Hoteliers schlagen Alarm
Tourismus geht bis zu einem Drittel zurück
Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Aufholen von versäumter Arbeit: Viele Österreicher können sich heuer gar keinen Urlaub leisten. Diejenigen, die es sich leisten können oder nicht auf ihren Sommerurlaub verzichten wollen, hält die Regierung dazu an, ihren Urlaub im Inland zu verbringen. Jedes zweite Hotel wird wohl nicht aufsperren.
ÖSTERREICH. Laut Einschätzung der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) geht der Tourismus heuer bis zu rund einem Drittel zurück. Um Gäste anzulocken geht die ÖHV davon aus, dass die Preise für Unterkünfte im Sommer zurückgehen. Aufgrund der Coronakrise bleibt jedes zweite Hotel geschlossen und wird ab 29. Mai trotz Erlaubnis nicht aufsperren. Grund dafür sind schlichtweg die Kosten: Mangels Auslastung würde der Hotelier pro Gast sonst sogar noch draufzahlen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Hoteliersvereinigung.
Lange Grenzwartezeiten
Wer trotzdem Urlaub im Ausland machen will oder bereits gebucht hat, wird einige Strapazen auf sich nehmen müssen: Bereits an den Grenzen wird es strenge Kontrollen geben: Urlaubsgäste, die etwa mit dem Auto nach Kroatien wollen, müssen eine Reservierungsbestätigung für Hotel, Ferienwohnung, Campingplatz oder Boot vorlegen. Stau ist vorprogrammiert. Im Hotel angekommen werden sich die Gäste an Plexiglasscheiben und Abstandsmarkierungen an der Rezeption gewöhnen müssen. Richtlinien aus Brüssel geben Hoteliers strenge Richtlinien vor.
Zeitfenster fürs Pool
Die EU-Kommission empfiehlt den Hoteliers darüber hinaus, Zeitfenster für Mahlzeiten, den Pool oder das Fitnessstudio einzuführen. Grundlegende Corona-Regeln wie Mindestabstand müssen eingehalten, Taschentücher und Desinfektionsmittel sollten bereitgestellt werden. Aufzüge sollen nur von Personen gemeinsam genutzt werden, die im gleichen Zimmer wohnen. Die Reisefreiheit innerhalb der EU soll aber laut EU-Kommission trotzdem schrittweise und koordiniert wiederhergestellt werden, nicht zuletzt um den schwer geschädigten Tourismussektor, der Millionen von Arbeitsplätzen bietet, zu revitalisieren
"Emotionale Unsicherheit"
MRP hotels hat die Herausforderungen analysiert und mögliche Lösungswege erarbeitet. Martin Schaffer, Geschäftsführer und Partner von MRP hotels, sieht zunächst einmal starke Auswirkungen: "Die Hotellerie wird auch langfristig mit den Folgen des Virus umgehen müssen. Neben den behördlichen Vorschriften bei Einreisen, den Kapazitätsbeschränkungen und der Hygeniethematik, haben natürlich auch die globalen wirtschaftlichen Konsequenzen aus der Krise und die emotionale Unsicherheit bei Reisenden einen enormen Einfluss."
Kein "steriler Spitalscharakter"
Dennoch: jeder kleine Schritt in Richtung einer Normalisierung des täglichen Lebens stärke gleichzeitig auch den Wunsch, wieder auf Urlaub zu fahren um den "Lock-Down-Alltag" entfliehen zu können. Schaffer sieht jene Betriebe klar im Vorteil, die sich in der Zeit der Schließung mit Zukunftsszenarien auseinandergesetzt haben: "Die Gäste werden ihr Such- und Buchungsverhalten ändern. Sicherheit, Vertrauen und Hygenie haben emotional einen großen Einfluss. Auf der Hard-Facts Seite sind möglichst flexible Buchungs- und Stornobedingungen gefragt.”
Allerdings, so schränkt der Branchenprofi ein, darf der Urlaub im Hotel trotz aller Hygenie- und Vorsichtsmaßnahmen keinen sterilen Spitalscharakter bekommen, Individualität und persönlicher Service müssen auch weiterhin im Tourismus und der Hotellerie einen wichtigen Stellenwert einnehmen.
"Die Krise hat vor allem eines ganz deutlich gemacht: Die Digitalisierung ist kein Zukunftsthema, sondern im Mittelpunkt der Gesellschaft, quer durch alle Altersschichten, angekommen. Für die Hotellerie bedeutet das eine "no excuses”-Strategie fahren zu müssen, neben den Online Buchungsthemen, sollten auch die digitalen Services vor Ort, wie zum Beispiel Online-Check-Ins, mobile Zimmerservices, Sprachsteuerungen und Kommunikationskanäle umgesetzt werden.”, so Schaffer.
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