Ärztezentren gefordert
ÖVP Wien fordert Systemänderung in der Medizin
Ist eine Systemänderung bei den Wiener Ärzten notwendig? Weil es wegen überlasteter Spitalsambulanzen starken Andrang bei Wahlärzten gäbe, fordert die Wiener ÖVP mehr Ärztezentren.
WIEN. Grätzelnahe Gesundheitsversorgung hat seit Beginn der Corona-Pandemie nicht nur in Wien erhöhten Stellenwert. Allerdings ist die Zahl der niedergelassenen Kassenärzte seit Jahren im Sinkflug: 2010 gab es wienweit noch 1.745 Kassenärzte, 2021 waren es nur noch 1.561. So ist es kein Wunder, dass kurzfristige Termine bei niedergelassenen Ärzten in vielen Wiener Bezirken nur schwer zu bekommen sind und sich der Zustrom der Patientinnen und Patienten in die Spitalsambulanzen verlagert.
„Die sind dann überfüllt", sagt ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. "Im niedergelassenen Bereich verlagert sich deshalb viel zu den Wahlärzten", ergänzt Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer. Deren Zahl steigt seit Jahren: So gab es 2010 noch 3.033 Wahlärzte in allen Bezirken, 2021 waren es bereits 3.967. Mahrer spricht deshalb von einem "De-facto-Ärztenotstand."
Ärztezentren als Lösung?
"Bei Kassenärzten muss man zwangsläufig lange Wartezeiten in Kauf nehmen", so Mahrer. "Und auch nicht jeder kann sich einen Wahlarzt leisten und sehr lange auf den teilweisen Kostenersatz warten." Gefordert wird der Ausbau der "Primärversorgungseinheiten" (PVE), also der Ärztezentren. Diese böten längere Öffnungszeiten und ein breites medizinisches Angebot, "und zwar mit Kassenärzten", so Mahrer.
Die Diskussion darum ist allerdings nicht neu und wurde auch schon in mehreren Bezirken ausgetragen, etwa in Margareten und Liesing. So gab es etwa im Herbst 2021 bereits die Forderung nach einem Ärztezentrum im Liesinger Bezirksteil Alterlaa von der Initiative "PVE Alterlaa". Sie wurde nicht nur von Patrick Gasselich von der Liesinger ÖVP, sondern auch von SPÖ und Neos unterstützt.
Liesings Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) freute sich zwar durchaus über die Unterstützung der Volkspartei, merkte aber an, dass auch die Ärztekammer neuen Ärztezentren zustimmen muss. "Die Sprecherin der Hausärzte, die bei den Wahlen auf einem Listenplatz der ÖVP kandidiert hat, ist allerdings dagegen", so Bischof damals.
Die Wiener SPÖ reagierte auf die Forderungen der ÖVP mit Verwunderung: Gesundheitssprecherin Claudia Laschan (SPÖ) merkte an, dass die Bundes-ÖVP das Krankenkassensystem vor drei Jahren umgebaut und dabei in der Gesundheitskasse Arbeitnehmervertreter gegen Arbeitgebervertreter ausgetauscht habe. "Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn dieselbe ÖVP nun feststellt, dass die Situation im niedergelassenen Bereich immer schlechter wird." Laschan forderte wiederum eine seit langem erwartete "Patientenmilliarde" für den Ausbau und die Stärkung des kassenärztlichen Bereiches. „Darauf warten wir noch heute."
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