Wiener Arbeitsmarkt
Sind wir für die Zukunft gerüstet, Herr Wirtschaftsstadtrat?
Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) über die Zukunft des Arbeitsmarktes und was es dafür braucht.
WIEN. Weiterbildungen, Lehrlingsoffensive oder die Förderung von Frauen im MINT-Bereich. Die Stadt bietet zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten, um die Wienerinnen und Wiener für die Jobs von morgen auszubilden. Doch werden diese Chancen auch wahrgenommen und sind die Schulen für die Veränderungen am Arbeitsmarkt gerüstet? Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke steht der BezirksZeitung Rede und Antwort.
Die unterschiedlichsten Branchen suchen händeringend nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit mäßigem Erfolg. Woran liegt das?
PETER HANKE: Als Universitätsstadt mit mehr als 200.000 Studierenden stellen wir auf einem hochqualitativen Niveau Jobs zur Verfügung. Aber im Mittelbau, wo gute Ausbildung die Karrierechancen erhöht, haben wir noch Potenzial nach oben. Dieses Potenzial müssen wir jetzt nutzen.
Wie will man das machen?
Beispielsweise über den waff, mit dem wir höherwertige Ausbildungen anbieten. Weiters fördern wir Frauen in den MINT-Fächern. Dem Fachkräftemangel wollen wir mit unserer Lehrlingsoffensive entgegenwirken.
Gute Lehrlinge sind schwer zu finden. Viele Unternehmen beklagen eine mangelnde Ausbildung und schlechte Umgangsformen. Was läuft da schief?
Ich glaube gar nicht, dass da so viel schiefläuft. Dennoch finde ich, dass zu wenige Unternehmen Lehrlinge ausbilden wollen, da das eine verantwortungsvolle Aufgabe ist. Jedoch liegt es schon auch in der Verantwortung der Unternehmen, sich dieser gesellschaftspolitischen Aufgabe zu stellen. Ich erwarte mir als Wirtschaftsstadtrat, dass sich hier mehr Unternehmen bereitstellen. Wien ist in den vergangenen Jahren außerdem auch aufgrund eines starken Zuzugs von Personen aus aller Welt so schnell gewachsen. Und natürlich gibt es unterschiedliche Kulturen, die auf ihren Berufsweg in Wien erst vorbereitet werden müssen.
Was braucht es dafür?
Es ist unumgänglich, dass wir das Thema Deutsch großschreiben. Hier muss das Bildungssystem nachbessern. Außerdem ist der Bund gefordert, damit die Bildungspläne so angepasst werden, dass eine praxisorientierte, kürzere Ausbildungsdauer schneller zum Erfolg führt. Grundsätzlich braucht es eine Kraftanstrengung von Bund, Ländern und der Wirtschaft. Denn: Leicht hat es in dieser Zeit wohl niemand. Aber wir haben zahlreiche Unternehmen, insbesondere im Energie- und IT-Bereich. Wir können den jungen Menschen sagen: Ihr müsst euch eigentlich keine Sorgen machen, dass ihr keinen guten Job finden werdet. Aber eines müsst ihr schon: Ihr müsst die Verantwortung übernehmen, eine gute und solide Ausbildung in Anspruch zu nehmen, die wir euch zur Verfügung stellen.
Wie wird sich der Arbeitsmarkt verändern?
Ich glaube, wir müssen flexibel sein. Wir müssen berücksichtigen, dass manche Branchen, etwa der Energie- oder der Technikbereich, stark wachsen werden, aber auch der Pflegebereich, für den tausende Arbeitskräfte gesucht werden. Wir sehen auch, dass es ein permanentes "Nach oben" der Wirtschaft und damit auch ein Steigen der Löhne und Gehälter nur in Phasen mit guter Konjunktur geben kann. Deshalb ist es so wichtig, dass wir den jungen Menschen klarmachen, dass Weiterbildung das Um und Auf ist. Jeder, der sich weiterbildet, hat eine gute Chance auf eine angemessene Karriere. Hier braucht es Eigenverantwortung.
Sind die Schulen für diese Herausforderungen gerüstet?
Wir versuchen, alle Wiener Pflichtschulen mit WLAN, Notebooks und all dem technischen Zubehör, das eine moderne Ausbildung braucht, auszustatten. Das ist eine unglaublich große Investition. Auch hier braucht es einen Schulterschluss mit dem Bund. Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer brauchen eine adäquate Weiterbildung, damit sie diese modernen Lehrinhalte an die Kinder weitergeben können. Lebenslanges Lernen ist unumgänglich. Es gilt für alle, egal, welchen Alters, sich diesen Herausforderungen zu stellen, um für die Zukunft bestens gerüstet zu sein.
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