Dispatch Test
Allerweltsmann mit viel Humor und sein missverstandenes Team
- Dispatch stellt die Welt der Superheldenspiele auf den Kopf.
- Foto: Dispatch
- hochgeladen von Philipp Scheiber
Das neue "Interactive Storytelling"-Spiel "Dispatch" überzeugt mit starken Charakteren, ungeschöntem Humor und Entscheidungen, die zum Nachdenken anregen. Im Mittelpunkt stehen eindeutig die Filmsequenzen und weniger das Gameplay oder die Superhelden – was aber zu keiner Sekunde stört.
DISPATCH: Ein Spiel über Superhelden, das die Helden und ihre Kräfte aber in den Hintergrund rückt – das jedoch im besten Sinne. Dispatch ist momentan auf jedem Social-Media-Account, Nerd-Gespräch oder Spieletest-Seite zu finden. Ist der mediale Trubel über den ersten Streich von "AdHoc Studio" gerechtfertigt?
Eines vorweg: Wer ein klassisches Superhelden-Spiel wie Marvel's Spider-Man oder Batman: Arkham Knight erwartet, in dem man mit diversen Attacken die Gegner ausschaltet, wird schwer enttäuscht. Es handelt sich nämlich um ein "Interactive Storytelling" Spiel, platziert in einer Welt voller Superhelden. Bewusst sein muss einem auch, dass das Gameplay immer wieder in den Hintergrund rücken wird. Empfohlen wird, den Sessel zurückzulehnen und einfach das nahezu perfekte Storybuilding und -telling von Dispatch zu genießen.
Das Z-Team – missverstandene Arschlöcher
Bis spät in die Nacht konnte ich nicht die Finger vom neuesten Spiel meiner Steam-Bibliothek lassen. Gegen zwei Uhr früh mit einem Lächeln ins Bett und doch unsicher, ob meine Entscheidungen rund um das Z-Team richtig waren.
Man spielt als Protagonisten Robert Robertson: ehemaliger Superheld "Mecha-Man" ohne Superkräfte, der nun als "Dispatcher" in einer Superhelden-Firma arbeitet. Er ist der Kopf des Z-Teams, koordiniert die Einsätze des Teams und hackt zur Unterstützung ab und an das Netzwerk der Stadt.
- Vor allem die Dialoge sind ein Genuss.
- Foto: Dispatch
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Beim Team handelt es sich um eine Brigade an Superhelden und wie das "Z" verrät, keine besonders angesehenen. Einstige Schurken, die sich rehabilitieren wollen. Mit der Zeit kann man ihre Skillpoints erweitern. So wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Einsätze erfolgreich zu bewältigen.
Dialoge zum Lachen und Nachdenken
Da es sich um ein interaktives Geschichtenspiel handelt, wurde viel Wert auf die Filmszenen mit Quicktime Events und die Dialoge gelegt. Das Hacken und Aussenden der Superhelden über die Stadt hinweg ist keine Herausforderung. Es wird zwar mit fortschreitenden Spielverlauf etwas kniffliger, aber 100% zu erreichen ist selten ein Problem. Trotzdem lockert es die Filmsequenzen auf und man empfindet sie als angenehme Abwechslung.
Die Gespräche sind rau und ungeschönt. Manchmal etwas überspitzt (was erwartet man sich bei Superhelden?), aber in ruhigen Momenten kann man sich sogar hineinfühlen. Man hört gerne zu, verfällt in Gelächter und vergisst manchmal, dass man keine Serie schaut. Aber auf das legen es die Macher auch an. Das Spiel besteht aus acht Episoden, wobei jede Woche zwei veröffentlicht wurden. Aufgebrochen werden die Situationen immer wieder durch unangebrachte Witze wie:
A: "Ich dachte, du bist tot"
B: "Nein, nur innerlich"
die Leichtigkeit in die Dialoge und ein leichtes Schmunzeln hervorbringen.
Das Wichtigste ist jedoch, dass sich der Verlauf des Spiels mit deinen Entscheidungen ändert. Da die Quicktime-Events doch eng angelegt sind sollte man die Finger doch am Controller oder der Tastatur lassen.
Herausstechende Charaktere
Gezeichnet ist Robert Robertson als Durchschnittstyp, geplagt von seiner Vergangenheit und natürlich als Fels für sein Team. Jedoch besticht er immer wieder mit kalten "Comebacks", die man sich Stunden nach einem Streitgespräch unter der Dusche wünscht. Alles in allem wirkt er etwas zu cool. Man kauft es ihm jedoch ab, es nervt nicht und man fiebert mit, wie seine Geschichte weitergeht.
- Deine Entscheidungen beeinflussen die Geschichte.
- Foto: Dispatch
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Ihm gegenüber stehen zwei Heldinnen, die Interesse zeigen, unterschiedlicher jedoch nicht sein könnten. Eine rehabilitierte Schurkin, die ihr altes Leben und Ego nicht ganz ablegen kann und eine vorbildliche Superheldin, die von Unsicherheit geplagt ist. Der Hauptschurke unseres Protagonisten ist jedoch nicht besonders von Bedeutung, er bekommt nur wenig Raum und man vergisst teilweise, dass es überhaupt einen gibt.
Fazit
Jeder, der offen ist für gut ausgearbeitete und weitestgehend nahbare Charaktere, facettenreiche Dialoge und feines Point-and-Klick Gameplay, das etwas Strategie erfordert, wird eindeutig eine gute Zeit haben. Ganz klar spielt man Dispatch wegen der Filmsequenzen, die sehr großzügig ausfallen. Das Aussenden von den Superhelden sowie hacken ist zwar amüsant, bietet aber nicht viel Abwechslung und wirkt nie herausfordernd.
Obwohl Dispatch das erste Spiel von AdHoc Studios ist, wissen die Entwickler genau, was sie tun. Kein Wunder, denn viele der Macher wurden von Telltale Games übernommen, die Vorreiter in interaktiven Storyspielen waren, und das merkt man. Den extra Touch machen eindeutig die Leistungen der Sprecher aus, die den Figuren einen ganz besonderen Stempel aufdrücken.
Angst hatte ich anfangs, dass ich das Spiel nach den acht Episoden und somit gut acht Stunden Spielzeit nicht mehr anfassen werde. Aber nach erster Beendigung war sofort klar, ich muss wissen, was sich die Entwickler noch einfallen ließen. Somit scheinen nun 16 Stunden auf meiner Steam-Uhr auf, mit einem neuen Ende und ganz anderen Gefühlen beim Ausschalten des Rechners.
MeinBezirk hat Dispatch zum Testen erhalten. Der Entwickler hatte keinen Einfluss auf den Testbericht.
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