„Hätte wenig Sinn“
Inbetriebnahme der Wiener U5 verzögert sich um Jahre
- Die U5 hätte schon 2026 bis zum Frankhplatz fahren sollen – nun verzögert sich die Eröffnung um Jahre.
- Foto: Valentina Marinelić/MeinBezirk
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Eigentlich hätte die U5 bereits im kommenden Jahr vom Karlsplatz aus die Strecke bis zur neuen Station Frankhplatz anfahren sollen. Doch das verschiebt sich jetzt um vier Jahre. Auch die Baustufe zwei bis Hernals bzw. Wienerberg wird "gestreckt". Das Gesamtprojekt U2/U5 samt Fertigstellung in der Mitte der 2030er-Jahre soll jedoch nicht gefährdet sein.
Aktualisiert am 12. November, 12.23 Uhr
WIEN. Während die Tunnelbohrmaschine sich durch den städtischen Untergrund gräbt und die U2-Stationen Bahnsteigtüren bekommen haben, hätten sich die Öffi-Fahrgäste bereits 2026 auf den nächsten bemerkbaren Meilenstein freuen können. Eigentlich hätte die U5 dann ihren Betrieb aufgenommen. Und zwar einstweilen parallel mit der U2 zwischen Karlsplatz und Rathaus und dann weiter auf einer Neubaustrecke bis zur gänzlich neuen Station Frankhplatz.
Doch wie Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Wiener Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl am Mittwoch bekannt gaben, verwirft man diesen Plan. Die U5 soll erst vier Jahre später den Betrieb im Jahr 2030 aufnehmen, wenn die U2 auf ihrer gänzlich neuen Strecke vom Rathaus bis Matzleinsdorfer Platz unterwegs ist.
"Kein Baustopp"
Am grundsätzlichen Vorhaben, die Linienerweiterung der U2 und die Schaffung der neuen Linie U5 bis Mitte der 2030er-Jahre fertigzustellen, wird jedoch nicht gerüttelt. Das versichert Sima, so würden die Arbeiten bereits weit vorangeschritten sein: "Wichtigster Punkt: Es gibt keinen Baustopp im Projekt. Der Fortschritt der ersten Baustufe ist nach Plan." Diese Baustufe beinhaltet eben die Neustrecke bis Matzleinsdorfer Platz der U2 bis 2030, auch die neue U5-Station Frankhplatz soll errichtet werden.
Hier kommt es zu einer Verschiebung: Hätten die ersten Garnituren eben bereits 2026 beim Frankhplatz einrollen sollen, wird die Station erst bis Ende 2027 fertiggestellt. Bis zum neu angesetzten Betriebstermin der U5 ab 2030 soll die Station und der Streckenabschnitt dahin für Testzwecke genutzt werden, erklärt Reinagl. Die Haltestelle wird also komplett fertiggestellt, auch die Bahnsteige, Anzeigen und Co., nur die Eingangstore bleiben für die Fahrgäste weitere Jahre geschlossen.
"Hätte wenig Sinn"
Gleich mehrere Faktoren führten laut Sima und Reinagl zum Entschluss, den Frankhplatz einstweilen nicht anzufahren. Zuallererst wäre da die angespannte Budgetsituation der Stadt. Reinagl betont ausdrücklich, dass es keine finanziellen Probleme bei den Wiener Linien an sich gibt. Sie bestätigt, dass wichtige Infrastrukturprojekte und Erhaltungsmaßnahmen weiterlaufen, aber: "Im Rahmen der angespannten Budgetsituation wurden wir gebeten, uns das nochmal genauer anzusehen. Und das haben wir." Zwischen 18 und 20 Millionen Euro würden alleine an Betriebskosten durch die Verschiebung der U5-Eröffnung in den vier Jahren ohne Nutzung eingespart.
- Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Wiener Linien, Alexandra Reinagl (M.), und Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ, r.) erklären am Mittwoch den neuen Zeitplan.
- Foto: Valentina Marinelić/MeinBezirk
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Man habe sich das Verkehrskonzept noch einmal genauer angesehen. De facto würde die U5 nur eine neue Station anfahren und somit keine großen Einzugsgebiete neu bedienen. Zudem wird das Gebiet sowieso mit den Bim-Linien 43 und 44 bereits angeschlossen. Der Nutzen im Vergleich zu den Kosten würde daher in keinem Vergleich stehen, so die Stadtwerke-Stadträtin: "Es gab damals zum Projektstart diese nette Idee der vorzeitigen Eröffnung der U5 mit einer neuen Station. Das war damals aber auch unter anderen finanziellen Voraussetzungen. Wir haben uns das jetzt nochmal genauer angesehen, es macht derzeit wenig Sinn."
Die Budgetsituation will man jedoch nicht als einziges Argument stehen lassen. Man habe erkannt, dass die U2 eine wichtige Alternative während der geplanten S-Bahn-Stammstreckensperre 2026 sein wird. Dazu sollen U2-Takte verdichtet werden. Die U5 wäre bekanntlich laut altem Plan 2026 bis 2030 auf denselben Gleisen unterwegs gewesen, dadurch wäre der dichtere U2-Takt nicht schaffbar. Auch falls es zu Störungen bei der U5 kommen würde, hätte das Auswirkungen auf den U2-Fahrplan.
Verwirrung bei Fahrgästen vermutet
Die Stammstreckensperre ist bereits länger geplant, warum die Verschiebung erst jetzt ein Thema ist? Sima dazu: "Ja, die Stammstreckensperre ist seit Jahren bekannt, aber nicht die genaue Taktung der Arbeiten dort, wann gesperrt wird. Außerdem kommen eben jetzt zwei Faktoren zusammen, die Sperre und der Kostendruck."
Man führt jedoch auch pragmatische Gründe ins Feld: Ein Mischbetrieb auf den Bahnsteigen Karlsplatz, Museumsquartier, Volkstheater und Rathaus von U2 und U5 würde auch zu Verwirrung bei den Fahrgästen sorgen, lässt man wissen. Reinagl erklärt ebenso, dass die U2 in dem Abschnitt teilautomatisch unterwegs ist. Ein Einfädeln der U5 auf die Bestandsstrecke der U2 wäre zwar grundsätzlich möglich, technisch jedoch höchst kompliziert.
Bauphase zwei wird "gestreckt"
Die Eröffnung der U5-Station Frankhplatz samt Betrieb ist wohl die bemerkbarste Verschiebung im Projektplan für die Fahrgäste. Doch auch unter der Erde bzw. bei den neuen Stationen wird es auch zu einer Verzögerung in der sogenannten zweiten Baustufe kommen. Fertigstellung bis Mitte der 2030er soll eben bleiben, doch die Abläufe werden "gestreckt", wie es Sima und Reinagl definieren. Zur Erinnerung: Ab frühestens 2027 hätte vom Frankhplatz aus bis zur späteren U5-Endstation Hernals gebaut werden sollen. Jetzt verschiebt sich der Spatenstich um ein Jahr auf 2028. Vorbereitungsarbeiten laufen jedoch bereits.
- Die zweite Baustufe wird "gestreckt", die Fertigstellung soll jedoch nicht verzögert werden.
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Und beim Weiterbau der U2 von Matzleinsdorfer Platz bis Wienerberg rückt man vom Spatenstich von 2028 auf 2030 nach hinten. Auch hier laufen die Vorbereitungen bereits. "Gestreckt" in Baustufe zwei, wird vor allem wegen der angespannten Budgetsituation, erklärt Sima: "Durch die Streckung des Projekts teilen sich die Kosten auf mehrere Jahre auf, womit es nicht zu einer Kumulation in nur drei Jahren kommt. Dies würde sonst große Ausschläge im Budget bringen."
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