Heumarkt: Immobilienentwickler Michael Tojner fordert mutige Entscheidung
Die Projektentwickler Michael Tojner und Daniela Enzi setzen weiterhin auf einen kooperativen Weg mit der Stadtregierung. Die Architektenkammer kritisiert hingegen den Prozess, der zum Entwurf führte, und nicht den Entwurf an sich.
WIEN. Nach der von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) verordneten "Nachdenkpause" für das geplante Immobilienprojekt am Heumarkt, bereitet man sich seitens der Projektbetreiber auf die sechste Begutachtung durch den Fachbeirat vor. Über den Sommer werden die Pläne in Abstimmung mit dem Fachbeirat adaptiert, erklärt Immobilienentwickler Michael Tojner in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse".
Geplant werde an dem Bauvorhaben nun schon seit vier Jahren, die Details seien weit fortgeschritten. "Wien würde sich unglaubwürdig machen, würde nach vier Jahren ein Siegerprojekt von Grund auf neu diskutiert", sagte Tojner zur Presse. Dabei sei man seitens der Projektwerber durchaus bereit, vom Siegerprojekt abzuweichen – in Nuancen. Wichtig sei Tojner ein architektonisch stimmiges Bild. Ob man sich bei Neubauprojekten durch den UNESCO-Weltkulturerbe-Status erpressen lassen muss, ist sich Tojner nicht sicher – ebenso ob durch das Weltkulturerbe zursätzliche Touristen nach Wien kommen würden. Auch für Wertinvest-Geschäftsführerin Daniela Enzi ist die Drohung mit dem Weltkulturerbe-Verlust unverständlich: "Alle Argumente waren immer auf dem Tisch. Das Projekt wurde von einer Jury als der für den Standort beste Entwurf ausgewählt – auch im Sinne des Weltkulturerbe-Status."
Seitens der stadtregierenden Parteien hätte das Projekt laut Tojner grünes Licht, sofern die Vorschläge des Fachbeirates eingearbeitet würden. Letztlich müsse die Stadt jedoch eine mutige Entscheidung treffen – wie damals beim Umbau der Mariahilfer Straße.
Bedenken der Stadt teilweise unverständlich
Geschäftsführerin Daniela Enzi will die wesentlichen Fragestellungen zum Projekt auch weiterhin in einer kooperativen und dialogischen Form mit der Stadt fortführen und von allen Seiten beleuchten. Ausgangspunkt der Überlegungen bleiben die Ergebnisse des derzeit laufenden Verfahrens und der in einem internationalen Architekturwettbewerb ausgewählte Entwurf des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld. "Teilweise sind mir die Bedenken seitens der Vizebürgermeisterin jedoch unverständlich", sagt Enzi. Vor allem weil man über den gesamten Planungszeituraum immer sehr eng zusammengerarbeitet habe. Man bleibe dennoch weiterhin in enger Abstimmung mit der Stadt um über den Sommer mögliche Änderungen vorzunehmen. "Im Herbst hätte ich gerne ein tragfähiges Projekt um mit der Flächenwidmung beginnen zu können", so Daniela Enzi.
Bauhöhe immer eine politische Entscheidung
Nun mischt sich auch die Kammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten in die Debatte ein. "Es war von Anfang an zu erwarten, dass die Frage der Höhenentwicklung ein entscheidendes Kriterium darstellen wird. Die Festlegung einer maximal zulässigen Gebäudehöhe ist in diesem Fall jedoch eine politische Entscheidung. Unserer Ansicht nach hätten die politisch Verantwortlichen vor Auslobung des Wettbewerbs die Pflicht gehabt, den Teilnehmern Klarheit darüber zu verschaffen, in welchem Rahmen sie Ergebnisse mitzutragen gewillt ist. Die baukünstlerischen Antworten sind von den Architekten zu geben und von einer unabhängigen Jury zu beurteilen, die Entscheidung zur grundsätzlichen städtebaulichen Dimension und Proportionalität (und zum Umgang mit bestehenden Verträgen) ist hingegen politisch vorab klarzustellen", heißt es in einer Presseaussendung.
Nicht das Projekt sei unproportional, heißt es seitens der Kammer, sondern die Prozesse, die zum ihm führten.
Hintergrund:
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