Physik
Unbekanntem auf der Spur
Am Institut für Hochenergiephysik testet Suchita Kulkarni Theorien zu Dunkler Materie.
MARGARETEN. Wenn Suchita Kulkarni beginnt, von ihrer Disziplin zu sprechen, fangen ihre Augen an zu leuchten und ihre Art zu gestikulieren wird ein wenig ausschweifender. Sie ist Physikerin am HEPHY, dem Institut für Hochenergiephysik, und beschäftigt sich mit Dunkler Materie.
Ihr Enthusiasmus basiert auf unbeantworteten Fragen: „Die tief hängenden Früchte in meinem Fach wurden bereits gepflückt“, sagt sie lächelnd, „wir müssen nun unsere bisherigen Theorien über den Haufen werfen, weil sie anscheinend nicht komplex genug waren.”
Das HEPHY wurde 1966 als österreichische Beteiligung am Kernforschungszentrum CERN bei Genf gegründet und ist Teil der Akademie der Wissenschaften. Im CERN werden Teilchen mit riesigen Geschwindigkeiten durch den sogenannten Large Hadron Collider gejagt.
Die Sonne wiegen
Eine der größten Aufgaben ist dabei die Suche nach noch unbekannten Elementarteilchen und Materiezuständen – wie der Dunklen Materie. Durch Messungen der Schwerkraft wisse man, dass es Dunkle Materie geben müsse, sagt Kulkarni. Die Sonne ist dabei das schwerste Objekt in unserem Sonnensystem. Nun könnte man annehmen, dass die Sterne im Rest des Universums den Großteil der Masse besitzen.
Doch das ist nicht so. Würden andere Galaxien nur aus für uns sichtbarer Materie bestehen, müssten sie auseinanderbrechen: „Die Materie, die wir kennen und aus der wir selbst gemacht sind, macht nur fünf Prozent der Energie im Universum aus.“ 25 Prozent sind Dunkle Materie und 70 weitere Dunkle Energie.
Endlose Forschung
Kulkarni ist eine Art Schlüsselglied zwischen Genf und Wien, Praxis und Theorie: „Ich teste in Computersimulationen, wie sich Theorien rund um die Beschaffenheit der Materie auswirken könnten.“ Sieht sie, dass eine Theorie so nicht funktionieren kann, kommuniziert sie das den CERN-Physikern und sie passen ihre Experimente an. Doch schon seit 80 Jahren suche man nach diesen Teilchen. Bisher gebe es aber noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse: „Wir suchen also entweder nach den falschen Teilchen oder es sind gar keine Elementarteilchen. Für mich ist das sehr spannend.”
Als Kind wollte Kulkarni Genetikerin werden. Doch Freunde brachten sie zur Astronomie. Nach einem Physikstudium in ihrer Heimatstadt Mumbai und ihrer Dissertation an der Universität Bonn forscht sie nun seit vier Jahren am HEPHY. Neben der Hingabe zu Dunkler Materie hat sie sich vor allem einem Ziel gewidmet: „Die Leute glauben oft, dass nur Genies das machen, was ich mache. Ich will zeigen, dass ihnen Physik keine Angst machen muss.“
Autorin: Katharina Kropshofer
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