Stefan Sterzinger: Von einem musikalischen Freigeist, der keiner sein möchte - und vielleicht auch keiner ist
Der Wiedner Musiker widmet seit 1986 sein Leben dem Akkordeon.
WIEDEN. Ein Porträt über Stefan Sterzinger kommt selten, eigentlich gar nicht, ohne die Schlagwörter "unkonventionell", "Freigeist" oder "Querdenker" aus. Und, soviel sei schonmal vorweggenommen, auch diese Porträt wird's am Ende wohl nicht schaffen. Dabei sieht der Akkordeonist sich selbst eigentlich in einem ganz anderen Licht: Sein eigenes Ding machen, dem branchenüblichen Quotendruck so wenig als möglich nachgeben und dabei die Liebe zum eigenen Werk erhalten ohne abgedroschen zu klingen, so der Anspruch des 59-Jährigen. Vom 1. bis zum 3. September gibt's Sterzinger im Porgy & Bess zu sehen.
"Die Gstopftn hamm Klavier glernt, die weniger Gstopftn Akkordeon...", beschreibt Sterzinger seine ersten musikalischen Gehversuche im Alter von acht Jahren. Von Begeisterung konnte damals wohl noch keine Rede gewesen sein. Sein musikalisch Gehör brachte er jedoch schon im Alter von fünf Jahren auf Kurs, Sonntag Abends lauschte er mit der Oma die Hitparade im Radio. Nächster Schritt auf der Karriereleiter: Mit einem Almdudler-Strohhalm ausgestattet, dirigierte er am Biertisch sitzend die Blasmusik im Wirthaus. Mit zwölf war dann erstmal Schluss mit Akkordeon und es dauerte einige Jahre bis die Begeisterung zum Musizieren wieder an die Oberfläche gelangt.
Seit 1986 Profimusiker
Die Matura in der Tasche tingelt Sterzinger in der britisch-amerikanischen Musikcommunity umher, versucht im Jazz sein Glück. Seinen ersten Live-Auftritt legt er mit Mississippi Slow Jim im Metropol hin, dem Lokal, in dem auch Falco mit „Wiener Blutrausch“ zum Star wurde. Zeitgleich studierte Sterzinger Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Uni Wien, hatte mehrere Jobs im universitären Umfeld inne, jedoch nicht lange: "Verschiedene Dinge sind mir da radikal auf die Nerven gegangen...". Sterzinger orientierte sich in Richtung Musikerdasein, "ab 1986 hat's dann auch geklappt", so der 59-Jährige.
Bereits ein Jahr zuvor verschlug es ihn in den 4. Bezirk. In der Großen Neugasse mietete er ein kleines Geschäftslokal, nutzte es zum Üben und Proben. "Der 4. war damals ganz anders als jetzt", erinnert er sich, "extrem verschlafen". Seit knappen neun Jahren wohnt Sterzinger auch im selben Gebäude, eine Etage über dem ehemaligen Lokal hat er eine Wohnung gefunden.
Seit 1986 stand und steht der Akkordeonist auf zahlreichen Bühnen, in zahlreichen Kombinationen. Sterzinger gibt's mal solo, mal im Trio, ein ander mal im Sextett und seit neuestem auch im Orchester: "Schoaf, was dabei rumkommt...", so Sterzinger. Mal dies, mal ein wenig anders, mal rückwärts, im Kern gehe es im darum, das zu bewahren, was im lieb ist um dann von Zeit zu Zeit "die Parameter zu verschieben". "Eine lebenslange Auseinandersetzung mit mir und der Welt", nennt Sterzinger das. Wenn es überhaupt musikalische Vorbilder gibt, dann, sind das, nach etwas Überlegung, Frank Zappa oder vielleicht Tom Waits. "Persönlich", so der 59-Jährige, "möchte ich mit mit keinem tauschen". Irgendwie doch ein Freigeist halt.
Zur Sache
Stefan Sterzinger tritt von 1. bis 3. September im "Porgy & Bess" in der Riemergasse 11 auf. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Karten unter Tel. 01/512 8811 oder im Internet unter www.porgy.at
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