Vom Jugendclub Delphin zu Opus Dei
Am 1. März erschien in der bz ein Artikel über den christlichen Jugendclub Delphin, für dessen Bildungsarbeit die Prälatur Opus Dei verantwortlich ist. Nun hat ein Leser, der einst Mitglied im Club Delphin war, gebeten, seine Erlebnisse erzählen zu dürfen.
Wann waren Sie Mitglied im Club Delphin?
DIETMAR SCHARMITZER: Von 1977 bis 1982. Damals befand sich der Club noch in der Mittelgasse in Mariahilf. Danach bin ich Opus Dei beigetreten.
Wie sind Sie zum Club Delphin gekommen?
Durch meinen Religionslehrer. Er hat eine Liste seiner Schüler samt den Adressen an den Club weitergegeben und von dort bekam ich eine Einladung.
Was hat Ihnen dort gefallen?
Es gibt Sportangebote und Studenten helfen bei den Hausaufgaben. Ich fand es auch toll, dass es Christen gibt, die ihren Glauben ernst nehmen.
Kommen Sie aus einem strenggläubigen Elternhaus?
Nein. Wir sind zwar am Sonntag in die Kirche gegangen, aber meine Eltern wollten nicht, dass ich dem Club beitrete. Ihnen war er zu extrem. Ich bin dann heimlich hingegangen, habe mich aufgrund der merkwürdigen Atmosphäre jedoch nicht wohlgefühlt.
Weshalb wurden Sie dann doch Mitglied?
Ich wurde unter Druck gesetzt vom Priester des Clubs, dem ich in der Beichte meinen Beitritt versprechen musste und einem erwachsenen Akademiker, der für mich zuständig war.
Inwiefern zuständig?
Man muss im Club regelmäßig die Beichte beim Priester ablegen. Zusätzlich muss man mit einem Laien ein Gespräch über die Beichte führen. So wird das Beichtgeheimnis umgangen.
Wie kamen Sie zu Opus Dei?
Ich sollte den Prälaten des Opus Dei treffen, wurde dann aber im Zimmer des Direktors damit überrumpelt, ich solle in einem Brief um die Aufnahme ins Opus Dei ansuchen.
Wie ging es nach dem Opus-Dei-Beitritt weiter?
Ich erfuhr, dass ich meine laufenden Einnahmen abgeben müsse. Im Laufe meiner neun Jahre Mitgliedschaft habe ich 54.000 Euro abgeworfen. Ich musste jede Woche Rechenschaft über meinen Umgang ablegen. Mir wurde vorgeschrieben, mit welchen Studienkollegen ich reden durfte und mit wem nicht.
Wann sind Sie ausgetreten?
Nachdem ich 1991 in den Opus-Dei-Räumlichkeiten auf einem Bildschirm alle meine Sorgen, die ich in intimen Gesprächen preisgegeben hatte, gesehen habe, bin ich ausgetreten. Das war sehr hart, ich wurde stark unter Druck gesetzt. Nun habe ich das Forum www.opusfrei.org für ehemalige Mitglieder gegründet.
Zur Sache
Opus Dei ist eine Organisation der römisch-katholischen Kirche. Ihre Aufgaben sind Seelsorge und die geistliche Bildung von Laien. Opus Dei wurde 1928 gegründet, die Zentrale befindet sich in Rom.
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