Erinnerungen an den Schriftsteller Karl Schönherr

Eine von vielen Schönherr-Aufführungen im Volkstheater Axams: "Der Judas von Tirol" im Jahr 2009 | Foto: Hassl
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  • Eine von vielen Schönherr-Aufführungen im Volkstheater Axams: "Der Judas von Tirol" im Jahr 2009
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"Tirol hat seinen berühmten Sohn nicht vergessen und viele Tiroler Bühnen würdigen den Schriftsteller Karl Schönherr nach wie vor mit Aufführungen und auch mit diversen Lesungen."
Dieser Satz steht am Ende der umfangreichen Ausführungen über das Leben von Karl Schönherr, die Elisabeth Zorn aus Axams auf Ersuchen der BeEZIRKSBLÄTTER verfasst hat. Dieses Resümee muss jedoch am Beginn stehen, weil es sehr treffend die Bedeutung des großen Schriftstellers zusammenfasst.
Karl Schönherr ist am 24. Februar 1867 in Axams geboren und am 15. März 1943 in Wien gestorben. Aus Anlass des 150. Geburtstages gab es im Lauf des heurigen Jahres viele Veranstaltungen, die seinem künstlerischen Schaffen gewidmet waren. Freilich gibt es auch viel Literatur, die das Leben von Karl Schönherr beschreibt. Elisabeth Zorn beschäftigt sich seit langer Zeit mit diesem Thema. Die langjährige Spielleiterin des Volkstheaters Axams hat auch selbst Schönherr-Stücke inszeniert. Sie hat für die Bezirksblätter dankenswerterweise die wichtigsten Stationen im Leben des Künstlers zusammengefasst – das Ergebnis geben wir hier ungekürzt und im Originaltext wieder.

Geburtsort Axams

Am 24.2.1867 wurde Karl Schönherr als viertes von insgesamt fünf Kindern in Axams, Hnr. 86 (heute Karl-Schönherr-Straße 16, „Bäckerei Bucher“) geboren. Sein Vater Josef Schönherr stammte aus Obsteig, die Mutter Maria geb. Suitner aus Leiblfing. Josef Schönherr war Lehrer in Seefeld und ab 1864 Lehrer, Mesner und Organist in Axams.
Aber bereits im Jahr 1872 trat er den Schuldienst in Schlanders bei Meran an und die Familie Schönherr verließ Axams. Josef Schönherr verstarb im Alter von nur 41 Jahren. In der Folge übersiedelte die Mutter mit ihren Kindern nach Bozen und ermöglichte trotz einer sehr geringen Rente ihren Söhnen Ferdinand (Priester) und Karl (Arzt) das Studium.
Nach der Matura begann Karl Schönherr zuerst mit dem Studium der Germanistik, dann auch der Medizin. Am 27.7.1896 promovierte er in Wien zum Doctor medicinae und war dann als Arzt tätig.

Ablehnung

Bereits während seines Studiums begann er zu schreiben, allerdings hatte die Wagner'sche Druckerei in Innsbruck nicht den geschäftlichen Mut, Schönherr durch Publikationen zu helfen.  Ablehnende Antwort auf Schönherrs erstes Ansuchen um das Verlegen seiner Schriften im Jahr 1894: „Die Lederhosen in der Literatur sind jetzt eine so oft wiederkehrende Erscheinung, dass sie, mehr noch als in der Malerei, ihre Zugkraft dortselbst verloren haben.“ (Quelle: Ekkehard Schönwiese)
Im Jahr 1895 gelang es ihm, beim Verlag Aug. Schulze, Leipzig, sein erstes Buch „Inntaler Schnalzer, Gedichte in Tiroler Mundart“ zu veröffentlichen. Noch im selben Jahr gab der Leipziger Verlag H. Haessl Schönherrs „Tiroler Marterln für abg'stürzte Bergkraxler" (Bergsteigermarterln) heraus. Sein erstes Stück „Der Judas von Tirol“ wurde 1897 in Wien uraufgeführt und fiel durch.

Durchbruch

Erst die Uraufführung von „Bildschnitzer“ im Jahr 1900 wurde ein durchschlagender Erfolg. Dieser ermöglichte ihm, den Beruf als Arzt an den Nagel zu hängen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. (Quelle: Vinzenz K. Chiavacci, Stiefsohn von K. Schönherr)
In den folgenden Jahren entstanden aus seiner Feder unzählige Theaterstücke, ein Grosßteil davon wurde an Wiener Bühnen uraufgeführt.
Die wohl berühmtesten Werke sind: „Glaube und Heimat“, „Volk in Not“, „Erde“, „der Weibsteufel“ sowie „Kindertragödie“ . Im Jahr 1937 schrieb er sein letztes Theaterstück „Die Fahne weht“.

Tirol als Grundlage

In vielen seiner Dramen dienen die bäuerliche Bevölkerung und die Geschehnisse in seinem Heimatland Tirol als Grundlage, allerdings beschäftigte er sich in seinen Stücken auch immer wieder mit den Sorgen und Problemen des Arztberufes. Nicht vergessen darf man die unzähligen Erzählungen, welche 1911 (Verlag Staakmann) im Novellenband „Aus meinem Merkbuch“ veröffentlicht worden sind.
1910 hatte Karl Schönherr die ersten Kontakte zur Exl-Bühne in Innsbruck und war, nachdem er die Aufführung von „Bildschnitzer“ dort gesehen hatte, begeistert. Er passte für diese Bühne verschiedene Stücke an und führte auch manchmal selbst Regie. Allerdings entschloss er sich 1925, seine Stücke für die Exl-Bühne zu sperren, da er die „Verflachung des Spielplanes“ kritisierte.

Axamer Heimattag

Im Jahr 1937, zu Schönherrs 70. Geburtstag, richtete Axams den „ 1. Heimattag des Axamer Mittelgebirges“ aus. Die Gedenktafel am Geburtshaus wurde enthüllt (Inschrift: "Er trug Tirols Fahne in die Welt" und am Nachmittag führte das Volkstheater Axams unter der Regie von Alois Zorn „Volk in Not“ auf. Das war die erste Aufführung eines Stückes von Karl Schönherr in Axams. Anton Dörrer brachte anläßlich dieses Heimattages das Büchlein „Axams, die Heimat Karl Schönherrs“ heraus.
Dies war der letzte Besuch des Dramatikers in seinem Geburtsort Axams. Er verstarb am 15.3.1943 in Wien und ist in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt worden.

Schönherr im Volkstheater

In den folgenden Jahrzehnten wurden vom Volkstheater Axams jedoch regelmäßig verschiedene Dramen von Karl Schönherr aufgeführt: „Volk in Not“ (1937, 1959, 1984), „Erde“ (1962 ,1987), „Frau Suitner“ (1963, 1993), Der Weibsteufel (1966,2003), „Karrnerleut“ (1973 und 2007), „Bildschnitzer“ (1973), „Der Judas von Tirol“ (1977), „Kindertragödie“ (2007), „ Glaube und Heimat“ und „Sonnwendtag“.

Herausforderung

Ich mag Karl Schönherr und seine Theaterstücke und suche nach wie vor in verschiedenen Antiquariaten nach seinen Büchern. Ich lese immer wieder darin, weil ich die Sprache und die Ausdrucksweise sehr imponieren. Ich selbst durfte am Volkstheater Axams auch vier seiner Stücke inszenieren (Weibsteufel, Kindertragödie, Karrnerleut und Frau Suitner) und es ist für mich schwierig zu sagen, welches Stück mich am meisten berührt hat.
Es war auf jeden Fall eine schöne Herausforderung, diese Stücke zu inszenieren.
Karl Schönherr war ein Meister darin, mit kargen Worten sehr viel zu sagen. Nichts wird ausgesprochen, alles spielt sich in Andeutungen und Halbherzigkeiten ab.
Er stellt die Tragödien, die wieder und wieder geschehen, wenn man lieber schweigt, als mit Worten seine Gefühle zu offenbaren, auf die Bühne!

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