliebig oft wiederholt einsetzen. Noch bevor das Projekt in Bau geht, ist der Großteil der Arbeit getan. Das Gebäude kann dann in wenigen Tagen errichtet werden.

Brandschutzbestimmungen als Hürde

"Fragt man einen Feuerwehrmann, in welches brennende Gebäude er lieber laufen würde, in das aus Stahl oder in jenes aus Holz, wird er immer das aus Holz wählen." Warum? Stahl verliert sehr schnell an Festigkeit und bricht in sich zusammen. Holz ist zwar schneller brennbar, allerdings bleibt der innere Kern stabil und schützt das Gebäude vor dem Einsturz. Holzhochhäuser sind in Österreich allerdings nicht erlaubt, die Grenze für mehrgeschossige Bauten liegt bei vier Stöcken. Der Zukunftstrend geht allerdings Richtung Hochhaus, hier gibt es also Nachholbedarf im Bereich der Brandschutzregelungen. "Wir haben zwar gute Ideen, aber realisiert werden sie woanders. In England werden gerade Holzhochhäuser erfolgreich umgesetzt." In den Metropolen der Welt wird Holz dank neuer Technologien zum gefragten Baustoff.

Was ist machbar?

Brücken, Schulen, Schwimmbäder, über Windkrafträder hin bis zum fahrbaren Auto aus Holz – Michael Flach und die StudentInnen der Uni Innsbruck haben vieles schon geplant, geforscht und zahlreiche Machbarkeitsstudien durchgeführt."Wir haben vieles in Holz umsetzen können, auch vieles das nicht in Holz angedacht war und bisher hat es immer funktioniert."
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Holz in unser Leben zu integrieren.

Zur Person

Michael Flach, geboren in München, ist seit 2013 Institutsleiter des Institutes für Kontruktion und Materialwissenschaften an der Universität Innsbruck und Leiter des Arbeitsbereiches Holzbau.

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