Angebote im Grätzel: Deutschkurs auf der "Baustelle"
Vier Nachbarschaftszentren bieten neue Angebote für Flüchtlinge an. Auch Hernals ist dabei.
WIEN. Bereits seit 36 Jahren leisten sie kontinuierliche Stadtteilarbeit: die Nachbarschaftszentren des Wiener Hilfswerks. Bei ihnen können Menschen während der Öffnungszeiten vorbeikommen, Beratungsangebote in Anspruch nehmen, an Kursen teilnehmen oder auch selbst ehrenamtlich aktiv werden.
"Weil wir so stark in den Bezirken verwurzelt sind, kriegen wir immer sehr schnell mit, wie die Lage ist. Wir merken, was die Leute brauchen, und können dann schnell darauf reagieren", sagt Michael Eibensteiner, der für die Nachbarschaftszentren zuständige Abteilungsleiter des Wiener Hilfswerks. "Unsere Zentren sind Orte des Austausches und der Vernetzung."
Deutschkurse und Beratung
In Ottakring, Hernals, Neubau und Mariahilf haben die Nachbarschaftszentren nun Angebote entwickelt, die ganz auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge zugeschnitten sind. "Wir haben allein in unserem Zentrum inzwischen 15 Gruppen, in denen Deutsch gelernt wird", sagt Verena Mayrhofer, die Leiterin des Ottakringer Nachbarschaftszentrums am Stöberplatz 2. "Wir arbeiten zum Beispiel mit der ‚Baustelle Deutsch'. Dabei werden Kärtchen mit Satzgliederungen auf den Tisch gelegt und die Teilnehmer sollen überlegen, welches Wort in die Lücke passt und wie man den Satz vervollständigen kann. Am wichtigsten ist, dass die Menschen ins Reden kommen."
In Hernals gibt es zum Beispiel ein eigenes "Café Farsi". Jeden Mittwochvormittag können Interessierte kommen und einfaches Deutsch lernen, unterstützt von Erklärungen auf Farsi. Montags ist beim Spieleabend Deutschlernen angesagt. Jeden zweiten Dienstag wird gemeinsam gelesen. "Wir wollen den Menschen ihre neue Heimat näherbringen. Sie sollen aber auch die Spielregeln in Wien kennenlernen", so Eva Bertalan, Leiterin des Zentrums in Hernals.
Bei einigen Deutschkursen der Nachbarschaftszentren kann man auch Sprachzertifikate erwerben. "Uns ist wichtig, den Menschen die Mittel in die Hand zu geben, um sich in Österreich ein positives Leben aufbauen zu können", so Eibensteiner. Damit dies gelingt, brauche es ein Beratungsangebot. Denn: "Oft fehlt den Menschen ein kleines Informationsdetail und sie wissen dann nicht weiter. Diese Blockaden wollen wir abbauen." Ein solches Beratungsangebot gibt es im Zentrum Mariahilf. "Wir helfen beim Verstehen und Übersetzen von Behördendokumenten ins Arabische", sagt Zentrumsmitarbeiter Ammar Al Mibyawi. "Diese muttersprachliche Beratung ist für die Menschen, die wir betreuen, eine sehr wichtige Sache."
Ehrenamtliches Engagement
Damit die Nachbarschaftszentren ihre vielseitigen Tätigkeiten bewerkstelligen können, brauchen sie ehrenamtliche Mitarbeiter: "Zurzeit suchen wir dringend Freiwillige für die Anfänger-Deutschkurse", sagt Verena Mayrhofer. Deutsch wird aber nicht nur in den Kursen gelernt: "In unseren Zentren geht es auch darum, dass sich Menschen kennenlernen und austauschen. Die einen lernen Deutsch, die anderen etwas über andere Kulturen. So profitiert jeder."
Manche Flüchtlinge, die zunächst als Hilfesuchende gekommen sind, arbeiten bereits als freiwillige Helfer mit. "Viele Flüchtlinge sind handwerklich unglaublich begabt", sagt Mayrhofer. "Und manche haben uns neue Möbel gezimmert oder helfen bei den Flohmärkten aus."
Zur Sache:
Die Angebote des Wiener Hilfswerks werden laufend erweitert und aktualisiert. Um das am besten geeignete Projekt zu finden, wird ein Besuch während der Öffnungszeiten empfohlen. Alle Kontaktdaten finden Sie online auf der Homepage www.nachbarschaftszentren.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.