Tierschutz Austria
Feuerwerk belastet Mensch und Tier
Eigentlich ist Knallerei in besiedelten Gebieten komplett verboten, so das Pyrotechnikgesetz. Die Realität sieht freilich anders aus.
WIEN. Mittlerweile scheint klar, dass das Corona-Virus auch bevorstehende Winterfeste wie Weihnachten oder Silvester in diesem Jahr ganz anders aussehen lassen wird, als man es sonst gewöhnt ist.
Gerade die Aussicht auf ein Silvester der anderen Art lässt auch bei Tierschutz Austria (TSA) - der Verein betreibt mit dem Tierschutzhaus Österreichs größtes Tierheim - schon jetzt die Alarmglocken läuten. Denn da der Jahreswechsel zum Großteil zu Hause stattfinden dürfte, steht zu befürchten, dass sich viele Menschen aus falsch verstandener Feierlaune heuer ganz besonders mit Feuerwerk eindecken könnten, um dann in ihrer unmittelbaren Umgebung der Knallerei zu frönen.
Tiere in Panik
Für die Einsatzkräfte sowie TSA keine rosige Aussicht: „Silvester ist für das Tierschutzhaus schon immer Grund zur Sorge. In den letzten beiden Jahren hat zwar die Präsenz der Polizei und die Anordnung einer Sperrzone wichtige Verbesserungen gebracht, doch das Grundproblem bleibt bestehen“, sagt Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic.
„Zum Jahreswechsel und bereits die Wochen davor stehen unsere Schützlinge unter Dauerstress. In etlichen Fällen dauert es Monate, kostet viel Mühe, und Geld und Trainings-Stunden, bis die Angst- und Panikattacken wieder nachlassen. Auch Trainingsfortschritte bei unseren Hunden, die sie sich ein ganzes Jahr erarbeitet haben, werden in einer Nacht zerstört“, so Petrovic.
Tausende Raketen, Knallkörper und Feuerwerksgeschoße, die bereits Tage vor und noch Tage nach Silvester abgefeuert werden, versetzen allerdings nicht nur die meisten Haustiere und Wildtiere in Angst, Schrecken und Panik, sondern stellen auch eine nicht zu unterschätzende Belastung des Gesundheitssystems dar. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit verletzten sich über 200 Personen rund um Silvester beim Böllern so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. "Kapazitäten, die man aktuell für Corona-Patienten nützen sollte." wie Madeleine Petrovic meint.
WKÖ-Studie relativiert Belastung und Gefährdung
Das Gewerbe der österreichischen Pyrotechniker zählt mit zu jenen Branchen, die durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Veranstaltungsverbote am härtesten getroffen sind. „Unsere Betriebe sehen sich 2020 völlig unverschuldet mit einer existentiell bedrohlichen Situation und Umsatzverlusten von bis zu 99 Prozent konfrontiert." sagt Rudolf Jost, Branchesprecher WKÖ Freizeitbetriebe Pyrotechnik.
Vor allem beklagt er, dass der Branche kurz vor Silvester unsachlich und auf Basis falscher Annahmen und Informationen betreffen Feinstaubbelastung und Kohlendioxidwerte weiterer existenzieller Schaden zugefügt wird. Eine Studie, die im Auftrag der WKÖ erstellt wurde unterstreicht seine Argumentation.
„Die Studie zeigt, dass Groß- und Kleinfeuerwerke in Österreich nur in einem sehr geringen beziehungsweise vernachlässigbaren Ausmaß Feinstaub und CO2-Emissionen verursachen." so Astrid Legner, Obfrau des Fachverbandes Freizeit- und Sportbetriebe in der WKÖ. So beträgt derdurch Feuerwerke verursachte Feinstaub-Anteil laut der Studie im Vergleich zur Gesamtemission demnach nur 0,28 Prozent, bei Kohlenstoffdioxid nur 0,0001 Prozent.
Gefahr geht von illegalen Böllern aus
Wesentlich ist Branchensprecher Jost auch eine weitere Klarstellung: „Bei Berichten über schwere Verletzungen durch Böller wird immer wieder vergessen zu erwähnen, dass CE zertifizierte Pyrotechnik, die in Österreich zum Verkauf angeboten werden darf, hierfür nicht die Ursache ist, denn diese ist bei richtiger Handhabung nicht gefährlich."
Die Gefahr kommt von illegal im Ausland erworbenen Produkten. Feuerwerksbatterien, die in Österreich frei verkäuflich sind unterliegen strengen Auflagen und müssen eine CE haben. Weiters sind alle mit einer Zündschnur versehen, die 5 bis 10 Sekunden verzögert. Zudem sind alle Böller mit nur 1 bis 6 Gramm erlaubt und erhältlich. "Diese Böller sind mit Schwarzpulver gefüllt, nicht mit gefährlichen Blitzknallsätzen wie die nicht legalen Böller aus dem Ausland", so Rudolf Jost und weist auch darauf hin, dass"auch immer mehr Großfeuerwerke aus Rücksicht auf Haustiere speziell auf Lärmreduzierung abgestimmt werden.“
Die momentan so oft zitierte Eigenverantwortung sollte auch bei diesem Thema eingefordert werden, oder wie es Rudolf Jost ausdrückt: "Ich denke die Bevölkerung hat dieses Jahr auf so viel verzichten müssen - lassen wir Ihnen doch die Freude am Feuerwerk."
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