"Falscher Weg"
Wiener Museen erhöhen Sicherheitsmaßnahmen nach Klimaprotest

Ein Aktivist wird von einem Sicherheitsmitarbeiter weggebracht. | Foto: Letzte Generation AT
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  • Ein Aktivist wird von einem Sicherheitsmitarbeiter weggebracht.
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Österreichs Museumsbund, die Stadt Wien sowie einige Wiener Museen sehen die jüngsten Protestaktionen der "Letzten Generation AT" als den "falschen Weg". Dabei wurde etwa am Dienstag ein Klimt-Gemälde mit Farbe angeschüttet. Wie die BezirksZeitung erfahren hat, haben einige Museen ihre Sicherheitsmaßnahmen nun erhöht. Währenddessen planen die Aktivisten weitere Aktionen.

WIEN. Gustav Klimt malte an seinem Meisterwerk "Tod und Leben" vor etwa 110 Jahren. Der weibliche Körper steht im Mittelpunkt des Ölgemäldes, welches in Klimts goldener Schaffensphase entstand. Von so einer Phase würden Klimaaktivistinnen und -aktivisten der Bewegung "Letzte Generation AT" wohl heuer nicht sprechen, denn sie warnen vor einer Katastrophe und Unruhen in der Gesellschaft. Besonders in diesem Jahr wollen sie auf ihre Forderungen mit unterschiedlichen Aktionen Aufmerksamkeit erzeugen und haben das am Dienstag, 15. November, geschafft. 

Denn Klimts Meisterwerk wurde im Leopold Museum mit schwarzer, öliger Farbe, die abwaschbar ist, "attackiert". Doch das Ölgemälde wurde nicht mit Öl beschmiert, sondern nur die Glasfläche vor dem Gemälde (mehr dazu unten). Das sorgte für Kritik in der Kulturszene.

Klimaaktivisten schütten schwarze Farbe auf Klimt-Gemälde in Wien

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sagte, dass Aktionismus gegen Kunst und Wissenschaft der "falsche Weg" sei. Sie veurteilte die Angriffe gegen die Kunst und Museen. "Kunst und Kultur sind vielmehr Agenten des Guten im Sinne der Sache, die Empathie für ihre Anliegen fördern und verstärken können", so die zuständige Stadträtin.

„Man muss die Konflikte dort austragen, wo die Appelle in einen Dialog münden können. Die Dringlichkeit der Anliegen und die berechtigten Zukunftsängste der Klimaschützer*innen stehen außer Frage. Allerdings schaden die Aktivist*innen mit gegen Kunstwerke gerichteten Wurf- und Klebeattacken wie den jüngsten im Leopold Museum und dem Naturhistorischen Museum letztlich sich selbst", teilte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) mit.

Der Museumsbund Österreich richtete sich mit einem offenen Brief an die "Letzte Generation". Diese werden dringend appelliert, "in ihren eine große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit suchenden Aktionen, alles zu unterlassen, was den Erhalt der Natur- und Kulturerbes und auch die Rolle der Museen als Bildungs- und Lernort gefährdet". In einer Aussendung teilten sie weiter mit, dass die Besuchenden auch weiterhin Museen ohne größere Zugangsbeschränkungen und ohne Generalverdacht besuchen können.

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sagte, dass Aktionismus gegen Kunst und Wissenschaft der "falsche Weg" sei. (Archiv) | Foto: Markus Spitzauer
  • Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sagte, dass Aktionismus gegen Kunst und Wissenschaft der "falsche Weg" sei. (Archiv)
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Härtere Worte fand das österreichische Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates (ICOM). Das Komitee verurteilte die Aktion "aufs Schärfste", da bei solchen Protesten immer die Gefahr von Beschädigungen an Kunstwerken besteht.

"Derzeit entsteht allerdings der Eindruck, dass die Protestaktionen den Resonanzraum Museen in erster Linie dazu nutzen, ein Maximum an Aufmerksamkeit zu generieren. Museen unterstützen grundsätzlich die Anliegen der Klimabewegung", heißt es. 

Deshalb werden der Klimabewegung Gespräche angeboten, "um das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen". Die Aussagen unterschrieben unter anderem die Direktoren des Technischen Museum Wiens, des Naturhistorischen Museums, des Dom Museums und des Leopold Museums.

Museen planen Sicherheitsmaßnahmen

Zurück zu Kaup-Hasler: Die Kulturstadträtin sagte in einer Aussendung, dass die Museen ihre Sicherheitskonzepte an Herausforderungen anpassen werden. Sie wird deshalb mit dem Bund und der Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer Kontakt aufnehmen, um zu schauen, wie man zukünftig mit solchen Vorkommnissen umgehen und wie man diese verhindern kann. Die BezirksZeitung fragte bei einigen wichtigen Wiener Museen an, was sie nach den jüngsten Klebe-Protesten planen.

Die Albertina hat in der jüngsten Vergangenheit ihr Personal für solche Aktionen sensibilisiert und "auf Auffälligkeiten" geschult. Dies beinhaltet nicht nur Schulungen, sondern auch tägliche Briefings, persönliche Gespräche, Rundmails und den täglichen Sprechfunk, heißt es. Taschen, Rucksäcke, Mäntel und Flüssigkeiten dürfen nicht in die Ausstellung mitgenommen werden.

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder sagte in einem Video vor einigen Tagen, dass die Aktivisten den falschen Gegner gefunden haben. "Man muss fürchten, dass das (die Aktionen, Anm.) nur der Anfang ist", sagte er. Dies kann ein "Vorbote einer Radikalisierung" sein. Die Kunstwerke will man auf der einen Seite "wie einen Goldbarren in Fort Knox" schützen, aber auch "physisch und psychisch barrierefrei" machen.

Doch was, wenn trotzdem ein Kunstwerk beschädigt wird? "Es befinden sich nahe zu allen Ausstellungsräumen Notfallkoffer mit Werkzeug und Schutzfolien sowie Handschuhen und Klebstoffentferner. Betroffene Bilder können so schonend abmontiert und raschest in die Restaurierung transportiert werden", erklärte Albertina-Sprecher Daniel Benyes.

Auch das Naturhistorische Museum (NHM) Wien hat sein Sicherheitspersonal sensibilisiert. "Größere Tasche, Rücksäcke etc. sind an der Garderobe abzugeben und in Schließfächer zu verstauen. Taschenkontrollen für alle Gäste sind aktuell nicht geplant", erklärte Sprecherin Irina Kubadinow.

KHM: Solche Aktionen der "falsche Weg"

Dem Belvedere-Museum ist das mediale Interesse an den aktuellen Umständen "absolut verständlich", man nimmt das Thema sehr ernst. "Der Schutz der Kunstwerke ist eine unserer Kernaufgaben. Bestandteil unserer Sicherheitspläne ist daher auch, auf solche Szenarien zu reagieren", sagte Sprecherin Sonja Kosiba. Welche Pläne damit konkret gemeint sind, wollte man nicht preisgeben.

Ebenso wurden im Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, doch auch hier will man sich zu diesen nicht äußern. KHM-Generaldirektorin Sabine Haag sagte, dass Museen die "Gedächtnisspeicher für unsere Geschichte und Kultur" seien.

Der Klimaschutz sei eines der zentralen Anliegen unserer Zeit und ein berechtigter Anlass für Protest. Dennoch seien "Tomatensuppe oder Kunstblut auf Meisterwerke sowie andere, zerstörerische aktionistische Handlungen und vor oder auf Ikonen der Kunstgeschichte der falsche Weg", so Haag.

Auch im Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, doch auch hier will man sich zu diesen nicht äußern. | Foto: KHM Museumsverband
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Deshalb solle man Kunst und Klimaschutz nicht gegeneinander ausspielen. Wenn jedoch solche Proteste weitergehen, wird es bald "zu massiven Einschränkungen im Besucherbetrieb" kommen müssen, was sicher nicht in der Absicht der Aktivistinnen und Aktivisten sein könne, heißt es.

Das Museum moderner Kunst (mumok) ist seit 2021 als "Grünes Museum" zertifiziert und setzt sich in allen Bereichen des Museums für nachhaltiges Handeln. Deshalb kann man die Anliegen der Klimabewegungen nachvollziehen. Jedoch lehnen sie "die Gefährdung bzw. Beschädigung der uns anvertrauten Objekte durch Aktivist*innen entschieden ab". Solche Aktionen, wie gestern im Leopold Museum, gefährden den "Freiraum gesellschaftlicher Verständigung", sagte Sprecherin Katharina Murschetz. Auch das mumok hat die Sicherheitsvorkehrungen "in einigen Punkten" nachgeschärft.

Die Kunst Halle Wien plant derzeit keine Intensivierung der Sicherheitsmaßnahmen, da sie an ihren Standorten ausschließlich zeitgenössische Kunst zeigen, sagte Sprecherin Katharina Schniebs.

Das mumok lehnt "die Gefährdung bzw. Beschädigung der uns anvertrauten Objekte durch Aktivist*innen entschieden ab". (Archiv) | Foto: mumok/Nico Havranek
  • Das mumok lehnt "die Gefährdung bzw. Beschädigung der uns anvertrauten Objekte durch Aktivist*innen entschieden ab". (Archiv)
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Das Technische Museum Wien war das erste Museum Österreichs, dem das Österreichische Umweltzeichen verliehen wurde. Auch wenn man die Anliegen der Klimaaktivisten versteht, befindet man die Art und Weise der Aktionen "nicht als zielführend". Zu den Sicherheitsmaßnahmen hat sich ein Sprecher nicht geäußert.

"Wir geben den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in unseren Ausstellungen und Vermittlungsprogrammen dauerhaft Platz und unterstützen dadurch das Anliegen, Aufmerksamkeit für einen notwendigen Diskurs, Kurswechsel und ein rasches Handeln zu erzeugen", sagte Peter Aufreiter, Direktor des Technischen Museums Wien.

Letzte Generation plant weitere Aktion

Auf BezirksZeitung-Anfrage sagte die Klimabewegung "Letzte Generation AT", dass man weiterhin Aktionen durchführen wird. Wo? "Das können wir nicht sagen. Wir haben es oft bei den Verantwortlichen versucht, jedoch hat die Politik nicht reagiert", so ein Pressesprecher.

Auf die offenen Briefe des Museumsbundes sowie des ICOM angesprochen, sagte der Sprecher: "Was Kunstwerke wirklich gefährdet sind soziale Unruhen, die aufgrund des Klimakollapses ausbrechen werden. Unser tiefstes Anliegen ist es, Kunst zu schützen und den sozialen Frieden zu erhalten." Deshalb wolle man keine Kunstwerke beschädigen.

Mit den Museen will man nur reden, wenn es "um gemeinsame Aktionen des friedlichen zivilen Widerstandes geht." Die Klimabewegung hat "auf jeden Fall" vor, mit den Museen in Kontakt zu treten.

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