"Moslems raus": Wieden wehrt sich gegen Rassismus
Mit rassistischen Schmierereien wurde im Grätzel gegen Muslime gehetzt. Das sorgt für vehementen Widerspruch. Ein Resolutionsantrag soll folgen.
WIEDEN. Eine unschöne Überraschung gab es für die Mitarbeiter der "Vollpension" als sie am Montag ihr Lokal in der Schleifmühlgasse betraten. "Moslems raus" prangte in großen Lettern neben ihrer Eingangstür. An die Adresse des Sprayers gerichtet schrieb die Vollpension via Facebook: "Erstens moi: Gratulation! Du hast was geschafft, was wenige schaffen, wir worn a paar Sekunden tatsächlich moi sprachlos."
In der Vollpension wird Gemeinschaft und Toleranz groß geschrieben. Erst vor einigen Wochen ging dort die Aktion "Baklava trifft Apfelkuchen" über die Bühne. Österreichische Omas sowie Frauen aus dem Iran und Afghanistan tauschten Backrezepte aus und lernten sich kennen. "Die Vollpension ist ein Ort für Menschen solange sie sich mit Respekt anderen Menschen gegenüber verhalten und a Benehmen haben, so wie sichs bei da Oma ghört," so die Vollpension weiter. "Des mit dem Benehmen in deinem Fall, da würd ma gern nomoi drüber reden." Und: "Liebe muslimische Gäste und -innen, wir gfrein uns auf euch, so wie auf olle ondan Gäst'".
Nicht nur die "Vollpension" wurde mit dem Slogan "Moslems raus" beschmiert. Auch eine Reihe von Gemeindebauten, Schulen und Sozialeinrichtungen war davon betroffen. "Offensichtlich wurden gezielt Einrichtungen in denen Solidarität gelebt wird attackiert," so die grüne Bezirksrätin Barbara Neuroth. "Dagegen gilt es auch weiter Flagge zu zeigen".
Erwischt hat es auch die Einrichtung "Streetwork Wieden". Deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen durch Parks und Innenhöfe von Gemeindebauten. Sie reden mit Jugendlichen, organisieren Projekte und helfen, wenn es kriselt. "Bei uns werden regelmäßig rassistische Pickerl an die Tür geklebt," so eine Mitarbeiterin. "Die Jugendlichen bekommen solche Angriffe natürlich mit. Und es tut ihnen wirklich weh, wenn sie solche Botschaften an den Wänden lesen müssen."
Einsatz für Solidarität
Schockiert über die Wandparolen zeigt sich auch der Flüchtlingsbetreuer Michael Gehmeier. Er ist in der Gruppe "sozial aber nicht blöd" aktiv, in der sich viele Sozialarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. "Viele meiner Kolleginnen sind muslimisch," sagt er. "Mit solchen Sprühereien soll erreicht werden, dass wir uns unter einander streiten anstatt gemeinsam für Verbesserungen einzutreten. Dabei haben wir bei den Warnstreiks vor einigen Wochen viel zustande gebracht."
Resolutionsantrag geplant
Die Wiedner Grünen wollen die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sie wollen das Thema bei der kommenden Bezirksvertretungssitzung auf das Parkett bringen.
"Insgesamt sind zehn Gebäude auf der Wieden betroffen. Wir werden deshalb einen Resolutionsantrag einbringen, der die antiislamischen Schmierereien aufs schärfste verurteilt," so Neuroth. "Wir werden weiter gegen Rassismus arbeiten!"
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