Genetik
Von Schaf Dolly bis CRISPR
Stefan Ameres forscht zu Gensteuerung und der zusammenhängenden Entstehung von Krankheiten.
LANDSTRASSE. Kaum ein Fach hat in den letzten 100 Jahren einen schnelleren und steileren Aufstieg erlebt als die Genetik: Angefangen bei der Entdeckung der DNA-Struktur 1953, über die Geburt des geklonten Schafes Dolly im Jahre 1996,bis hin zur ersten Sequenzierung des menschlichen Genoms 2003.
"Als ich damals als Jugendlicher die Schlagzeilen über Dolly las, war mir eigentlich schnell klar, dass das die Zukunft sein wird", sagt Stefan Ameres. Er ist Leiter einer Forschungsgruppe am IMBA, dem Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die er seit 2012 aufbaut.
Und noch weitere Entdeckungen brachten sein Feld nach vorne: So ist es seit wenigen Jahren möglich, mithilfe der vieldiskutierten, molekularen Schere CRISPR-Cas9, Gene gezielt auszuschalten oder zu verändern. So kann man in Zukunft vielleicht auch Fehler im Erbgut, die zu genetischen Krankheiten führen, korrigieren. "Bisher war die genetische Manipulation sehr ineffektiv. Mittlerweile können wir Gene innerhalb weniger Tage verändern."
Infos aus der DNA
Ameres' Interesse liegt dabei auf der Biologie der RNA, die Informationen aus unserer DNA übersetzt und direkten Einfluss auf die Gene hat, die unseren Körper steuern. "Jede Zelle hat eine bestimmte Funktion und diese Info ist in unserer DNA gespeichert", erklärt Ameres. Doch jede Zelle hat die gleiche DNA: "Der Unterschied liegt also darin, welche Gene an- und welche abgeschalten werden." Antworten darauf liefern nicht nur Einblicke in die Entstehung des Lebens und Zellvielfalt des Körpers, sondern ermöglichen auch ein besseres Verständnis der Entstehung von Krankheiten und Möglichkeiten, diese zu therapieren.
Büro statt Labor
Als Gruppenleiter verbringt Stefan Ameres selbst mittlerweile weniger Zeit im Labor und ist vermehrt in seinem Büro aufzufinden: "Leider wird die Zeit, in der man auch mal selbst eine Pipette in die Hand nimmt, immer weniger."
Seine Hauptaufgaben liegen darin, Projekte zu koordinieren und sich um Doktoranden oder Forschungsanträge zu kümmern.
Langweilig scheint ihm dabei jedoch nicht zu werden. Erst vor Kurzem entwickelte er gemeinsam mit dem Biotechnologie-Unternehmen Lexogen, das auch am Vienna BioCenter angesiedelt ist, ein Produkt namens SlamSeq. Damit kann man eine Art Schnappschuss aus dem Inneren einer Zelle machen und so in Echtzeit sehen, wie viele Genprodukte gerade abgebaut oder neu gebildet werden. "Diese Dynamik konnten wir bisher nicht abbilden, deswegen wird SlamSeq schon jetzt als eine kleine Revolution angesehen."
Autorin: Katharina Kropshofer
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