Theater mit großer Wirkung
Ulrich Chmel hält die vergessene Kunstform des Papiertheaters hoch
Ulrich Chmel entführt Kulturinteressierte in die Blüte des Biedermeier und in eine ganz andere Welt. In eine Zeit, in der es noch kein Fernsehen gab. Man pflegte Hausmusik und spielte in den eigenen vier Wänden Theater.
Der ehemalige Fachverbandsgeschäftsführer hat immer schon gezeichnet, Karikaturen und Bilder hat er schon unzählige gemacht. „Als Vize vom Pfeifenclub war ich eng mit den Trafikanten befreundet, und hab für die Trafikantenzeitschrift Karikaturen verfasst“, so Chmel. Nachdem er eines Tages einfach „keinen Gusto“ mehr auf das Tabak-Laster hatte, schenkte man ihm eine kleine Guckkastenbühne. „Da waren 48 kleine Figuren dabei.“ Nach und nach lebte Chmel sich in die europäische Papiertheaterszene ein und vertiefte seine Verbindungen.
Workshops für die Kleinsten
Damals versorgte er sein Papiertheater mit Fotokopien, heute entwirft er die Figuren auch selbst. „Mein Publikum besteht eher aus Erwachsenen. Ich veranstalte aber auch Workshops mit Kindern, und erzähle ihnen von Zeiten ohne Technologie, Handys und Fernsehen. Die Kinder dürfen ihre eigenen Bühnen aus Schuhschachteln basteln und die Figuren auch selber machen. Ich find’s herrlich, wenn die Kinder ihren eigenen Stil ins Theaterstück einbringen.“ Mit Kindern den Froschkönig oder den gestiefelten Kater aufzuführen, ist ein effektiver Weg, die Märchenkultur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Beschäftigung verlangt Ulrich Chmel viel ab. „Ich muss einiges machen, um die Stücke für die kleine Bühne zu adaptieren. Den ‚Gevatter Tod‘ zum Beispiel, ein großes Projekt von mir, musste ich kürzer schreiben.“ Texte umschreiben, Figuren zeichnen und die Action choreografieren, all das und mehr macht das Theater zu einer sehenswerten Attraktion. Felix Czeipek, Direktor des Bezirksmuseums, lud ihn vorigen Herbst zum ersten Mal ein. „Der kleine Saal ist ideal für die Atmosphäre, und ich freu’ mich immer über neues Publikum“, so Chmel.
Seit 30 Jahren auf der Wieden
Seit den 1980er Jahren wohnt Chmel mit seiner Frau auf der Wieden. Mit ihr als Muse und Finanzabwicklerin hält er an der alten Kunst des Papiertheaters fest. „Wien ist reich gesegnet an Kultur. Das Spektrum ist groß. In ganz Europa gibt es etwa 25 Papiertheaterspieler, und ich bin einer davon.“ Er schafft es, Leute in eine Stimmung wie vor 200 Jahren zu bringen, als die Kinder zu Hause nichts lieber hatten, als das eigene Papiertheater.
Für mehr Infos und Aufführungs-Termine schauen Sie auf www.
papiertheater.at und tauchen Sie ein in diese besondere Welt.
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