Kleine Neugasse im Petitionsausschuss
Die Petition gegen die Umdrehung der Einbahnführung wurde im Gemeinderat behandelt. Nun hoffen Anrainer, dass die Umkehrung wieder aufgehoben wird.
WIEDEN/MARGARETEN. Die Aufregung um die Kleine Neugasse nimmt kein Ende: Die von Anrainerin Birgit Obkircher ins Leben gerufene Petition wurde nun im Petitionsausschuss des Gemeinderats behandelt. "Ich durfte mein Anliegen fünf Minuten lang vortragen. Danach wurden interessierte Fragen gestellt und die Empfehlung erteilt, bei den regelmäßigen Überprüfungen der neuen Maßnahme auch die Erfahrungen der Anrainer einfließen zu lassen. Aber dass sich etwas ändern wird, daran glaube ich nicht mehr wirklich", so Obkircher.
Zur Erinnerung: Aufgrund häufiger Unfälle zwischen Radlern und Autofahrern an der Einmündung Kleine Neugasse/Margaretenstraße musste eine entschärfende Lösung gefunden werden. Drei Varianten wurden von Experten ausgearbeitet: Eine Umdrehung der Einbahnführung, die Errichtung einer Ampel und die Kleine Neugasse zur Sackgasse umbauen. Die Entscheidung fiel zugunsten der ersten Variante. Seit 5. April führt die bisherige Einbahn in die entgegengesetzte Richtung. "Bei dieser Entscheidung war parteipolitisches Kalkül dahinter", ist sich Obkircher, die Am Mittersteig wohnt, sicher. "Politiker, die gegen eine Ampel waren, haben für die Umdrehung der Einbahn gestimmt - zum Leidwesen der Anrainer im ganzen Grätzel, die nun unter einem erhöhten Verkehrsaufkommen leiden."
"Unfälle nicht belegbar"
Die Kleine Neugasse diente Autofahrern als Durchzugsstraße. Nun müssen nicht nur Autofahrer große Umwege fahren, um zur Schönbrunner Straße und weiter in den 6. Bezirk zu gelangen, sondern auch für Anrainer und Gewerbetreibende ist es schwierig, seine Destination im Grätzel zu erreichen. Um die Einbahnumkehrung zu verhindern, rief Birgit Obkircher eine Unterschriftenliste ins Leben. Binnen zwei Wochen unterzeichneten 1.100 Personen die Petition. Unterstützung erhielt die Bürgerinitiative von den Neos und der ÖVP. Henrike Brandstötter, Klubobfrau der Neos Wieden, setzte nicht nur den Text der Petition auf, sondern erstellte auch Listen und organisierte ein Workshop mit Bettina Emmerling, Neos-Landtagsabgeordnete und Petitionssprecherin. Die ÖVP Wieden wiederum finanzierte die Flugblätter und setzte sich auch mit Anträgen im Bezirksparlament gegen die Umkehrung der Einbahn ein.
Einig sind sich Brandstötter und Johannes Pasquali, Klubobmann der ÖVP Wieden, dass die schweren Unfälle an besagtem Hotspot nicht belegbar sind. "Die Unfälle sind vorgeschoben, es gibt keine belegten Zahlen. In Wahrheit will man das Autofahren in Wien lästig machen", ist sich Brandstöter sicher. "Es gibt keine Statistiken von Unfällen bei dieser Kreuzung, keine Zahlen, die auf einen steigenden Unfall-Hotspot hinweisen", bestätigt Pasquali, der für die Kreuzung statt der "verkehrten" Einbahn eine Entschleunigung des Radverkehrs wie etwa Lane Lights und eine Stopptafel für Radfahrer vorschlägt. Auch Obkircher wünscht sich eine Aughebung der Umdrehung und stattdessen eine "Verkehrserziehung für Radler" in Form von Piktogrammen.
Auch an Alexander Maly, Klubobmann der ÖVP Margareten, werden Beschwerden über die neue Einbahnführung herangetreten. "Ich werde laufend auf die neue Einbahnführung angesprochen, von Anrainern als auch von Gewerbetreibenden", so Maly zur bz. "Um etwa von der Wirtschaftskammer zur Wienzeile zu kommen, müssen ausgedehnte Umwege über die Schäffergasse und durch Wohngebiete gefahren werden. Wo da der Sinn einer Verkehrsberuhigung liegt, bleibt mir verschlossen. Nach sechs Monaten hat man eine Evaluierung der aktuellen Maßnahme versprochen. Da nehme ich die Leute beim Wort."
Als Lösung für die Entschärfung der Kreuzung Margaretenstraße mit der Kleinen Neugasse ist Maly mittlerweile eine Ampel ebenso recht wie eine Markierung . "Es ist mir aber alles recht, nur keine Umdrehung der Einbahn oder eine Sackgasse!"
Plasch offen für Vorschlag
Ein offenes Ohr für einen neuen Vorschlag hat auch Wiedens Bezirksvorsteher Leo Plasch (SPÖ). "Meine Zusage, dass nach sechs bis neun Monaten die neue Einbahnregelung evaluiert ist, gilt. Es finden auch laufend Gespräche mit Frau Obkircher statt und ich erwarte mir einen konkreten Vorschlag der Anrainer, welche Maßnahme in der Kleinen Neugasse für sie die Beste wäre", so Plasch, der diese Idee der Stadt unterbreiten würde. Während Brandstötter befürchtet, dass "aus dem Provisorium ein endgültiges Ergebnis wird", hofft Obkircher weiter auf ein Aufheben der aktuellen Maßnahme. "Wir Anrainer wollen, dass es wieder wird, wie es war. Eine Markierung für Radfahrer funktioniert auch in der Waaggasse. Warum probiert man es nicht auch hier aus?"
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