Parkraumbewirtschaftung
Heiße Diskussion um das Wiener Parkpickerl
Drei-Stufen-Modell? Wienweites Pickerl? Erweiterte Parkraumbewirtschaftung? Das Parkpickerl wird derzeit in der Wiener Politik stark thematisiert. Doch wer sagt eigentlich was genau dazu? Und was genau wird gefordert?
WIEN. Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) sprach sich vor kurzem – unter anderem in einem bz-Interview – für ein wienweites gratis Parkpickerl aus. Diese Forderung schlägt nun hohe Wellen.
Mehrere Parteien, die Wirtschaftskammer und auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) haben sich mittlerweile zu dem Thema Parkpickerl geäußert. Alle wollen sie auf jeden Fall eine Änderung der derzeitigen Situation, das steht fest. Aber ein wirkliches Gesamtkonzept scheint es von keiner Seite zu geben.
Parkraumbewirtschaftung erweitern
Bis auf Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing, muss man in allen anderen Bezirken Wiens derzeit für das Parken bezahlen. Und das soll sich jetzt ändern. Zumindest ist das die Devise von Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Dieser Forderung schlossen sich auch die Neos an. Allerdings mit etwas anderen Regelungen und einer Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung.
"Wien braucht ein Landesgesetz für Parkgebühren", so Neos-Verkehrssprecherin Bettina Emmerling. Konkret wollen sie das in Graz bereits umgesetzte System mit sogenannten "blauen" Kurzparkzonen, etwa bis zum Gürtel, sowie "gelben" und "grünen" Zonen mit verlängerter Parkdauer und niedrigen Preisen, etwa in den äußeren Bezirken, auch in Wien adaptieren.
ÖVP will keinen "Fleckerlteppich"
Für die ÖVP ist auch klar: Der Fleckerlteppich bei der Parkraumbewirtschaftung muss endlich der Vergangenheit angehören. Die Volkspartei spricht sich daher für eine Parkraumbewirtschaftung mit Lenkungseffekten, inklusive Drei-Zonen-Modell und geschalteten Kurzparkzonentarifen aus.
Wir fordern ein gut durchdachtes Gesamtsystem für Wien, anstatt Insellösungen, bei denen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr auskennen. - Stadtrat Markus Wölbitsch (ÖVP)
„Endlich kommt Bewegung in das verstaubte Inkasso-System der rot-grünen Parkplatzabzocke“, freut sich Toni Mahdalik, Verkehrssprecher der Wiener FPÖ. Die Freiheitlichen plädieren für ein wienweites und kostenloses Parkpickerl für alle Wiener Autofahrer, für einen Ausbau der U-Bahnen über die Stadtgrenzen sowie die Schaffung von zumindest 25.000 neuen Park&Ride-Plätzen. Damit soll erreicht werden, dass vor allem Pendler aus Niederösterreich und dem Burgenland auch tatsächlich den öffentlichen Verkehr nutzen.
Ludwig für ein "individualisiertes Pickerl"
Ein Alterativ-Vorschlag kommt von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Dieser zeigt sich skeptisch gegenüber Ernst Nevrivys Vorschlag von einem Gratispickerl für alle Wiener. "Die Parkraumbewirtschaftung ist ein wichtiges Lenkungselement, das man verlieren würde, wenn es ein einheitliches Pickerl für Wien gibt. Der innerstädtische Raum wäre dadurch enorm belastet", so Ludwig.
Stattdessen wäre ein "individualisiertes Parkpickerl" sinnvoller, so der Bürgermeister. Durch die Nutzung der Digitalisierung sollen je nach Lebenssituation jene Zonen vom Parkpickerl umfasst werden, in denen Bewohner auch wirklich parken.
Gesamtlösung für den Verkehr
Etwas über den Tellerrand hinaus blicken die Wirtschaftskammer Wien, sowie die Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne). Beide fordern zuerst eine Gesamtlösung für den Verkehr und die Verkehrspolitik. "Es braucht mehr als nur eine Lösung für die Wiener Parkraumbewirtschaftung. Das Verkehrssystem in der gesamten Ostregion muss modernisiert und auf das steigende Mobilitätsbedürfnis von immer mehr hier lebenden Menschen angepasst werden", sagt Standortanwalt Alexander Biach.
Auf die Umwelt und Pendler weist hingegen Hebein hin: "Die Klimakrise, die Pendlerproblematik und den knappen zur Verfügung stehenden öffentlichen Raum, sehe ich momentan als größte Herausforderungen an. Ich vernehme von allen Beteiligten großes Interesse an gemeinsamen Lösungen", heißt es von Hebein .
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