KV-Verhandlungen gescheitert
Bahn-Streik am Montag in ganz Österreich
Die Verhandlungen um einen neuen Eisenbahner-Kollektivvertrag sind heute, Sonntag, gescheitert. Am morgigen Montag wird österreichweit für 24 Stunden gestreikt. Der Nachtreiseverkehr ist bereits ab Sonntagabend betroffen. Die Gewerkschaft vida wirft der Wirtschaftskammer (WKO) vor, die Verhandlungen nicht ernst genommen zu haben. Diese kontert, die Gewerkschaft handele "verantwortungslos".
ÖSTERREICH. Jetzt ist es fix: Die fünfte Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag (KV) für die Eisenbahner ist gescheitert. Das bestätigen sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmervertreter. Trotz intensiven Gesprächen konnte nach mehr als 12 Stunden keine Einigung erzielt werden. Daher setzt die Gewerkschaft vida für morgen, Montag, einen 24-stündigen Warnstreik an.
Von 00:00 bis 24:00 Uhr wird der gesamte Bahnbetrieb der ÖBB in Österreich eingestellt. Auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr bzw. der Nachtreiseverkehr ist betroffen. Hier wird es bereits ab heute, Sonntagabend, bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet- und EuroNight-Verbindungen kommen.
"Verhandlungen nicht ernst genommen"
Man habe die ganze Nacht hindurch versucht, eine Einigung zu erzielen, heißt es seitens der Gewerkschaft vida. Das ursprüngliche Angebot von plus 200 Euro monatlichen sei von der Wirtschaftskammer um lediglich acht Euro erhöht worden. „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“, so Gerhard Tauchner, stv. Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams.
Tauchner wirft der WKO vor, sich bei den mittlerweile zwei Monate hinziehenden Verhandlungen nicht bewegt und diese "nicht ernstgenommen" zu haben. „Die Verantwortung für diesen Warnstreik, für die Auswirkungen auf die Pendlerinnen und Pendler sowie für den wirtschaftlichen Schaden liegt damit ausschließlich bei der Wirtschaftskammer“, erklärt Tauchner.
Wirtschaftskammer "fassungslos"
Die WKO sieht das natürlich anders. „Wir haben uns in jede Richtung bewegt und zuletzt ein Angebot auf den Tisch gelegt, das höher ist, als sämtliche KV-Abschlüsse in diesem Jahr in allen anderen Branchen", sagt Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbandes Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich.
Er sei "fassungslos über die Vorgehensweise des Verhandlungspartners". Dass "die Gewerkschaft für ein durchschnittliches Lohn-Plus von 8,44 Prozent auf Kosten von Millionen Fahrgästen einen Streik vom Zaun bricht", sei laut Scheiber "verantwortungslos".
Neben einer prozentuelle Erhöhung der KV- und Ist-Gehälter von ursprünglich 7,5 Prozent auf 8 Prozent und einer Erhöhung des monatlichen Mindestbetrags von 200 auf 208 Euro, ergebe sich auch in den niedrigen Gehaltsklassen nochmal ein höheres prozentuelles Plus von bis zu 12,42 Prozent. Damit sei die Arbeitgeberseite den Forderungen der Gewerkschaft sowohl nach einer Abgeltung der rollierenden Inflation, als auch nach einer größeren Unterstützung der Geringverdiener nachgekommen.
ÖBB-Chef: "mutwilliger Streik"
Auch ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä zeigte sich am Sonntag konsterniert: „Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik. Die Arbeitgeberseite hat mit 8,44 Prozent das höchste Angebot aller Branchen gestellt. Es ist ganz klar, ein mutwilliger Streik der Gewerkschaft". Die ÖBB werden alles daran setzen, den Bahnbetrieb so schnell als möglich wieder aufzunehmen, betonte Matthä.
Die ÖBB Standard- & Sparschiene-Tickets bleiben bis inkl. 05. Dezember 2022 gültig oder werden rückerstattet. Auch Besitzerinnen und Besitzer von Zeitkarten werden – entsprechend der Fahrgastrechte – entschädigt. Details zu Einschränkungen, Verzögerungen oder Ausfällen findet man auf oebb.at/streik, den ÖBB Social Media-Kanälen sowie in der Fahrplanauskunft SCOTTY.
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