WWF mit offenem Brief gegen Ostumfahrung
Mit einem "Offener Brief“ hat sich der WWF dieser Tage an die Politik zu Klima- und Bodenschutz sowie Ernährungssicherheit gewandt:
WIENER NEUSTADT. Die Kritik ist mehr als deutlich, die Warnungen des WWF zum Verbau der Ostumfahrung ebenso.
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,
sehr geehrte Frau Bundesministerin Gewessler, sehr geehrte Frau Bundesministerin Köstinger, sehr geehrte Frau Landeshauptfrau Mikl-Leitner,
Österreich verbraucht rund 13 Hektar Boden pro Tag und liegt bei den Straßenkilometern pro Kopf im europäischen Spitzenfeld. Dennoch werden derzeit im ganzen Land neue große Straßen- projekte geplant und genehmigt. Diese Projekte widersprechen allen Klimazielen und versiegeln wertvolle Böden, wodurch mittel- und langfristig die Ernährungssicherheit bedroht wird. Nicht zuletzt zerstört die Verbauung wertvolle Erholungsräume für die Bevölkerung. Und wir als heutige Erwachsenen-Generation haben die große Verantwortung unseren Kindern eine intakte Umwelt zu übergeben.
Ein besonders negatives Beispiel für ein solches Straßenbauprojekt ist die geplante „Ostum- fahrung“ in Wiener Neustadt. Wiener Neustadt hat den höchsten Flächenverbrauch pro Kopf
in Österreich, trotzdem soll für das Straßenprojekt fruchtbares Ackerland versiegelt und eine Natura-2000-Au zerschnitten werden. 20 Hektar werden für die Trasse zubetoniert, auf 60 Hektar sollen zusätzliche Gewerbeflächen entstehen. Es ist somit die seit Jahren klimaschädlichste Weichenstellung im südlichen Niederösterreich.
Zusätzlicher Verkehr
In der Verkehrswissenschaft ist vielfach bestätigt, dass zusätzliche Straßen zu zusätzlichem Verkehr führen. Selbst nach den Prognosen des Bauherrn (Land NÖ) wird dieses Projekt der Stadt, die aufgrund von Fehlern in der Raumplanung unter Quell- und Zielverkehr leidet, keine Entlastung bringen. Auf fast allen Abschnitten wird es sogar mehr Verkehr geben – und das trotz der prognostizierten knapp 15.000 Fahrzeuge pro Tag auf der „Ostumfahrung“. Klima- und naturver- trägliche verkehrstechnische Alternativen hat die Politik nicht geprüft.
Neue Rahmenbedingungen
Durch die sich verschärfende Klimakrise und die adaptierten Klimaziele haben sich die Rahmen- bedingungen grundlegend verändert. Deshalb ist die Bundesregierung gefordert, alte Straßen- bauprojekte, die vor vielen Jahren geplant wurden, vor dem Hintergrund der neuen Klimaziele und unter Einbeziehung der öffentlichen Interessen Naturschutz, Gesundheit und regionale Ernährungssicherheit zu stoppen und neu zu bewerten. Das Umweltrecht muss mit konkreten Maßnahmen verbessert werden, damit es der akuten Klima- und Biodiversitätskrise gerecht wird. Parallel dazu braucht es einen “Bodenschutz-Vertrag” gegen den ausufernden Flächenfraß.
Das Land Niederösterreich hat es in der Hand, die klima- und gesundheitsschädliche „Ostumfah- rung“ zu stoppen. Die bessere, weil nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung, ist unter Einbe- ziehung unabhängiger Fachleute ein zeitgemäßes Mobilitätskonzept für Wiener Neustadt und das Umland zu entwickeln – enkelfit, weil klima- und naturverträglich.
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