Widerstand gegen die Deponie wächst

Lokalaugenschein: Franz Köfel, Martin Kiechl, Markus Sint und Markus Einkemmer am Ausgangspunkt im Ortsteil Vellenberg.
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Der Widerstand gegen die geplante Deponie im Bereich Vellenberg in Götzens, die auch zwei Parzellen der Gemeinde Völs berührt (einen Bericht dazu finden Sie HIER) nimmt konkrete Formen an. Die Gemeinderäte Markus Sint und Martin Kiechl (Liste "Götzens bewegen"), Markus Einkemmer (Grüne Völs) sowie Franz Köfel (Liste "Franz Köfel und Team, Völs) luden zu einer gemeinsamen Pressekonferenz, um dem "Schulterschluss" in dieser Causa Nachdruck zu verleihen.

Meister der Beschwichtigung

Franz Köfel eröffnete sein Statement mit einer Attacke auf den Völser Bürgermeister: "Bgm. Erich Ruetz ist ein Meister der Beschwichtigung. Dies entspricht nicht meinen Prinzipien, wenn es um die Interessen der Bevölkerung geht." Das sich in der Marktgemeinde die Mandatare der ÖVP, der SPÖ und der FPÖ für die Annahme eines Verfüllungsvertrages ausgesprochen haben, der die Deponierung auf zwei gemeindeeigenen Grundparzellen erlaubt, kann Köfel nicht nachvollziehen. "Diese GemeinderätInnen können das fachlich gar nicht erfassen und sie wissen nicht, was auf die Gemeinden zukommt", rügt der für seine Offensiven bekannte Mandatar. Als Recycling- und Umwelttechniker ist Köfel mit fundierter Argumentation nicht zu jenen durchgedrungen, die diese Sache weiterhin verharmlosen würden. "Derartigen Ansinnen ist generell Einhalt zu gebieten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass hier auch mit Deponierungen aus dem benachbarten Ausland zu rechnen ist. Baurestmassen gehören recycelt und für Bodenaushubmaterial heimischer Bauherren muss in jenen Gemeinden eine Lösung gefunden werden, wo dieses anfällt. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass sich die Gemeinde Völs hier in derart positiver Weise einbringt"

Parteienstellung beantragt

Dass der Marktgemeinde Völs laut Bürgermeiste Ruetz keine Parteienstellung zukommen soll, will Köfel nicht hinnehmen. "Wenn wir als Gemeinde einen Beitrag zur Deponie leisten, haben wir auch kein Einspruchsrecht. Ich habe deshalb als Privatperson bei der Bezirkshauptmannschaft um Zuerkennung der Parteistellung im behördlichen Genehmigungsverfahren in umweltrechtlichen, wasserrechtlichen und gewerberechtlichen Sinn ersucht." Der Antwort der Behörde blickt wohl nicht nur Franz Köfel mit Spannung entgegen.

Freibrief für Betreiber

Auch GR Markus Einkemmer von den Völser Grünen ist empört: "Die Annahme des Vertrages durch den Völser Gemeinderat bedeutet einen Freibrief für die Betreiber. Die erschreckenden Details des Vertrages sind anscheinend nicht zu allen GemeinderätInnen durchgedrungen. Man darf es so zusammenfassen: Material jeglicher Art darf gelagert und alles, was an technischen Hilfsmitteln gebraucht wird, darf eingesetzt werden. Bis hin zur Verlegung von Wasserläufen hat der Betreiber dort alle Möglichkeiten. Einkemmer präsentierte auch ein Grafik der Deponieschüttung mit und bzw. ohne Völser Grundstücken. Schliussfolgerung: Die Deponie würde mit Nutzung der Parzellen in Völs wesentlich größere Ausmaße erreichen.

Frechheit der Schreibtischtäter

GR Markus Sint nahm mit seiner Kritik kein Blatt vor den Mund: "Ein Ansinnen in dieser Dimension an dieser Stelle ist eine Frechheit – so etwas kann nur Schreibtischtätern einfallen." Der "Götzens bewegen"-Mandatar bemüht auch einen Vergleich zur Darstellung: "Die Deponie Ferrariwiese in Innsbruck hat ein Volumen von rund 490.000
m3 – jene in Götzens ist mit rund 400.000 m3 geplant. Da kann sich jeder selbst ein Bild von den Ausmaßen machen." Man werde auch im Götzner Gemeinderat unglaubwürdig, wenn man ständig über die Verkehrsbelastung reden, diese dann aber durch unzählige Lkw-Fahrten selbst noch züchten würde, glaubt Markus Sint. "Wir müssen alles daransetzen, dass der Götzner Gemeinderat einen mehrheitlichen Beschluss gegen die Deponie fasst", gibt Sint weitere Ziele seiner Bewegung aus. Bei den sieben VP-Mandatare glaubt er, "positive Tendenzen für eine Deponie" zu erkennen. Mit den eigenen fünf Mandataren sowie den jeweils einzeln vertretenen GemeinderätInnen der SPÖ, der FPÖ und der Grünen hofft Markus Sint aber an die Erreichung einer Mehrheit wider die Deponie! Der Bürgermeister der Gemeinde Völs will Sint ein entschlossenes "So nicht, Herr Bgm. Ruetz" entgegenschmettern und festhalten, dass die Marktgemeinde rund zehn Prozent Grundfläche einbringen und solcherart einen Beitrag zur größtmöglichen Befüllung leisten würde.

SuperGAU für Anrainer

Markus Kiechl ist nicht nur als Gemeindevorstand in Götzens mit der Causa befasst, sondern auch als Anrainer im Ortsteil Vellenberg. "Das wäre der Super-GAU für die dort lebende Bevölkerung", malt Kiechl ein düsteres Bild. "Wir müssen und wir werden uns dagegen wehren, dass wir in diesem Bereich 20 bis 25 Jahre lang eine Großbaustelle haben." Wenn auch die Zufahrt nicht durch den Ortsteil erfolgen würde, so wäre die Götzner Landesstraße einer unzumutbaren Verkehrssteigerung ausgesetzt. Kiechl: "Wir müssen bei Zu- oder Abfahrt zur Landesstraße schon jetzt manchmal mehrere Minuten warten, um einbiegen zu können. Hier ist das Maximum erreicht."
Einig sind sich Mandatare auch darin, dass das Land Tirol in dieser Frage endlich einen Masterplan erstellen müsste. Nach Meinung der Deponiegegner müsse ausgeschlossen werden, dass private Unternehmer auf öffentlichem Grund Profit auf Kosten der Bevölkerung Profit machen.

Unsinn zum Quadrat

Einwendungen, wonach weitere Wege zur Deponierung auch mehr Feinstaubbelastung bedeuten würden, wischen die Beteiligten als "Unsinn zum Quadrat" vom Tisch. "Demnach müsste ja jede Gemeinde eine Deponie haben – derartiges Gerede macht mich zornig", grantelt Markus Sint. "Die Summe der Belastungen hat nichts mit dem kürzesten Weg zu tun. Außerdem steht ja gar nicht fest, woher das Material überall angeliefert wird."
Die nächsten Schritte zeichnen sich bereits ab, so die Gegner. Wenn in Götzens der Gemeinderat mehrheitlich für die Deponie ist, müssen Volksbefragungen kommen. In Völs haben die Grünen indes in einer spontanen Aktion innerhalb kürzester Zeit 300 Unterschriften gegen eine Deponie gesammelt. Dass da noch "viel Luft nach oben" wäre, steht für Markus Einkemmer jedenfalls fest.

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