Theaterlabor: Schuldenstreit in der Lazargasse
Ex-Inhaber Helmut Hafner wartet auf die Ablöse – weil Rechnungen offen seien, kontert der Nachfolger.
HERNALS/WÄHRING. Eine reibungslose Übergabe sieht anders aus: Um das Theaterlabor, die seit 14 Jahren bestehende Bühne für Kinder und Erwachsene in der Währinger Lazargasse, wird derzeit heftig gestritten.
Der ehemalige Inhaber und Gründer Helmut Hafner, der mittlerweile in Ostafrika lebt, übergab mit Beginn des Jahres das Theater an seinen Nachfolger Günther Hojesky. Die vertraglich vereinbarte Ablösesumme für das Theater sowie für Ton, Technik und sonstige Einrichtungsgegenstände ist allerdings bis heute nicht auf Hafners Konto eingegangen.
Sorge um Fortbestand
Der ehemalige Besitzer sorgt sich nicht nur um seine eigene Existenz, sondern auch um den Fortbestand der Spielstätte als Ganzes. Neuinhaber Hojesky hingegen fühlt sich hintergangen und in ein falsches Licht gerückt. Er will erst dann zahlen, wenn das Theater wie vertraglich vereinbart lastenfrei ist. "Ich werde von dem sauberen Herrn absichtlich in den Konkurs getrieben, weil er hofft, sich das Theater so aneignen zu können", findet Hafner ungewohnt drastische Worte für seinen Nachfolger.
Doch bereits vor der eigentlichen Übernahme gingen die Wogen hoch. Im vergangenen Jahr, als Hafner noch Eigentümer der Spielstätte war, führte Hojesky mit seiner Gruppe ein Stück im Theaterlabor auf. Schon damals habe es kleinere Reibereien gegeben, so Hafner. Hojesky, der in den letzten Monaten des Jahres 2016 bereits als Mieter eingetragen war, sei schon damals seinen Zahlungspflichten nur sehr schleppend nachgekommen. Als man daraufhin eine Bankgarantie verlangt habe, hätte er diese nicht vorlegen können, so Hafner. Zu dieser Zeit lebte er bereits im ostafrikanischen Tansania und verlängerte die Zahlungsfrist bis Ende Jänner. Auch diese Frist verstrich.
"Vertrag ist ungültig"
"Hafner geht mit Tatsachen hausieren, die so nicht stimmen", kontert Hojesky. Noch immer würden offene Rechnungen und teilweise auch Gerichtsmahnungen im Theaterlabor eingehen. Laut Vertrag sei Hafner dazu verpflichtet, so Hojesky, das Theater lastenfrei zu übergeben. Das sei jedoch nicht der Fall. "Der Vertrag ist eigentlich ungültig", findet Hojesky. Er will die Ablöse erst dann bezahlen, wenn auch der Schuldenstand der Spielstätte beglichen ist. "Darauf kann ich mich nicht einlassen. Ich weiß ja nicht, was da noch alles daherkommt", erklärt Hojesky.
Ex-Inhaber Hafner hält von dieser Argumentation jedoch wenig. Die Anschuldigungen seien "richtig perfide", so Hafner. Er habe den neuen Inhaber dazu aufgefordert, die Rechnungen zu fotografieren und an ihn zu übersenden. Erhalten habe er jedoch nur schwer identifizierbare Belege, "wahllose Zettel", heißt es von Hafner. Er sieht sich als Opfer eines Betrugs und sorgt sich um den weiteren Verbleib seines Lebenswerkes: "Schließlich geht es auch darum, das Theaterlabor als Spielstätte für Kindertheater im Westen Wiens zu erhalten."
"Was Herr Hafner macht, finde ich nicht okay", heißt es von der Gegenseite. Zurzeit werde das Theaterlabor renoviert. Am Samstag, den 11. März, ist die Eröffnung geplant. Hojesky will nach eigenen Angaben die vereinbarte Ablösesumme zahlen, sobald das Theater als lastenfrei gilt. "In spätestens zwei Wochen muss die Sache gegessen sein", so Hojesky.
Zur Sache:
Das Theaterlabor wurde im März 2003 von Helmut Hafner gegründet. Es war eine Bühne, auf der Stücke für Kinder und Erwachsene zur Aufführung gekommen sind. Ein Alleinstellungsmerkmal waren die Schauspiel- und Theatercamps für Kinder, die in der Ferienzeit angeboten wurden. Günther Hojesky hat angekündigt, dass die Camps auch unter seiner Leitung weiterlaufen werden.
Vom Bezirk wurde das Theaterlabor unter Helmut Hafner jährlich mit etwa 5.000 Euro gefördert. Der neue Leiter hat noch nicht um eine Förderung angesucht.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.