Ein Tenor im Einsatz für die Gedenkkultur
Ein waschechter Wiedner mit mexikanischen Wurzeln – und der Kampf gegen das Vergessen.
WIEDEN. León de Castillo ist ein beschäftigter Mann. Am liebsten würde er wohl an zehn Orten gleichzeitig sein. Wenn er nicht gerade musiziert oder singt, Veranstaltungen organisiert oder Proteste im Bezirk führt, dann ist er mit der Planung von Symposien beschäftigt. Sein Lebenslauf ist lang: Dazu gehören Auftritte im Theater an der Wien, in der mexikanischen Staatsoper, der Carnegie Hall und am Life Ball.
Debut mit fünf Jahren
Aber von Anfang an: Castillo wurde in Mexico geboren. Bereits mit fünf Jahren debütierte er als Sänger. Zwei Jahre später ging die Familie nach Wien – der Heimat des Vaters – und wurde auf der Wieden sesshaft. Der Junge engagierte sich in der Politik, arbeitete im Management, bis er sich seinen Traum erfüllte und klassischen Gesang studierte. Aus der Liebe zur Politik und zur Musik wurde eine interessante Mischung: Mit Hilfe von Musik versucht Castillo, sich politisch zu engagieren. Sein Menschenrechtsfestival "Primavera Festival" wurde 2013 gegründet. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen setzt sich der gebürtige Mexikaner für die Gedenkkultur ein. Im Konkreten geht es um den Protest Mexikos am Anschluss 1938. Das "Frühlingsfestival" setzt sich künstlerisch mit Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Integration auseinander.
Allein 2018 gab es bereits 30 Veranstaltungen. "Vor allem heuer, 80 Jahre nach dem Anschluss, ist mir das Thema sehr wichtig", so der 33-Jährige. "Leider schwindet das Interesse immer mehr und dem wollen wir entgegenwirken."
Zwischen Mexiko und Wien
Aus offensichtlichen Gründen ist Castillo auch sehr an der Beziehung zwischen Österreich und Mexiko interessiert.
Dabei geht es um die Habsburger in Mexiko, aber auch um die Zeit des Nationalsozialismus – damals beherbergte Mexiko viele Juden aus Europa. Die letzte Veranstaltung war in Gedenken an den Exil-Komponisten Hanns Eisler im Palais Schönburg.
Gegen Antisemitismus
Für die Zukunft hat der Tenor noch so einiges vor. "Am 19. August veranstalten wir im Prater ein Human Rights Picnic, gemeinsam mit den 'Omas gegen Rechts' zum Zeichen der Menschlichkeit", so Castillo. Am 26. September stehen im Festsaal des Bezirksamtes politische Lieder von Hanns Eisler am Programm. Weiter geht es am 27. September im Bezirksmuseum mit einem Vortrag über die Beziehungen zwischen Mexiko und Österreich.
Castillo möchte sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und für Solidarität und Nächstenliebe einsetzen.
Was damals geschehen ist, soll nicht vergessen werden. Und dafür setzt sich León de Castillo ein – natürlich mit Musik und mit ganz viel Herz.
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