Unser Tiroler Erbe in Theresienfeld!

Die Tirolerbachgasse in Theresienfeld erinnert an die Besiedelung des nördlichen Steinfelds durch Tiroler Kolonisten!
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Der Tirolerbach in Theresienfeld:

Die Regentin der Habsburgermonarchie Maria Theresia hat im 18. Jahrhundert die Ansiedlung von Tiroler Bauern zur Fruchtbarmachung des nördlichen Steinfelds angeordnet. Bis dahin war die Wiener Neustädter Heide wegen des Wassermangels ein unbesiedeltes Gebiet, welches nur als Viehweide genutzt werden konnte.

Franz Anton Ritter von Raab hatte die Idee der Siedlungsgründungen zur Kolonisierung unfruchtbarer Provinzen. Er wirkte hauptsächlich in Böhmen und in Österreich unter der Enns (Niederösterreich). Unter dessen Leitung entstand auch die "k. k. Ackerbaukolonie Theresiafeld" zur Erschließung des unfruchtbaren Steinfelds. Theresienfeld sollte allerdings das einzige Kolonistendorf des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Österreich bleiben.

Um die Kultivierung der Äcker zu ermöglichen, musste ein Kanal von der Piesting in Wöllersdorf gegraben werden, dessen Wasser die neue Kolonie versorgte. Daraufhin wurde der ca. 5,3 km lange Tirolerbach nach den Plänen des Wiener Neustädter Landesphysikus und Doctor der Medizin Andreas Fourlani von Felsenburg im Zuge der Gründung der k.k. Ackerbaukolonie „Theresiafeld“ ab 1763 von k.u.k. Pionieren gegraben, um den angesiedelten Bauern eine Existenzgrundlage zu schaffen. Im Laufe der Zeit umfasste das gesamte Netz mit allen Nebenkanälen ungefähr 30 km.

In dieser Zeit wurden auch die ersten fünf Häuser erbaut und Probeäcker angelegt. Entlang der Triester Reichsstraße (heute Triester Straße bzw. Bundesstraße 17) entstanden nach und nach insgesamt 50 Bauernhäuser und 13 Kleinhäuser. Ungefähr die Hälfte der ersten Siedler in der "k.k. Ackerbaukolonie Theresiafeld" stammte aus Nordtirol (Imst und Nassereith), die anderen zogen aus der Umgebung zu. Von den ursprünglichen Siedlern blieben nur wenige, doch es zogen immer wieder andere dazu. Die Bauern waren wegen der Kargheit der Böden in der Anfangszeit gezwungen, Äcker in der Umgebung dazu zu pachten. Die Kolonie blieb aber bestehen und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zum Vorbild für die Gründung von Felixdorf.

Vorerst war der Tirolerbach nur als Bretterkanal angelegt worden. Um 1832 wurden die westlich gelegenen Kanäle mit Steinen ausgekleidet und erweitert. Allerdings verengten immer wieder Weiden- und Buschausschläge das kleine Gerinne. Erst um 1950 wurde das Gerinne betoniert, so dass die Wasserverluste durch Versickerung wesentlich reduziert werden konnten.

Die in "Theresiafeld" angesiedelten Bauern waren wegen der Tiroler Tradition der freien Bauern von Zehent und Robot (auch Frondienst genannt) befreit. In Nordtirol und in den gebirgigen Gegenden Vorarlbergs (wurde von Innsbruck aus verwaltet) hatten die Bauern viel mehr Freiheiten und fast keine Leibeigenschaft, ganz im Gegensatz zu anderen Ländern der österreichischen Monarchie.

Die Bauernbefreiung als Folge der Freiheitlichen Revolution 1848:

Erst auf Antrag im österreichischen Reichsrat durch den sozialen (aber nicht sozialistisch/marxistisch) nationalliberalen Bauernbefreier Dr. Johann Kudlich (25.10.1823 - 10.11.1917) wurde die Befreiung der Bauern, die Eigentümer ihres Landes wurden und nicht mehr Robot und Zehent leisten mussten, als Errungenschaft der freiheitlichen Revolution von 1848 durchgesetzt! Der aus Schlesien stammende Abgeordnete Hans Kudlich ging einerseits als „Bauernbefreier“ für die österreichischen und auch für die böhmischen und polnischen Bauern in die Geschichte ein und andererseits wegen seinem persönlichen Einsatzes zur Befreiung von der Sklaverei in den USA.

Kudlich kämpfte 1848 in Wien auf der Seite der freiheitlichen Studenten in der Akademischen Legion für seine demokratischen Freiheitsideen. Johann Strauß (Vater) widmete dieser freiheitlichen Legion den Marsch der Studenten-Legion. In Theresienfeld gedenkt man Strauß mit der "Straußgasse". Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) kämpfte Kudlich leidenschaftlich auf der Seite der Nordstaaten.

In Wiener Neustadt, in Ebenfurth und in vielen anderen Orten Österreichs erinnert die "Hans-Kudlich-Gasse" an den großen freiheitlichen österreichischen Politiker und Arzt. In Österreich erinnern zusätzlich zehn Denkmäler oder Gedenktafeln an den Bauernbefreier, in Bayern sowie in den USA je eines. Auf dem Gebiet des Sudetenlandes stehen oder standen 64 Kudlich-Denkmäler bzw. Gedenktafeln.

Auch erinnert in Theresienfeld die Maderspergerstraße an einen großen Tiroler:

Josef Madersperger (* 6. Oktober 1768 in Kufstein; † 2. Oktober 1850 in Wien) war Erfinder und Schneidermeister. Er gilt als Pionier in der Erfindung der Nähmaschine. Nach ersten Versuchen der Nachahmung der "nähenden Hand" (befindet sich im Technischen Museum Wien) baute er bis 1814 seine erste Nähmaschine.

Die offizielle Tiroler Landeshymne (Andreas-Hofer Lied):

1. Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz.
|: Mit ihm das Land Tirol,
Mit ihm das Land Tirol. :|

2. Die Hände auf dem Rücken
Der Sandwirt Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering.
Der Tod, den er so manchesmal,
Vom Iselberg geschickt ins Tal,
|: Im heil'gen Land Tirol,
Im heil'gen Land Tirol. :|

3. Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: „Gott sei mit euch,
Mit dem verrat'nen Deutschen Reich,
|: Und mit dem Land Tirol,
Und mit dem Land Tirol.“ :|

4. Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlegel vor,
Als nun der Sandwirt Hofer
Schritt durch das finst're Tor,
Der Sandwirt, noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei.
|: Der Mann vom Land Tirol,
Der Mann vom Land Tirol. :|

5. Dort sollt' er niederknien,
Er sprach: „Das tu ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt!
So wie ich steh' auf dieser Schanz',
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
|: Mit ihm das Land Tirol!
Mit ihm das Land Tirol!“ :|

6. Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal;
Und Sandwirt Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! - Ach, wie schießt ihr schlecht!
|: Ade, mein Land Tirol!
Ade, mein Land Tirol!“ :|

Der sächsiche Vogtländer Julius Mosen hat 1831 den Text der Tiroler Landeshymne als Gedicht über die Hinrichtung des Nationalhelden und Freiheitskämpfers Andreas Hofers (* 22. November 1767 am Sandhof bei St. Leonhard in Passeier in der damaligen Grafschaft Tirol; † 20. Februar 1810 in Mantua, Lombardei in Italien) verfasst.
1844 schrieb der niederösterreichische Musiker und Komponist Leopold Knebelsberger die Melodie des Andreas-Hofer Liedes.
1948 wurde das Andreas-Hofer Lied zur offiziellen Tiroler Landeshymne erklärt.

Wo: Tirolerbach, Tirolerbachg., 2604 Theresienfeld auf Karte anzeigen

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