Verschmutzung in Wien
"Saubartel soll man zurechtweisen"
Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) über die Disziplin beim Müllentsorgen und geheime Ausflugstipps.
WIEN. Aufgrund der Pandemie nutzen die Wienerinnen und Wiener vermehrt den öffentlichen Raum. Dabei verhalten sich leider einige ziemlich respektlos. Achtlos weggeworfene Fast-Food-Verpackungen, Masken und Getränkeflaschen "zieren" die Straßen Wiens. Für Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky unverständlich. Denn Pandemie hin oder her – es gilt das Reinhaltegesetz. Und wer dabei erwischt wird, dass er Wiens Straßen verschmutzt, muss mit Strafen rechnen.
Achtlos weggeworfene Masken, Abfall auf der Straße: Mutieren wir in der Pandemie zu Dreckschweinen?
JÜRGEN CZERNOHORSZKY: Der öffentliche Freiraum wird vermehrt genutzt, was an sich ja gut ist. Was nicht gut ist, ist, dass auf den Plätzen, wo viel los ist, mehr Müll liegen gelassen wird. Hier müssen die 48er mehr arbeiten. Aber mal ehrlich: Wir haben in Wien fast 30.000 Mistkübel, über 2.000 Aschenrohre und 3.700 Hundekotsackerlspender. Also gibt es kein Argument dafür, dass man seinen Müll nicht fachgerecht entsorgen kann.
Wie viel zusätzlichen Müll muss die MA 48 seit Beginn der Pandemie wegräumen?
Wenn man sich den Haus- und den Biomüll ansieht, so sind die Mengen gleich geblieben. Weiters freut mich, dass es bei der richtigen Mülltrennung eine laufende Steigerung gibt. Jedoch sind die Müllmengen im öffentlichen Raum gestiegen. Das kann man aktuell nicht beziffern. Was man sehr wohl beziffern kann, sind die Einsätze, etwa am Donaukanal: Dort haben wir bereits Anfang März auf die Sommerreinigung umgestellt. Das bedeutet: intensivere Intervalle, zusätzliche Reinigungen am Nachmittag und am Abend und mehr Mistkübel. Es gibt auch eine eigene Einsatztruppe – wir nennen sie Soko Donaukanal –, wo zusätzlich zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieben Tage die Woche den ganzen Tag über vor Ort sind und reinigen.
Dass das Gackerl ein Sackerl braucht, haben zahlreiche Hundebesitzer wieder verdrängt. Woran liegt das?
Das kann man grundsätzlich nicht für jeden Ort bestätigen. Aber eines ist klar: Das Wiener Reinhaltegesetz gilt – wurscht, ob Corona ist oder nicht. Und dieses Gesetz sieht auch empfindliche Strafen vor. Das fängt bei 50 Euro an, wenn jemand die Hinterlassenschaften seines Hundes wegzuräumen vergisst, und geht bis zu 2.000 Euro, wenn man illegal Sperrmüll ablagert.
Schafft man nur durch Strafen mehr Bewusstsein?
An sich ist Wien eine Stadt, in der wir zusammenhalten, wenn es größere Probleme gibt. Das Sauberhalten unseres Wohnumfelds ist vielleicht kein größeres Problem, aber ein großes Anliegen. Dazu tragen die Wienerinnen und Wiener schon auch bei. Wenn es ein paar Saubartel gibt, dann zeugt es von Zivilcourage, wenn man sie darauf hinweist, dass das so nicht geht. Also braucht es den erhobenen Zeigefinger, aber es gibt auch Strafen.
Die Pandemie hat uns gezeigt, dass der öffentliche Raum in Wien begrenzt ist. Wie können wir alle rausgehen, ohne uns auf die Zehen zu steigen?
Gerade jetzt ist es wichtig, ins Freie zu gehen, um gesund zu bleiben – sowohl psychisch als auch physisch. Mit unserer neuen Broschüre "Versteckte grüne Ausflugstipps" wollen wir dazu beitragen, dass sich nicht alle auf die Zehen steigen. Einer meiner Lieblingsorte als Westwiener ist der Dehnepark. Aber auch das Gebiet um den Laaer Wald ist ein Ort, an dem man noch unberührte Natur entdecken kann. Auf dem Stadtwanderweg 6 in Mauer gibt es im Maurer Wald wunderbare Flächen. Ich lade jeden dazu ein, neue Wiener Grünflächen für sich zu entdecken.
Gerade die Winzer der Maurer Weinberge sind sehr verärgert, was die Verschmutzung betrifft. Nachdem das Privatgrundstücke sind, überlegen sie Schließungen.
Indem wir alle dafür sorgen, dass die Stadt, die uns ja allen gemeinsam gehört, entsprechend sauber gehalten wird, können wir das verhindern. Man wirft zu Hause im Wohnzimmer auch keinen Mist auf den Boden. Das sollte man auch in öffentlichen Parks oder auf öffentlichen Plätzen nicht tun, denn sie sind unser gemeinsames Wohnzimmer.
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