Loch in der Stadtmauer
WIENER NEUSTADT. Was für die einen in ihren Grundfesten erschüttert. sind für andere Sicherheitsmaßnahmen. Der Abriss eines Teils der Stadtmauer ließ die Wogen hoch gehen. Doch die Stadt gab schnell Entwarnung. Sicherungsrabeiten, weil Gefahr in Verzug, hieß es gleich aus dem Rathaus. Baustadtrat Franz Dinhobl bringt Licht ins Dunkel: „Die Sicherungsmaßnahmen sind notwendig, weil Gefahr im Verzug ist, dass die Mauer in diesem Teilbereich einstürzt und Menschen gefährdet. Dazu handelt es sich im kritischen Bereich um keinen historischen Teil der Stadtmauer, sondern um – vereinfacht formuliert – aufgeschlichteten Bauschutt. Dazu passieren alle Arbeiten in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt.“
Information und Kommunikation
Auch die Denkmalschutzverein schaltete sich ein und gab letztlich grünes Licht.
„Die Stadtmauer wurde an diesem Teil im Krieg durch eine Fliegerbombe beschädigt und in den späten 40er- Jahren mit dem vorhandenen – nur zum Teil historischen – Material wiederhergestellt. Dieser Teil der Mauer wurde Richtung Kasematten bündig ausgeführt wurde, Richtung Hotel Corvinus aber erkennbar zurückgesetzt hergestellt. Die Mauer hat an dieser Stelle eine Stärke von geschätzten 40 – 50 cm. Die Begründung für diese Vorgehensweise liegt in einer festgestellten Instabilität, die auch vom Landeskonservator des Bundesdenkmalamts bestätigt wurde, der daraufhin diese radikale Maßnahme freigegeben hat. Auch wenn der Erhalt historischer Materie ein erstrebenswertes Ziel ist, die Sicherheit von Menschen geht vor und war dieser Schritt daher notwendig“, erklärt der Präsident des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereins, Christian Hoffmann, und übt zeitgleich Kritik an der Stadt: „Eine offenere Kommunikation und schnellere Information mit und für die Bürger der Stadt ist dringend nötig und bei Arbeiten dieser Art nur zu empfehlen.“
Geplant oder gefährlich?
Ganz und gar nicht zufrieden zeigt sich die SPÖ. „Natürlich ist nicht jedes Stück Mauer in unserer Stadt „historisch wertvoll“, meint dazu Vizebürgermeister Horst Karas. „Aber aus städtebaulicher Sicht und vor Allem aus Sicht des Ensembleschutzes ist der Abbruch zutiefst zu bedauern“, so Karas weiter. Dazu fürchtet die SPÖ das Loch könnte bleiben. „Ein Vergleich der durch den Abriss entstandenen Lücke mit dem offiziellen Schaubild zeigt deutlich, dass bereits bei der Projektierung der Kasematten-Revitalisierung diese ‚Lücke‘ in der Mauer vorgesehen war. Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob durch eine derartige Planung einer Mauerlücke ein bewusster Konnex zu Kriegszeiten hergestellt werden sollte. Schließlich waren die Kasematten ja in erster Linie als Depot für Waffen und Munition in Verwendung. Wenn dem aber so war und diese Lücke tatsächlich ‚geplant‘ war – aus welchem Grunde auch immer, so steht dies diametral der Aussage entgegen, dass ‚Gefahr im Verzug‘ gegeben gewesen wäre“, bemerkt Verkehrsstadtrat Martin Weber.
Aufwertung
"Alle Maßnahmen sind Karas und Co. natürlich bekannt, sie haben sich wider besseren Wissens dafür entschieden, der Story einen anderen Spin zu geben, um endlich wieder einmal eine Schlagzeile zu produzieren. Dass die SPÖ dafür sogar die Gesundheit von Menschen riskiert und die Mauer lieber einstürzen lassen würde, ist ein beschämender Stil für eine einst große Stadtpartei", so Dinhobl.
Im Zuge der laufenden Projekte im Stadtpark rund um die Revitalisierung der Kasematten und die Errichtung des Hilton-Hotels wird es zu einer Aufwertung der historischen Stadtmauer kommen. Diese wird unmittelbar entlang einer Promenade begehbar sein, was bislang nicht möglich war.
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