4. Februar 2016: Dann sind wir alle ein bisschen Roosh
Und plötzlich sprachen alle über Roosh V. Der „Pick-Up-Artist“ - auch als Vergewaltigungstrainer bezeichnet - hatte zum weltweiten Treffen seiner Jünger ausgerufen. Eines davon im Wiener Museumsquartier. Und natürlich waren alle gleich dagegen, dass er kommt. Kein Mensch, der bei Sinnen ist, befürwortet schließlich öffentlich, dass so jemand sein Unwesen treiben darf.
Jemand, der sich dafür ausspricht, bewusstlose und betrunkene Frauen auszunutzen. Jemand, der erklärt dass der Wert einer Frau von ihrer Schönheit und ihrer Fruchtbarkeit abhängt. Jemand, der will, dass Vergewaltigung auf privatem Boden straffrei bleibt. Aus dem einfachen Grund übrigens, weil dann Frauen mehr auf sich aufpassen würden. Nämlich so wie auf ihr Smartphone.
Schnell waren sie gefunden, die Mutigen, die sich den vergewaltigungsbereiten Männern Einhalt gebieten wollten. Gut so. Natürlich.
Trotz allem bleibt Roosh V ein Spinner. Ein Spinner, der nicht in Österreich lebt. Und dem sich plötzlich alle entgegenstellen, wenn er oder seine Lehren sich Österreich nähern. Wir sind nämlich alle Feminismus. An unseren Frauen wird sich nicht vergangen. Unsere Frauen müssen keine Armlänge Abstand halten. Denn wir passen auf. Wie auf unsere Smartphones.
Dem kollektiven Beschützerinstinkt stehen andere Zahlen gegenüber. Dreiviertel aller Frauen haben schon sexuelle Belästigung erlebt. Und fast ein Drittel wurde Opfer sexueller Gewalt. Nicht in Rooshs Heimat Maryland. Sondern in Österreich.
Schön, dass ein gemeinsamer Feind wie Roosh alle zusammenschweißt. Auch schön, wenn die Problematik Gewalt an Frauen noch ernsthafter diskutiert wird. Nicht schön, wenn das Aufbegehren nur ein Einzelphänomen war. Weil es auf Facebook und Co grad cool war. Gar nicht schön, wenn das Problem in Österreich weiterhin nicht wirklich ernst genommen wird.
Weil dann sind wir in Österreich nicht Feminismus. Sondern doch ein bisschen Roosh.
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