Musikverein
Das Wiener Neustädter Merkurorchester in Corona-Zeiten
Auch das Vereinsleben leidet unter den Ausgangsbeschränkungen
WIENER NEUSTADT/BEZIRK (mp). Die Ausgangsbeschränkungen der Corona-Krise betreffen zahlreiche Vereine, so auch das Sinfonische Orchester Merkur. Es entfallen nicht nur alle Proben, auch ein Konzert musste vorläufig abgesagt werden. Wann es nachgeholt wird, ist bislang noch nicht fix. Aber auch wenn aktuell keine Treffen möglich sind, üben die meisten Musiker fleißig, ist doch auch im Herbst wieder ein Konzert geplant. Die neuen Noten werden an alle verteilt, damit dann bei der ersten gemeinsamen Probe - wann immer die sein wird - alle schon wissen was zu spielen ist. Die meisten Orchestermitglieder nützen die Zeit um zu musizieren, ob es nun die Orchester-Noten sind, oder auch andere. Ich weiß jedoch aus zuverlässiger Quelle, dass nicht alle so fleißig üben: sei es aus Angst, dass die Nachbarn sich gestört fühlen könnten, ein verletzter Finger noch nicht so ganz mitspielt, oder es doch an der mangelnder Dringlichkeit liegt, manche Instrumente beginnen zu „verstauben“.
„Obwohl die Geige nicht ansteckend ist halte ich doch Abstand. Irgendwie keine Lust.“
Und manche genießen lieber das schöne Wetter:
„Wir haben uns auf unseren Hof zurückgezogen, gehen mit unseren Pferden spazieren und genießen die Entschleunigung. Geigennoten hab ich mir zwar mitgenommen, aber solange das Wetter so schön ist, bin ich lieber im Freien. Die Proben fehlen mir trotzdem sehr.“
Andere wieder nutzen die Zeit, um gemeinsam mit ihren Liebsten zu üben. Als Ausgleich zum zeitintensiven Homeschooling proben Judith Eiveck und Peter Fridecky regelmäßig das Merkur-Programm. Aber auch andere Instrumente werden geübt, um die Musikalität auszuleben, wie Obmann Paul Karacson:
„Merkur geht mir persönlich schon sehr ab; einerseits die gemeinsame Musikausübung und natürlich der persönliche Kontakt zu allen Mitgliedern. Geübt wird natürlich. Am Kontrabass sehr wenig, umso mehr wird wieder am Klavier, am Keyboard und mit meiner 1980 selbst gebauten großen Elektronikorgel musiziert. Demnächst wird auch das Akkordeon und das Schlagzeug wieder bemüht werden.“
Und in manchen Familien lernt der Vater kurzerhand ein neues Instrument, um beim gemeinsamen Musizieren mitmachen zu können:
„Wir haben beschlossen Christian Viola beizubringen und haben unser Familinensemble gegründet (Leonie/Fagott, Tina/Violine, Tanja und Christian Viola), wo wir die letzten Sonntage um 18 Uhr bei offenem Fesnter gepielt haben: ein paar Töne schafft er schon“
Aber nicht nur die Musik fehlt den „Merkurianern“, auch die Gemeinschaft wird sehr vermisst, wie Gunborg Wageneder dies so treffend zusammenfasst:
„Musizieren schweißt zusammen. Diese vielen Aufführungen, die Proben, das Lampenfieber, die Hoppalas und Highlights. All das ist eine Bereicherung des Lebens. Das empfinde ich besonders dann, wenn diese Dinge auf unbestimmte Zeit wegfallen. Wir sind eine Familie, nicht nur die Musiker, sondern auch deren Angehörige – eine große Familie, weit über unsere Grenzen hinaus.
Die Erinnerungen, die unsere Musik als Mittelpunkt haben, spannen sich wie ein großer bunter Bogen über Jahre, Orte und Begegnungen.“
Und in diesem Sinne vermissen wir nicht nur all jene, die aktuelle Musiker sind, sondern auch die nicht mehr aktiven Kollegen. Und ganz besonders denken wir an unseren lieben langjährigen Konzertmeister Herbert Zagler, der gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Weil wir ihm nicht jetzt ein Ständchen spielen dürfen, freuen wir uns schon darauf, vielleicht im Herbst eine seiner Kompositionen zu spielen.
Wie Angelika Melichar, Fagott, hoffen wir alle bald wieder gemeinsam zu musizieren:
“Die Proben am Montag vermisse ich sehr, da sie für mich einen Ausstieg aus dem Alltag bedeuten. Ich nehme dafür die nicht immer einfachen Reisen von Fischamend nach Wiener Neustadt gerne in Kauf. Ich bereite mich schon intensiv auf die Zeit "danach" vor, übe täglich und freue mich schon riesig auf das Zusammentreffen mit meinen überaus netten Musikerkollegen
und - kolleginnen
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