Wiener Grätzln grüner
1.573 Baumpatenschaften zum Abschluss der Saison
Große Freude mit dem heurigen Gartenjahr hat Vizebürgermeistern Kathrin Gaál (SPÖ) – mehr als 1.500 Baumpatenschaften gibt es zum Abschluss der Gartensaison 2022. Damit soll Wien noch "bunter und lebenswerter" werden, so die Vizebürgermeisterin.
WIEN. Ein Baum ist schnell gepflanzt, doch damit er sich gesund entfalten kann bedarf es der nötigen Pflege. Genau dafür wurde die Initiative "Garteln ums Eck" von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung (GB*) gegründet. Mit einer Baumpatenschaft übernehmen Menschen in der Stadt die Verantwortung für die grünen Schattenspender.
Der Winter steht vor der Tür – nun zieht die GB* Bilanz über das heurige Gartenjahr. Was die Initiative angeht war man höchst erfolgreich. Insgesamt 1.573 Wienerinnen und Wiener haben Baumscheibenpatenschaften übernommen – und schaffen, hegen und pflegen damit im Rahmen der Initiative ein kleines Stück Natur in der Stadt.
„Es beeindruckt mich sehr, wie viel Zeit, Energie und Liebe die Wienerinnen und Wiener ins Garteln investieren. Mit ihrem Einsatz gestalten sie ihre Wohnumgebung für alle bunter und lebenswerter und stärken das Miteinander im Grätzl. Wer selbst Lust hat zu garteln und eine Baumscheibe zu bepflanzen, bekommt von den Grätzl-Expertinnen und –Experten der Gebietsbetreuungen Stadterneuerung kostenlose Tipps“, so Vizebürgermeisterin und Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) .
"Gewinn für die Nachbarschaft"
Gaál präsentiert einige positive Beispiele: Gärtnerin Sarah betreut seit zwei Jahren eine Baumscheibe in Döbling und fühlt sich seither dem Bezirk und der Stadt ein Stück weit verbundener, „denn nun bin ich eine von denen, die sich ‚um die Stadt‘ kümmert“, sagt sie und empfiehlt das Garteln in der Stadt wärmstens weiter. „Es macht wirklich Freude, die Arbeit zahlt sich aus und man lernt den eigenen Bezirk, die Menschen besser kennen.“
„Schau, da fliegt eine Dolchwespe!“ Wenn Florian über Biodiversität spricht, kann nur die Sichtung eines Insekts seine Euphorie unterbrechen. „Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt zu fördern“, erklärt der Biologe, der mit zwei Kollegen auf einer Fläche am Meidlinger Migazziplatz rund 200 Pflanzenindividuen gesetzt und eine Oase für Insekten und kleine Wildtiere geschaffen hat. Das Projekt wird von den Gartelnden auch wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Und die Nachbarschaft soll ebenso davon profitieren – der Biologe veranstaltet Biodiversitäts-Spaziergänge und klärt über den Nutzen städtischer Artenvielfalt auf. Große Freude macht es ihm, wenn er Kinder für das Naturerlebnis begeistern kann.
Für alle Baumscheiben-Gärtnerinnen und - Gärtner hat Florian einen Tipp: „Wer zu mehr Biodiversität beitragen will, kann blühende Kräuter setzen, Samen sammeln und schauen was aufkommt, oder ein Wildbienenhotel gestalten.“
Garteln stärkt das Miteinander
Christian ist eher durch Zufall zu seiner Baumscheibe in der Theobaldgasse in Mariahilf gekommen: „Mein Nachbar hat mich mit der Gebietsbetreuung Stadterneuerung vernetzt und mich damit zum ‚Paten‘ gemacht“, berichtet er. Dass sich das Garteln mehr als auszahlt, davon ist der Baumscheibenpate mittlerweile restlos überzeugt. Sein Appell lautet, das Garteln nicht als Belastung, sondern als gesellschaftlichen Gewinn zu sehen. „Es ist eine Bereicherung für die Nachbarschaft. 75 Jahre lebe ich in dem Haus, davon war ich 70 Jahre per Sie mit allen. Und jetzt bin ich per Du!“, erzählt der begeisterte Gärtner.
Begonnen hat die Initiative vor gut drei Jahrzehnten im Stuwerviertel im 2. Bezirk. Engagierte Grätzlbewohnende haben die kleinen Flächen, in denen Stadtbäume wurzeln, in Eigenregie begrünt und bepflanzt. Die bunten Baumscheiben blieben in der Nachbarschaft nicht lange unentdeckt und immer mehr Menschen wollten selbst aktiv werden. Die GB* trugen dem steigenden Interesse Rechnung und starteten 2013 in Kooperation mit den Wiener Stadtgärten (MA 42) und den Bezirken die Aktion „Garteln ums Eck“.
Ein Pate werden
Mit „Garteln ums Eck“ kann jede und jeder eine Baumscheibe oder andere kleine Flächen im öffentlichen Raum begrünen. Das soll mit Unterstützung der GB* rasch und unbürokratisch klappen. Einfach einen öffentlichen Straßenbaum oder Grünstreifen aussuchen und die Adresse mit Foto an die nächstgelegene Gebietsbetreuung Stadterneuerung senden. Die GB* prüft, ob die Baumscheibe verfügbar ist. Wenn ja, wird eine Gestaltungsvereinbarung unterzeichnet und schon geht’s los.
Die Stadtteilexpertinnen und -experten helfen nicht nur organisatorisch, sie haben auch viele Tipps und Tricks fürs Baumscheibengarteln auf Lager. Denn der Erfolg beim Garteln im öffentlichen Raum ist von mehreren Faktoren abhängig, wie zum Beispiel dem Standort und der entsprechenden Pflanzenauswahl, der Erdbeschaffenheit, einer regelmäßigen Bewässerung vor allem im Sommer oder in der Urlaubszeit. Auch Geduld braucht es für die Gartelnden. Mehr über die Initiative erfährst du hier.
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