Bettler vertreibt Kunden
Die Beschwerden über einen Mann beim Supermarkt häufen sich. Die bz war zum Lokalaugenschein vor Ort.
WIEDEN. Die Billa-Filiale an der Rechten Wienzeile 9 ist eine der meist frequentierten. Durch die unmittelbare Nähe zum Naschmarkt sowie zum Karlsplatz ist der Andrang groß. Doch mittlerweile scheuen immer mehr Kunden den Gang in die Filiale und auch die Mitarbeiter fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz nicht immer wohl.
Der Grund: ein Bettler, der die Filiale seit langem als seinen Stammplatz nutzt.
Polizei ist machtlos
Umgedrehte Öldosen mit einem Karton dienen ihm als Sitzgelegenheit. Die Ölreste haben den Eingangsbereich unansehnlich verschmutzt. Das alleine würde noch kaum Aufsehen erregen, doch der Mann soll oftmals streitsüchtig sein. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, sodass Kunden oder Mitarbeiter die Polizei verständigen und um Hilfe bitten. Die Beamten jedoch sind machtlos. Regelmäßig verweisen sie ihn des Platzes. Doch kaum sind die Polizisten weg, sitzt der Bettler ein paar Minuten später wieder vor den Türen des Supermarktes.
An manchen Tagen wartet er, bis Passanten ihm Kleingeld geben. Oft beschimpft der Bettler die Personen jedoch wüst und wird aggressiv, wenn angesprochene Kunden ihm kein Geld geben wollen oder ihn gar ignorieren. Beim Lokalaugenschein haben wir versucht, mit ihm zu sprechen. Der Mann war ruhig, wirkte in sich gekehrt und reagierte nicht. Aufgrund welcher Umstände er auf der Straße leben muss oder ob er womöglich eine psychische Erkrankung hat, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Offensichtliche Diebstähle
Kurze Zeit später ging er in den Supermarkt hinein und wurde von anderen Kunden dabei nur argwöhnisch beäugt. Seelenruhig sah der Mann sich um und ließ schließlich eine Packung Cabanossi unter seiner Jacke verschwinden. Unzählige Male wurde ihm vom Personal Hausverbot erteilt. Doch dem Bettler ist das gleichgültig. Warum auch nicht, denn zu verlieren scheint er nichts mehr zu haben.
Als ein Mitarbeiter sich dem Mann wieder einmal in den Weg stellte und ihn aufforderte, die Waren zu bezahlen, bedrohte ihn dieser offen. Er werde mit seinen Kumpels wiederkommen und den Mitarbeiter zusammenschlagen. "Wir haben den Kollegen dann gemeinsam zur U-Bahn begleitet, man weiß ja nicht, was sonst passiert", berichtet ein Kollege des Mitarbeiters. Angestellte haben den Mann in der Vergangenheit auch schon angezeigt und wurden vor Gericht als Zeugen geladen. "Das hat gar nichts gebracht, der Bettler ist einfach nicht erschienen", so ein Mitarbeiter.
Wiens Polizei-Pressesprecher Harald Sörös erklärt, dass es sich leider um keinen Einzelfall handle und rät, "einfach immer wieder die Polizei zu rufen". Diese könne Personen in solchen Fällen zwar nur für maximal 48 Stunden in Verwahrung nehmen. Sammeln sich aber viele kleinere Geldstrafen wegen Verwaltungsübertretungen an, kann es im Extremfall zu einer Ersatzhaftstrafe kommen.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.